Es ist eine große Ehre für die Stadt: Fürstenwalde ist in diesem Jahr „Host Town“, Gastgeberstadt bei den Special Olympics, den olympischen Spielen für Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen. Dazu reisen Sportler aus Bhutan und Lesotho in die Stadt. Ausgetragen werden die Spiele in Berlin, aber auch Bad Saarow mit seinen Golfplätzen ist Schauplatz der Wettkämpfe.
Die Stadt Fürstenwalde hat das zum Anlass genommen, das Thema Inklusion, der Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen, verstärkt in den Fokus zu rücken und ein Netzwerk mit dem Titel „inklusives Fürstenwalde“ zu gründen.
Fackellauf über die Spree als Höhepunkt
Einer der Höhepunkte für die Öffentlichkeit soll der Fackellauf über die Spree am Mittwoch, 14. Juni, werden. Die ursprüngliche Planung ist auch jetzt noch auf der eigens ins Leben gerufenen Internet-Seite nachzulesen.
„Gegen 9.15 Uhr beginnt der Lauf auf dem Gelände der Samariteranstalten. Begleitet von über 100 Läuferinnen und Läufern und hoffentlich vielen begeisterten Fürstenwalderinnen und Fürstenwaldern. Sie können als Gast dabei sein und jubelnd die Läuferinnen und Läufer auf ihrem Weg zu den Special Olympics World Games Berlin 2023 begleiten“, heißt es dort.
Sperrung als vergleichsweise kleine Barriere
In seinem jüngsten Bericht vor den Stadtverordneten hat Bürgermeister Matthias Rudolph sein Engagement für diese Sache bekräftigt. Man arbeite „mit Hochdruck“ daran, die August-Bebel-Straße von den Samariteranstalten bis zur Wassergasse zu sperren, etwa von 8 bis 10 Uhr. Das werde nicht einfach, weil es eine der Hauptverkehrsadern der Stadt sei. „Uns ist wichtig, einmal zu zeigen: Das ist eine kleine Barriere im Vergleich zu den Barrieren, die die Menschen mit sich herumtragen, die wirklich körperlich und geistig eingeschränkt sind“, sagte Rudolph. „Ich glaube, da sind zwei Stunden vollkommen in Ordnung.“
Ablehnende Stellungnahme vom Busverkehr
Jetzt scheint sich die Ahnung mit den Schwierigkeiten zu bewahrheiten. Am Dienstagabend (18. April) kam Annett Spillmann vom Behindertenbeirat der Stadt von einer Sitzung des Inklusions-Netzwerks in die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses, um über eine aus ihrer Sicht bestürzende Nachricht zu informieren: „Wir kriegen die Straßensperrung nicht hin.“ Nach ihrer Aussage gibt es im üblichen straßenverkehrsrechtlichen Verfahren, das für eine solche Sperrung durchgeführt wird, eine ablehnende Stellungnahme des BOS, der Busverkehr Oder-Spree GmbH. „Dieser Fackellauf steht gerade auf der Kippe.“
Der Erste Beigeordnete der Stadt, Norbert Hein, ordnete die Informationen ein. Ihm sei bekannt, dass es eine kritische Haltung des BOS gebe, das sei auch legitim. Die Stadt habe die Sperrung beantragt und auf die Bedeutung der Veranstaltung hingewiesen. Letztlich entscheide nicht der BOS, sondern der Landkreis. „Eine in Papier gegossene Ablehnung habe ich noch nicht gesehen.“
Der anwesende Nahverkehrsexperte Tim Jurrmann wurde als Vertreter der Kreisverwaltung angesprochen und bot an, auf den BOS zuzugehen. Er zeigte aber auch Verständnis für die Haltung des Busverkehrs – schließlich müsste die komplette Linienführung eingestellt werden. Auf Anregung von Stephan Wende (Linke) erklärte sich der Vorsitzende des Ausschusses, Thomas Fischer vom BFZ, bereit, namens des Ausschusses an die Spitzen der Kreisverwaltung zu schreiben, um den politischen Willen der Stadt zu bekunden.
Auf eine Reihe von Fragen von MOZ.de zu dem Vorgang teilte die Pressestelle der Bahn, die als Mehrheitsgesellschafter den BOS vertritt, mit: „Wir sprechen diesbezüglich weiterhin mit den zuständigen Behörden.“
Kreis sucht Kompromisslösung
Für den Landkreis – einerseits Minderheitsgesellschafter des BOS, andererseits die für die Genehmigung zuständige Behörde – teilte Sprecher Mario Behnke mit: „Eine Inanspruchnahme der Spreebrücke für die geplante Veranstaltung wäre mit erheblichen Verkehrseinschränkungen in der Stadt Fürstenwalde verbunden. Die diesbezügliche Voranfrage der Stadt ist weiter in Bearbeitung. Es gibt keinen abschließenden Stand. Der Landkreis hat die Stadt gebeten, alternativ die Durchführung des Fackellaufs über die Gehwege der Spreebrücke zu prüfen und führt selbst Gespräche mit der Busverkehrsgesellschaft über eine Kompromisslösung.“
Annett Spillmann verwies auf Nachfrage von MOZ.de auf die recht knappe Zeit, die noch für die Vorbereitung bleibe. Viel Verständnis hat sie nicht: „Wenn es einen Unfall gibt wie neulich ist die Brücke auch stundenlang dicht.“
Im Ausschuss sagte sie, eigentlich seien nur 17 Minuten für die Strecke von den Samariteranstalten bis zur Spreewiese angedacht. „Wir wollen aber, dass beeinträchtigte Menschen aus Fürstenwalde mitlaufen.“ Da sei schwer zu kalkulieren, wie lange es dauere. „Wenn der BOS sagt, anderthalb Stunden sind in Ordnung, müssen wir sehen, wie wir die Leute von der Straße kriegen.“
In einer früheren Version des Textes war das Datum des geplanten Fackellaufs falsch angegeben. Wir bitten um Entschuldigung.