Die Regeln waren klar formuliert: "Wir gehen fair miteinander um, lassen den anderen ausreden, Hetze und Menschenverachtendes lassen wir nicht durchgehen." Moderator Julius Peter von den gastgebenden Wirtschaftsjunioren Oberhavels sagte das am Donnerstagabend in Richtung der sieben Männer und einer Frau, die sich bei den Kommunalwahlen am 26. Mai für den Kreistag Oberhavel zur Wahl stellen (siehe Hintergrund).
Fair war’s – und langweilig. Das lag aber sicherlich nicht an den Regeln, die nahezu für jede Talkrunde gelten. Es kam einfach keine Wahlkampfstimmung auf. Vielleicht lag es an den ewig gleichen Fragen zur B 96 , zur Wirtschaft, zur Bildung. Vielleicht lag es aber auch an den Kandidaten, die zum Teil müde (Andreas Noack, SPD), überfordert (Thomas Bauer, AfD) oder "beamtisch" (Uwe Münchow, FDP) rüberkamen. Wahrscheinlich hatte auch der Ort seinen Anteil daran. Die acht Kandidaten füllten zwar die kleine Bühne recht ordentlich aus. Das war nett anzusehen, wie sie an ihren Stehtischen aufs Publikum schauten. Bloß, dass ihre Blicke hauptsächlich auf leere Stuhlreihen fielen.
Etwas 40 Plätze waren besetzt. Davon eine ganze Reihe von den Wirtschaftsjunioren, die AfD war gut vertreten, aber auch die anderen Parteien hatten ihre Freunde dabei, die an der richtigen Stelle klatschten. Geschätzt ein schwaches Dutzend "echter" Gäste waren aus Interesse an Kommunalpolitik und den Kandidaten nach Oranienburg gekommen. Den Veranstaltern nutzte es da auch nichts, das akademische Viertelstündchen nach dem offiziellen Beginn gewartet zu haben. Es wurden nicht mehr.
Gefühlt zweimal wurde es interessant. Während sonst alle Kandidaten, einer brav nach dem anderen, ihre ein bis zwei Minuten Redezeit mit mehr, aber meist weniger wertvollen Antworten nutzten, forderte Moderator Julius Peter ziemlich zu Beginn eine stumme Runde ein. Da durften die Acht nur abstimmen. Beispiele: Hat Oberhavel zu wenig Gewerbeflächen? Alle acht Hände gingen hoch. Die Verwaltung arbeitet reibungslos und gut? Alle Hände blieben unten. Doch statt später, zum Beispiel auf die Verwaltungsklatsche einzugehen und nachzuhaken, ging es zur nächsten Rederunde.
Etwas Spannung kam zum Schluss hin auf. Da wollten die Moderatoren wissen, wie das Interesse an Kreispolitik geweckt werden kann? Wirklich schlüssige Antworten gab es nicht. Ansätze vielleicht: Bauer (AfD) und Ließke (Freie Wähler) wollen mehr Bürgerbeteiligung, von Gizycki (Grüne) und Bär (Linke) eine bessere Öffentlichkeitsarbeit. Dieser Abend war keine Werbung für Kommunalpolitik.

Eine Frau undsieben Männer

Acht Kandidaten haben am Talk im Oranienwerk teilgenommen: Elke Bär (Linke), Andreas Noack (SPD), Thomas von Gizycki (Grüne), Heinz Ließke (Freie Wähler), Thomas Ney (Piraten), Uwe Münchow (FDP), Frank Bommert (CDU) und Dieter Bauer (AfD).

Als Moderatoren traten die Gastgeber (Wirtschaftsjunioren Oberhavel) auf. Die Fragen stellten Julius Peter und Benjamin Körber.

Es gab Rederegeln: Mal hatten Kandidaten eine oder zwei Minuten Zeit für ihre Antworten. Es gab auch eine stumme Runde, bei der die Teilnehmer nur die Hand heben sollten, wenn sie zustimmen. bu