Seit Mittwoch (6. April) ist es offiziell: Alexander Tönnies (SPD) ist der neue Landrat von Oberhavel. Der Kreistag gab am Mittwochnachmittag während einer Sondersitzung das Briefwahlergebnis bekannt. Nur 38 Minuten brauchte der Kreistags für die bislang kürzeste Sitzung der Wahlperiode. Der amtierende Landrat Egmont Hamelow nutze die Sitzung für aktuelle Informationen zur Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge und zur Corona-Pandemie.
Tönnies will das Amt mit Demut angehen
Der Kreistagsvorsitzende Wolfgang Krüger (CDU) gab schließlich das Ergebnis der Wahl bekannt - die Stimmen waren am Montag ausgezählt worden, das Resutat war kein Geheimnis mehr. Alexander Tönnies bekam 37 Stimmen - sieben Stimmen mehr als für die absolute Mehrheit erforderlich. Er freue sich auf eine „tolle Aufgabe mit abwechslungsreichen Geschichten“, sagte Tönnies und bedankte sich für die Unterstützung. Diese Herausforderung nehme er mit Respekt an. „Es schadet nicht, ein solches Amt demütig anzugehen.“, so Tönnies. „Als Mannschaftssportler weiß ich, dass wir im Team alle Herausforderungen für unseren Landkreis meistern werden.“
Die Freude über den Ausgang der Wahl war vor allem bei der SPD groß. „Ich bin froh und stolz, dass unser Oberhavel auch weiterhin von einem sozialdemokratischen Landrat geführt wird. Das ist die beste Garantie dafür, dass unser Landkreis stark und sozial bleibt“, sagte der Unterbezirksvorsitzende Benjamin Grimm.
Lampenfieber vor der Entscheidung
Am 14. August vergangenen Jahres hatte sich die SPD Oberhavel auf Alexander Tönnies als Kandidat festgelegt. 235 Tage sollten vergehen, bevor der Hohen Neuendorfer sein Ziel erreichte. Er wird der dritte Landrat in der Geschichte des Landkreises, folgt auf seine Parteifreunde Karl-Heinz Schröter (1994 bis 2014) und Ludger Weskamp (2015 bis 2021).
„Lampenfieber trifft es gut“, beschrieb Tönnies, der seit 2015 Erster Beigeordneter, Hauptamtsleiter und stellvertretender Bürgermeister von Hohen Neuendorf ist, am Mittwoch seine Gefühlslage. Dass sich Tönnies mit 37 Stimmen deutlich vor Michael Krause und Peter Zeitler durchsetzte, kam wenig überraschend. „Sicher kann man sich erst sein, wenn das endgültige Ergebnis feststeht“, hatte er immer wieder betont – wenngleich ihn die klaren Siege in der Direktwahl und die überwältigende Mehrheit bei der Nominierung durch den Kreistag in die Favoritenrolle drängten. Die Stichwahl am 12. Dezember 2021 gegen Sebastian Busse (CDU) hatte Tönnies mit 63,3 Prozent der Stimmen klar gewonnen, scheiterte aber am Quorum.
Sondersitzung zur Amtseinführung
Nun Gewissheit zu haben, sei eine „wichtige Weichenstellung im Privatleben und Beruf“, so Tönnies Einige Tage der Vorfreude bleiben ihm noch. Die Ernennung zum Landrat wird am 27. April während einer weiteren Kreistagssondersitzung erfolgen. Dann ist Alexander Tönnies offiziell Landrat von Oberhavel. Gleichzeitig soll Vorgänger Ludger Weskamp verabschiedet werden, sagte der Kreistagsvorsitzende Wolfgang Krüger.
Von den 56 Kreistagsmitgliedern beteiligten sich 53 an der Wahl. Zur Abstimmung zugelassen wurden 49 Stimmzettel, vier wurden zurückgewiesen, so Krüger. Michael Krause erhielt vier, Peter Zeidler drei Stimmen. Es gab fünf Enthaltungen.
Glückwünsche erhielt Tönnies auch von den Grünen, die desenkandidatur bei der Stichwahl unterstützt hatten. „Wir setzen auf eine gute Zusammenarbeit mit unserem neuen Landrat und wünschen Herrn Tönnies viel Erfolg bei der großen Aufgabe. Eine bürgernahe Verwaltung, die ökologische und soziale Schwerpunkte setzt, wünschen wir uns“, sagte die Sprecherin des Grünen-Kreisverbands Ingrid Hüchtker.
Auf dem langen Weg zum neuen Landrat
Volker-Alexander Tönnies ist neuer Landrat von Oberhavel.
Vorgänger Ludger Weskamp (ebenfalls SPD) schied zu Jahresbeginn freiwillig aus dem Amt aus und ist seither Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes.
Die Nachfolge sollte per Direktwahl geklärt werden. Es gab vier Kandidaten. Im November setzte sich Tönnies vor Sebastian Busse (CDU), Clemens Rostock (Bündnis 90/Grüne) und Vasco Piehl (AfD) durch. Zwei Wochen später ging er auch aus der Stichwahl gegen Busse als klarer Sieger hervor – verfehlte aber die als Quorum bezeichnete nötige Stimmenzahl, die 15 Prozent der Wahlberechtigten umfasst.
Eine Ausschreibung der Stelle folgte. Bewerbungen von 31 Interessierten (darunter sechs Frauen) gingen ein.
Der Kreistag traf im März eine Vorauswahl. Tönnies wurde mit großer Mehrheit für die Briefwahl der Abgeordneten nominiert. In dieser setzte er sich gegen Michael Krause und Peter Zeitler (beide von der AfD vorgeschlagen) durch. sz