Die stellvertretende Bürgermeisterin vom Mühlenbecker Land, die in Hammer wohnt, wechselt zum 1. Juli in die Liebenwalder Verwaltung. Dann fährt sie mit dem Rad ins Rathaus. Dort wird die langjährige Kämmerin vom Mühlenbecker Land in gleicher Funktion in der Verwaltung arbeiten (wir berichteten).
Damit schließt sich für Kerstin Bonk gewissermaßen ein Kreis. Denn während ihres zweiten Studiums zur Diplom-Verwaltungswirtin absolvierte sie Anfang der 1990er-Jahre unter der damaligen Kämmerin Erika Rodig ein Praktikum im Liebenwalder Rathaus.
Ursprünglich war die gebürtige Prignitzerin in der Landwirtschaft tätig. Doch nach der Wende suchte die Diplom-Agrar-Ingenieurin eine neue Perspektive. "Ich würde sonst heute noch Futtermengen kalkulieren", glaubt sie drei Jahrzehnte später. Sie schickte zwei Bewerbungen los, eine zur Polizei und eine zur damaligen Verwaltungsfachschule nach Bernau. Von dort kam die erste Antwort zurück. Damit war der weitere Berufsweg durch Zufall entschieden. "Ich wollte nicht nur über Akten sitzen, sondern auch mit Menschen zu tun haben. Da ist ein Job in der Verwaltung gar nicht so schlecht", schildert sie ihre damaligen Überlegungen.
Diese Entscheidung hat sie nie bereut, auch wenn ihr Arbeitstag selten ohne Überstunden endet. "Mir war nie langweilig", blickt sie positiv wie immer auf 23 Jahre Verwaltungsarbeit in unterschiedlichen Funktionen in Mühlenbeck zurück.
Angefangen hat sie im September 1997 als Sachbearbeiterin für Haushalt und Controlling im damaligen Amt Schildow. Fünf Jahre später hatte sie ihre erste Leitungsaufgabe als kommissarische Hauptamtsleiterin. Klaus Brietzke (CDU) machte sie 2004 dann zur Leiterin des Dienstleistungsamtes. Kerstin Bonk war somit zuständig für die Abläufe in der Veraltung. Zwischendurch kümmerte sie auch noch wenige Wochen ums Bauamt. Seit 2009 arbeitet sie erfolgreich als Kämmerin in Mühlenbeck. Die Frau ist sozusagen mit allen Ämtern vertraut.
Als diesen Januar bekannt wurde, dass Kerstin Bonk nach Liebenwalde wechselt, war die Überraschung groß. Sie gilt als "rechte Hand" und wichtigste Stütze von Bürgermeister Filippo Smaldino (SPD) und eigentlich als unersetzlich. Smaldino bedauert den personellen Verlust im Rathaus, zeigt aber Verständnis für die Entscheidung von Kerstin Bonk, in der Nähe ihres Wohnortes arbeiten zu wollen.. "Sie ist nicht adäquat zu ersetzen", so der Bürgermeister, der Kerstin Bonk nicht nur als Mitarbeiterin, sondern auch als Mensch schätzt. "Sie hat mir immer den Rücken freigehalten und zu mir gestanden – auch in schweren Zeiten."
In all den Jahren hat Kerstin Bonk sich einen Ruf als kompetente Verwaltungsexpertin mit großer Empathie für ihr Gegenüber erarbeitet. Dabei ging sie Konflikten nie aus dem Weg. Ihr Ansatz ist lösungsorientiert. Viele Wegbegleiter bedauern ihren Weggang aus Mühlenbeck. "Das ist ein herber Verlust fürs Rathaus", kommentierte zum Beispiel Loreen Tirado vom Kita-Elternbeirat die Nachricht vom Rathauswechsel. Lange genug habe sie 120 Prozent gegeben und teils mehrere Stellen besetzt, zeigt sich Gemeindevertreter Dennis Hentschel (CDU) nicht verwundert über die Personalie. Ihr damaliger Chef Klaus Brietzke bedankte sich für ihr "unermüdliches, segensreiches Wirken" für die Gemeinde. "Wirklich schade für das Mühlenbecker Land", so der frühere Bürgermeister.
Liebenwaldes Bürgermeister Jörn Lehmann bekommt nicht irgendeine in Zahlen verliebte Finanzfachfrau. Die 53-Jährige gilt als "Allzweckwaffe" in einer Verwaltung. Egal, welche Aufgabe ihr die zahlreichen Bürgermeister in den vergangenen 23 Jahren gegeben haben – Kerstin Bonk hat ihre Jobs mit Herzblut und großem Sachverstand souverän und mit Weitblick erledigt. Als Stichworte nennt sie die komplizierte Umstellung des Rechnungswesens auf die doppelte Haushaltsführung (Doppik) oder auch die Rückerstattung zu viel gezahlter Kita-Beiträge. Es mussten mehr als 2 400 Bescheide erarbeitet werden. Insgesamt haben die Eltern 2,4 Millionen Euro zurückbekommen. Eine Mammutaufgabe.  "Das ist aber nur gemeinsam zu schaffen", sagt die Kämmerin, die auf Teamarbeit setzt.
Anders wäre die Mehrfachbelastung, die sie seit 2014 im Mühlenbecker Rathaus hat, auch nicht zu bewerkstelligen. Kerstin Bonk ist nicht nur Kämmerin und stellvertretende Bürgermeisterin, sondern auch noch zuständig für die Bereiche Verwaltung und Soziales, zu dem der im Mühlenbecker Land als kompliziert geltende Kita-Bereich gehört. "Meine Devise ist es, stets auf Augenhöhe zu agieren", beschreibt sie ihre Arbeitsweise. "Jedes kleine Rad ist wichtig fürs gesamte System."
Am Montagabend ist Kerstin Bonk auf der Gemeindevertretungsitzung ein letztes Mal zuständig für die Finanzen der Gemeinde. Dann stellt sie den Nachtragshaushalt zur Abstimmung. Inzwischen haben die Jahreshaushalte der Großgemeinde ein Volumen von 30 Millionen Euro. Zu Beginn ihrer Zeit als Kämmerin waren es etwa zehn Millionen Euro.
Ihr Büro neben dem Bürgermeister hat sie inzwischen aufgeräumt. Von vielen dicken Akten hat sie sich getrennt. "Papier ist heute eigentlich nicht mehr notwendig", hat sie inzwischen festgestellt und öffnet lachend die Türen des Aktenschrankes. Die Regale sind tatsächlich leer und staubfrei. So ganz verzichten kann Kerstin Bonk auf Gedrucktes aber doch nicht. Die farbigen Familienfotos auf der Fensterbank ihres Büros werden mit nach Liebenwalde umziehen. "Ich nehme viel Erfahrung, zahlreiche freundschaftliche Kontakte und viele positive Erlebnisse mit", sagte sie und krempelt wieder die Ärmel ihrer Strickjacke hoch. Ausruhen kennt Kerstin Bonk nicht.
Und dann gibt es noch etwas, das sie am Dienstag aus dem Rathaus tragen wird. Es ist der Drachenbaum, der vorm Schreibtisch vor sich hinwächst. "Der hat mich all die Jahre begleitet", sagt sie liebevoll. Es klingt fast so, als ob sie sich beim Drachenbaum entschuldigen möchte, weil er manchen Frustausbruch in aller Stille ertragen musste. Die Pflanze ist zwar keine Schönheit, hat aber hohen Symbolwert. Ihr Drachenbaum hat viele Verzweigungen, die für ihr vielfältiges Leistungsprofil stehen. Es wirkt fast so. als ob jeder kleine Ast für einen ihrer Jobs im Rathaus steht. Und es sind viele Äste.

Künftig gibt es vier statt zwei Fachbereiche

Mit dem Weggang von Kämmerin Kerstin Bonk bekommt die Verwaltung eine neue Struktur.

Statt zwei Fachbereiche gibt es künftig wieder vier Fachbereiche.

Neue Kämmerin wird Kathrin Güldenpfennig, die bereits im Mühlenbecker Rathaus als Fachdienstleiterin der Gemeindekasse arbeitet. Sie war stellvertretende Bürgermeisterin in Kremmen.

Die Bereiche Kita und Ordnungsamt verantwortet künftig Frank Möricke.

Für die Verwaltung im Mühlenbecker Land ist die bisherige Fachdienstleiterin Anke Wittstock-Lampe künftig zuständig.. zeit