Mehr als 100 Besatzungen mit ihren Motorbooten auf der Havel und an die 200 Wassersportfreunde auf der Festwiese in Ketzin/Havel gaben am Samstag, 2. September 2023, mit einer emotionalen Protestveranstaltung die Antwort auf die Meinung des Ministeriums für Landesplanung und Infrastruktur (MIL), dass „ein weitergehendes öffentliches Interesse und ein Bedürfnis an der Schiffbarkeit hingegen nicht erkennbar sind“.
So hatte das MIL im Schreiben vom 20. Juni 2023 auf den Antrag von Bürgermeisterin Katrin Mußhoff auf Schiffbarkeit der Gewässer in der Kliemsiedlung im Ortsbereich Brückenkopf reagiert, den sie auf Beschluss der Mehrheit der Stadtverordneten gestellt hatte. Diese Schiffbarkeit liege „wohl nur im Interesse derjenigen Anwohner Ketzins, deren Grundstücke an die Erdelöcher“ angrenzen, so das MIL.

Gleicher Stand wie 2015 – niemand fühlt sich zuständig

Zuvor heißt es im Schreiben, dass vor einer Entscheidung das Einverständnis der Unteren Wasser- und der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis einzuholen sei. Dass dieser Genehmigungsprozess mit unendlich vielen Abstimmungsrunden mit allen Beteiligten nunmehr mehr als acht Jahre dauert und im genannten Schreiben ignoriert wird, dass sich die genannten Behörden im Landkreis im Januar 2020 als nicht zuständig erklärten, brachte bei den Motorbootssportlern das Fass zum Überlaufen.
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„Jetzt haben wir den Stand vom Juli 2015, als wir in gleicher Form und an gleicher Stelle gegen die im Jahre 1994 vergessene Aufnahme aller Gewässer in die Liste der schiffbaren protestierten“, war Demoleiter Thomas Witkowski sauer über das Behördenhandeln. Bürgermeisterin Katrin Mußhoff (parteilos) nannte das am Samstag Behördenwirrwarr. Dass nach acht Jahren noch keine Entscheidung getroffen wurde, wäre für die Bürger nicht nachvollziehbar.

Landtagsabgeordneter Johannes Funke lädt nach Potsdam ein

Ariane Fäscher (SPD), Bundestagsabgeordnete, hatte sich die Gewässer selbst angesehen. Sie begleite das Thema seit mehr als drei Jahren und verstehe die Ungleichbehandlung zu ähnlichen Gewässern nicht, so ihre Meinung auf der Demo. Die Protestveranstaltung sei ein gutes Beispiel für persönliches Engagement, acht Jahre Entscheidungsprozess seien zu lang, das wäre zu viel Bürokratie und sie wolle sich für eine Lösung einsetzen, sagte sie.
Landtagsabgeordneter Johannes Funke (SPD) meinte, dass nur die Menschen gemeinsam die Natur erhalten könnten und lud die Organisatoren des Protestkorsos, Stadtverordnete und Bürgermeisterin nach Potsdam ein, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Die könne nicht so schwierig sein, sagte Witkowski nach der Demo. Schließlich erholten sich hier nicht nur die Anlieger. Die Stadt Ketzin setze mit ihrer einzigartigen Natur auf Tourismus. Mit Motorbooten werde hier seit 100 Jahren gefahren, ohne der hiesigen Natur zu schaden. Die Wassersportfreunde seien selbst daran interessiert und würden viele Stunden zum Erhalt beitragen, sagte er. Auch aus naturschutzrechtlicher Sicht bestünden keine Bedenken, das ergebe sich aus einem offiziellen Gutachten.
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Wie er am Abend resümierte, seien die Protestveranstaltungen sowohl auf dem Wasser als auch auf der Festwiese absolut friedlich abgelaufen. Obwohl von den beteiligten Landes- und Kreisbehörden trotz Einladung niemand teilgenommen hatte, um die Sichtweise der Behörden zu erläutern, hoffe er, dass das Anliegen der Nutzbarkeit aller Ketziner Gewässer mit Booten trotzdem bis dorthin dringe.