Rhinow im Nordwesten des Landkreises Havelland wirkt wie ein kommunaler Gegenpol zu Falkensee im Osten. Mit aktuell nur etwa 1.600 Einwohnern auf der einen Seite und 44.750 auf der anderen könnte der Kontrast kaum größer sein.
Eine der kleinsten Städte
Tatsächlich ist Rhinow eine der kleinsten Städte im Land Brandenburg und auch deutschlandweit, während Falkensee als Boomtown gilt. Im Westen erledigt Bürgermeister Stefan Schneider (SPD) den Kommunaljob im Ehrenamt, im Osten ist Heiko Müller (SPD) hauptamtlich im Einsatz. Die Heimatgeschichte zeigt, wie stark die Ortsentwicklungen beider Städte durch infrastrukturelle Gegebenheiten bedingt waren und sind.
Stadtrecht schon seit 1281
Rhinow mochte im Mittelalter eine dankbare Zwischenstation auf dem Fußweg zwischen den Bistumssitzen Havelberg und Brandenburg gewesen sein. Die Ersterwähnung erfolgte 1216, und schon 1281 wurde das Stadtrecht verliehen. Wohl aus dieser Zeit stammt der gotische Kern der Kirche, die weiter die Mitte der Stadt bildet.
Mit Stab und Kapuze
Unweit davon zeigt das Ortswappen vermutlich einen Pilger mit Stab und Kapuze. Womöglich war Rhinow auch Zwischenstation auf dem Weg zu regionalen Wallfahrtsstätten wie die in Bad Wilsnack, in Buckow bei Nennhausen und auf dem Marienberg in Brandenburg/Havel. Ein hinter der Elbe verlaufener Jakobsweg nach Santiago de Compostela ist nur etwa 25 Kilometer von Rhinow entfernt.
2006 vom Bahnnetz genommen
Im 21. Jahrhundert sind Pilgerwege aber keine infrastrukturelle Trumpfkarte mehr. Hauptverkehrsadern sind die Bundesstraße 102 und die Landesstraße 17. Vom Bahnnetz wurde Rhinow 2006 genommen. Etwa zur Wendezeit 1989/1990 hatte Rhinow mit rund 2.220 Einwohnern das Maximum erreicht.
Landgemeinde Falkensee seit 1923
Derweil erwiesen sich zwei Orte vor den Toren Spandaus als verkehrstechnisch überaus zukunftsträchtig. Falkenhagen und Seegefeld wurden 1923 zur Landgemeinde Falkensee fusioniert. Bei Vollzug der kommunalen Ehe hatte es bereits etwa 8.000 Einwohner gegeben. Die Zahl stieg bis auf über 29.000 in den Jahren vor dem Bau der Berliner Mauer.
Bauland für kaum mehr als 10 Euro pro Quadratmeter
Trotz Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1961 stagnierte die weitere Bevölkerungsentwicklung zunächst, war in der Folge sogar etwas rückläufig, ehe die Mauer wieder fiel. Mitte der 1990er Jahre setzte die Wachstumsdynamik ein, die bis heute in Falkensee anhält. Ein Quadratmeter Bauland kostet dort inzwischen im Durchschnitt schon mehr als 300 Euro, in Rhinow und Umgebung müsste man nur etwas mehr als zehn Euro bezahlen.