Der Juni ist für den Rathenower Wassersportverein Kanu 1922 (RWK) ein besonderer Monat. Diesmal kann ein Jubiläum groß gefeiert werden. Denn die Vereinsgeschichte begann vor 100 Jahren. Der Vorläufer, ein Arbeiterwassersportverein, wurde am 11. Juni 1922 gegründet. Zum damaligen Vorstand gehörte der spätere Rathenower Oberbürgermeister Paul Szillat (1888-1958). Ein Jahrhundert nach der Gründung kommt es am 17. Juni zur offiziellen Festveranstaltung, und am 18. Juni ist Party.
Gefragter Gesprächspartner dürfte Volkmar Kolberg sein. Dieser Wassersportfreund wurde 1938 geboren. Seit 1951 ist er ein Kanute, hat also von 100 Jahren Vereinsgeschichte mehr als 70 miterlebt. Kolberg ist eins von drei Ehrenmitgliedern im Verein, dem insgesamt rund 180 Kanuten angehören. Dem RWK stehen René Pollak als 1. Vorsitzender und Jonas Kroschinsky als 2. Vorsitzender vor. Gemeinsam laden sie alle früheren und gegenwärtigen Mitglieder zur Jubiläumsparty auf dem Vereinsgelände am Havelweg 2 ein.
Wie viele Ehemalige es gibt, weiß René Pollak nicht. Indessen berichtet er, dass neben 36 Frauen und 96 Männern, die aktuell in Boote steigen, ein großer U18-Nachwuchsbereich besteht. Zu diesem gehören 36 Mädchen und 36 Jungen. Die Geschlechterquote kann nicht besser sein. Alle Jahre würden sich etwa 15 Kinder anmelden, von denen rund 10 ihre Liebe zum Kanusport entdecken würden, so Pollak, der seine Funktion seit 2016 ausübt. Nachwuchssorgen hat der RWK nicht, was insbesondere den hauptamtlich tätigen Trainer Jonas Kroschinsky freut. Als fast 23-Jähriger gehört er noch zu den Jüngeren, ist aber schon seit 2007 ein Kanute. Er agiert sozusagen als Sportchef bzw. Cheftrainer im Verein, der über zwölf Übungsleiter verfügt.
Seit 2013 bereits sechs Kinder zum Kanu Club Potsdam entsendet
Seit 2013 ist der RWK ein Kanu-Landesstützpunkt, was Kroschinskys hauptamtliche Tätigkeit nicht nur möglich, sondern auch erforderlich macht. Sportlich gefordert sind Delegierungen von Talenten zum Olympiastützpunkt in der brandenburgischen Landeshauptstadt. Seit 2013 konnten sechs Kinder zum Kanu Club Potsdam (KCP) delegiert werden. Schon zuvor war Finn Eidam zum KCP gewechselt, der bei der U23-Weltmeisterschaft 2017 in Rumänien im Zweier-Kajak (K2) den Titel holte. Der Sprung aus dem Junioren- in den Erwachsenenbereich gelang Finn nicht. Aktuell verfolgt man beim RWK gespannt die weitere KCP-Entwicklung des 17-jährigen Lukas Fredrich, der zuletzt bei der nationalen Sichtung überzeugen und sich für die Junioren-Nationalmannschaft qualifizieren konnte. Lukas wurde 2019 delegiert.
Der Besuch der Sportschule erfolgt ab dem siebenten Schuljahr. Zum Jubiläumsfest werden mindestens zwei Kinder vom RWK in Richtung Potsdam verabschiedet, bei einem weiteren sei die Berufung noch offen, wie es seitens des Vereins heißt.
„Pili“ hinterließ Geld - RWK investierte in ein neues Boot
Ein anderes großartiges Ereignis während der 100-Jahr-Feierlichkeiten wird die Bootstaufe eines Schüler-K4. Rund 4.000 Euro hat die Neuanschaffung gekostet, finanziert aus dem Nachlass des im Vorjahr verstorbenen Ehrenmitglieds Ernst-Friedrich Klewitz (1935-2021), den man auch im Verein nur „Pili“ nannte. Auf diesen Namen soll der neue Vierer getauft werden.
Es gibt Boote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Der RWK verfügt nun insgesamt über 9 Vierer, 22 Zweier und 54 Einer. Dazu kommen 7 Kajaks, in die Kinder beim Schnuppertraining einsteigen. Näheres zum Kennenlern-Angebot findet sich auf www.kanu-rathenow.de oder kann unter 03385/511058 erfragt werden. Zudem verfügt der Verein über 6 Freizeit-Canadier mit bis zu 10 Plätzen. Wer (ohne Vereinsbindung) allein oder zu zweit selbst mal auf die Havel hinaus fahren mag, kann eines von 10 Zweier-Paddelbooten mieten.
Beim RWK alles im Grünen Bereich - aktuell nur wenige Wünsche
Beim Rathenower Wassersportverein Kanu 1922 e.V. mit seiner idyllischen Lage ist offenbar alles im Grünen Bereich. Einen langen Wunschzettel gibt es nicht. Wichtige Investitionen wurden längst getätigt. Momentan lässt der RWK einen Trailer in Bayern bauen, auf dem 36 Boote transportiert werden können. Wenn Jonas Kroschinsky darüber nachdenkt, was er gut am Landesstützpunkt gebrauchen könnte, fällt ihm der Sportplatz ein, der sich mit auf dem Gelände am Havelweg 2 befindet. Ein zu schaffender Parcours bzw. Kletterpark, um koordinative und athletische Fähigkeiten zu trainieren, würde der Sportchef für eine sinnvolle Investition halten.
René Pollak fällt spontan ein, dass der aus DDR-Zeiten stammende Schwimmsteg in die Jahre gekommen ist. Ferner könnte der von alten wie unansehnlichen Betonelementen gesäumte Uferbereich mal saniert werden, damit das Vereinsgelände noch einladender für Kanu-Touristen und Freizeitkapitäne wird. Tatsächlich ist es auch ein Wasserwanderstützpunkt, auf dem Freizeit-Paddler ihre Zelte aufschlagen können. Ferner befindet sich dort eine Marina mit 13 Liegeplätzen für Sportboote. Womöglich bieten die Jubiläumsfeierlichkeiten beste Gelegenheit, über künftige Investitionen und mögliches Sponsoring ins Gespräch zu kommen.
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