Einen Paukenschlag wird es zum Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr Küstrin-Kietz nicht geben. Nach 151 Jahren darf es schon mal eine Nummer größer sein, dachten sich wohl die Organisatoren der Jubiläumsfeier und meldeten einen Kanonenschlag bei der Amtsverwaltung in Golzow an. „Die Genehmigung wurde erteilt“, freut sich Patrick Piater, stellvertretender Ortswehrführer. So können sich die Küstriner Kanoniere am Sonnabend (19. August) in Position bringen. Dass das Jubiläum ein Jahr später begangen wird, soll dem Spaß keinen Abbruch tun. „2022 war es einfach zu schwierig, alles auf die Beine zu stellen.“
Gefeiert wird auf dem Areal hinter dem Kulturhaus Küstrin-Kietz. Bereits für 10 Uhr ist die Eröffnung mit verschiedenen Redebeiträgen geplant. Um 12 Uhr startet das Programm. Dabei reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt. Den Anfang macht die Vorführung der Jugendfeuerwehr Golzow. Die Feuerwehr Manschnow spielt ein Einsatzszenario nach. „Es wird ein Verkehrsunfall simuliert“, erzählt Patrick Piater. Im Vordergrund soll dabei die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Rettungskräfte stehen. Um 14.30 wird ein Brandeinsatz an einem Pkw nachgespielt.
Drehleiter der Feuerwehr Seelow vor Ort
„Zwischen 12 und 14 Uhr gibt es eine Technik-Schau“, kündigt der Vize-Ortswehrführer an. Dieses Vorhaben unterstützen Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis Märkisch-Oderland mit historischen Fahrzeugen, aber auch mit aktuell genutzten. So kommt die Feuerwehr Seelow mit dem neuen Tanklöschfahrzeug (TLF) und der großen Drehleiter nach Küstrin-Kietz.
Eine Folkloretanzgruppe aus Polen tritt um 14 Uhr auf und das Landespolizeiorchester spielt um 15 Uhr. Den ganzen Tag über können sich die jungen Gäste die Zeit an der Spielstrecke vertreiben. „Sogar ein Kinderkarussell haben wir organisiert“, verrät Patrick Piater im schon Vorfeld. Auch zur Stärkung wird groß aufgefahren: Feldküche, Foodtruck und ein Zuckerwatte-Wagen sind vor Ort. Außerdem gibt es Gegrilltes, Knoblauchbaguette und Eis, Pommes am Stand der Freiwilligen Feuerwehr Genschmar sowie Kaffee und frischen Bäckerkuchen.
Drei Jahre Vorbereitungszeit
Mit Absicht hat die Freiwillige Feuerwehr Küstrin-Kietz „das gesamte Catering ausgelagert“, so Patrick Piater. Er erklärt auch, warum: „An diesem Tag wollen wir selbst feiern und die Arbeit abgeben.“ Die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier seien „nicht ohne“ gewesen. Damit hatte das Organisationsteam bereits vor knapp drei Jahren begonnen.
Sämtliche Veranstaltungen seither wurden genutzt, um Geld zu akquirieren. „Die Einnahmen von Halloween und Walpurgisnacht waren der Grundstein für unser Fest“, berichtet Piater. „Alles, was die Gäste am Sonnabend erwartet, wurde im Vorfeld gemeinsam besprochen und entschieden“, betont der stellvertretende Ortswehrführer. Ortsvorsteher Norbert Bialek hatten sie dabei immer an ihrer Seite. Piater: „Auch die Zusammenarbeit mit der Amtsverwaltung war sehr gut.“
Partnerschaft mit Feuerwehr Kostrzyn
Dass Amtsdirektor Tino Krebs, Kreisbrandmeister Sebastian Nestroy, Martin Zohles als Leiter des MOL-Katastrophenschutzes und Landesbranddirektor Michael Koch die Einladung zum Geburtstagsfest angenommen haben, freue Piater und anderen Feuerwehrleute in Küstrin-Kietz besonders. Denn so werden sie Zeugen eines historischen Moments.
Mit Verantwortlichen der Feuerwehr Kostrzyn werden die Küstrin-Kietzer um 11 Uhr eine Partnerschafts-Urkunde unterzeichnen. „Wir wollen die Kameradschaft wieder herstellen, wie es sie vor dem Krieg schon einmal gab“, erklärt Patrick Piater. Bei Übungen in Polen habe man sich schon mehrfach getroffen, konnte sich kennenlernen. Das soll nun intensiviert werden. „Egal in welcher Hinsicht – ob bei Übungen oder beim gemütlichen Zusammensitzen“, betont er.
Crowdfunding-Aktion im Internet
Von der Gemeinde haben die Feuerwehrleute das Geld bekommen, das immer für das Dorffest eingeplant war. Somit konnte für die Besucher freier Eintritt gewährleistet werden. Eine neue Variante, die Finanzierung zu sichern, ist eine Crowdfunding-Aktion, die im Internet gestartet wurde.
„Dieses Fest ist ein Herzensanliegen sowohl der Gemeinde als auch der Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Küstrin-Kietz. Es entstehen trotz allen ehrenamtlichen Engagements Kosten, die wir allein nicht stemmen können“, schreiben die Veranstalter auf der Spendenseite. Und die Unterstützung ist in vollem Gange. Gespendet werden kann weiterhin.
Die einstige „Freiwillige Turnerfeuerwehr“ wurde am 24. April 1872 gegründet. Diese Information hat der Verein für Geschichte Küstrin-Kietz ermittelt. Bereits 1876 entwickelte sich der Name in „Städtische Feuerwehr“ um, bis es schließlich 1890 zur Aufteilung kam. Ab diesem Zeitpunkt agierten drei große Feuerwehren in der Gemeinde – in der Neustadt, der Altstadt und der Langen Vorstadt (das heutige Küstrin-Kietz). Auch wenn jede Feuerwehr unter einer eigenständigen Führung arbeitete, kam es bei Großeinsätzen immer mal wieder zur Zusammenarbeit. In der Nachkriegszeit erlosch der Kontakt zur polnischen Seite und der einst eng verbundenen Feuerwehr ganz.