Erst pfui – dann hui – erst passiv, dann aktiv: Die Oberliga-Fußballer des gastgebenden Victoria Seelow haben beim 1:1 gegen den 1. FC Lok Stendal einmal mehr das durchaus vorhandene Potenzial angedeutet, auf der anderen Seite aber auch ihr wohl größtes Manko offenbart: die mangelnde Konstanz über 90 Minuten. Das gilt in gleichem Maße für die Altmärker, die im ersten Durchgang das Geschehen beherrschten und sich einige vielversprechende Gelegenheiten erspielten. Eine stattliche Pausenführung der Gästeelf von Trainer Jörn Schulz verhinderte indes Seelows gut aufgelegter Schlussmann Pavels Dorosevs mit drei Glanztaten gegen Niclas Buschke (6./33.) sowie Sebastian Hey (24.). Für Seelow traf Lennard Flaig das Aluminium des Stendaler Gehäuses (43.) im Anschluss an einen Eckball von Routinier Sebastian Jankowski. Zuvor wehte in der Offensivabteilung der Platzherren durchweg ein laues Lüftchen.
Im zweiten Durchgang war es die dann jedoch die Heimelf, die früh attackierte. Das zahlte sich in der 54. Minute aus, als der agile Sebastian Jankowski Stendals Torsteher Schlussmann Bryan Giebichenstein zum 1:0 überwand. In der Folge verpassten es die Victorianer, den Vorsprung auszubauen und so kamen die nicht aufsteckenden Gäste im Schlussspurt zum Ausgleich. Seelows Nabiel Nasser und Niclas Buschke hatten im Victoria-Stafraum leichten Körperkontakt, was den Berliner Unparteiischen Kai Kaltwaßer veranlasste, ohne zu Zögern auf den Punkt zu zeigen. Denis Neumann behielt die Nerven, verwandelte den Strafstoß zum späten 1:1-Endstand und läutete eine intensive Nachspielzeit ein. Beide Mannschaften setzten auf  Attacke und wollten noch die Entscheidung erzwingen. Trotz einiger Hochkaräter auf beiden Seiten blieb es bis zum Abpfiff nach exakt 94 Minuten beim Unentschieden.
Erste Halbzeit zum Abhaken
"In der ersten Halbzeit haben wir einfach nicht stattgefunden und hätten uns über einen Rückstand, auch mit mehr als nur mit einem Tor, nicht beschweren dürfen. Im zweiten Durchgang müssen wir den Sack dann aber zumachen. Selbst nach dem Ausgleichstreffer haben wir in der Nachspielzeit noch zwei hundertprozentige Möglichkeiten, um das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden", erklärte ein nicht wirklicher zufriedener Seelower Coach Peter Flaig.
"Ich bin enttäuscht und glücklich zugleich. Letztlich müssen wir mit dem Punkt leben, hätten aber in den ersten 45 Minuten die Begegnung locker zu unseren Gunsten entscheiden können, wenn nicht gar müssen. In Halbzeit zwei bestimmte dann zugegebenermaßen Seelow weitgehend die Musik, aber wir haben nach dem Rückstand wirklich Moral bewiesen und noch einen Zähler einfahren können", bilanzierte Stendals Übungsleiter Jörg Schulz mit einem lachenden und weinenden Auge.
Victoria Seelow: Pavels Dorosevs – Nabiel Nasser, Dawid Jankowski, Simeon Apostolow, Rick Drews – Anastasios Alexandropoulos (90. Till Schubert), Piotr Raymar, Mariusz Wolbaum, Sebastian Jankowski – Tobi Labes (64. Pawel Noga), Lennard Flaig (46. Ian Beckmann)