Die Tesla-Ansiedlung dominiert häufig Brandenburgs Wirtschaftsnachrichten. Doch jenseits dieses Riesenprojekts geschieht in der Mark noch so viel mehr. Das zeigen aktuelle Zahlen der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB): Unabhängig von der Tesla-Ansiedlung wurden im Jahr 2022 rund 1,84 Milliarden Euro im Flächenland investiert.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) spricht bei einer Pressekonferenz von einer Rekordzahl und einer „außergewöhnlich positiven Bilanz.“ Der Minister und Aufsichtsratsvorsitzende der WFBB rechnet damit, dass das aktuelle Jahr ähnlich erfolgreich verläuft und „ein bis zwei gute Nachrichten“ noch folgen könnten.

Tesla-Effekt in Brandenburg deutlich spürbar

Insbesondere die Industrie sei an Brandenburg interessiert, schildert Steinbach. 80 Prozent der Anfragen kämen aus diesem Sektor. Zudem ist das generelle Interesse in Brandenburg deutlich höher. Laut WFBB-Geschäftsführer Steffen Kammradt seien die Anfragen um ein Viertel im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie gestiegen – 2022 waren es 135.
Doch Tesla aus der Bilanz komplett herausrechnen, geht wiederum auch nicht. Das Ansiedlungsinteresse habe laut WFBB indirekt mit dem US-Konzern und seinem Sog rund um moderne Mobilität und die Energiewende zu tun: „Wir werden als ein relevantes Land für genau dieses Thema gesehen“, so Kammradt. Dazu gehört beispielsweise der Bereich Batterie, in dem sich aktuell eine Wertschöpfungskette durch etwa SVolt in Lauchhammer aufbaut. Doch abseits dieses Komplexes gebe es noch weitere Zukunftsbranchen: nachhaltige Produktion wie Holzbau durch Renggli in Eberswalde beispielsweise und der Digitalsektor durch das entstehende Google-Rechenzentrum in Mittenwalde.

Knapp 10.000 Arbeitsplätze – aber gibt es überhaupt genug Personal?

Der Hype um Brandenburg schlägt sich in den Arbeitsmarktzahlen nieder: Ohne Tesla seien im vergangenen Jahr über 3000 neue Stellen geschaffen worden. Kalkuliert man den US-Autobauer in die Bilanz hinein, verdreifacht sich die Zahl auf 9683. Mit Stand März arbeiten 10.000 Menschen in der Gigafactory in Grünheide.
Doch das Thema Arbeitsmarkt hat eine Kehrseite: Woher die Fachkräfte nehmen? Steinbach argumentiert mit einer Umkehr des Wegzugs um die Wendezeit. Mittlerweile gebe es viel Zuzug aus den alten Bundesländern, auch von jenen, die ihre Stelle bei den großen Automobilherstellern verloren haben. Auch würden die in Brandenburg angesiedelten Technologien jüngere Menschen mit Interesse für Klimaschutz und Nachhaltigkeit anziehen.