Sie haben sich trotz zahlreicher Umzüge und unterschiedlichster Ausbildungen nie aus den Augen verloren und leiten inzwischen gemeinsam die dachbleche24 GmbH mit Hauptstandort in Wriezen (Märkisch-Oderland): Die 42-jährigen Philipp Milz und Michael Wagner kennen sich seit dem zwölften Lebensjahr aus ihrer Schulzeit in Mecklenburg. Danach verschlug es Wagner für eine Kochausbildung an die Müritz, Milz machte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann – zufällig bereits im Dachbereich.
Zu seinem jetzt eigenen Unternehmen kam Wagner, als er in der einstigen Firma Holz- und Dachbau Wriezen ausgeholfen hat. Er wollte nach seiner langjährigen Arbeit als Koch sowie den zum Teil berufsbedingt derweil knapp 20 Umzügen keinen Schicht- und Feiertagsdienst mehr leisten und mehr Zeit für seine Familie haben. Damals nur mit einem kleinen Gartenhaus als Büroraum und einer in die Jahre gekommenen Maschine ausgestattet, rettete der gebürtige Thüringer schließlich 2010 die Firma aus der Insolvenz und entschied sich, statt auf Holz als Werkstoff künftig auf Stahl zu setzen.

Firma hat an neun Standorten 90 Mitarbeiter

Ein Jahr später überzeugte er seinen Freund Philipp, gemeinsam an der Geschäftsidee festzuhalten. „Ich wollte immer jemanden an meiner Seite haben, mit dem ich kämpfen kann“, betont Wagner. Aus dem Vier-Mann-Betrieb und einem Startkapital von 10.000 Euro, dem kombinierten Wissen beider und der gegenseitigen Unterstützung wuchs ein Unternehmen mit 90 Mitarbeitern an neun Standorten in sieben Bundesländern.

Kunden sind flexibel bei der Bestellung

Den Namen dachbleche24 GmbH trägt das Unternehmen seit 2012. Die Zahl 24 unterstreicht das Geschäftsmodell des Online-Handels, in dem Kunden deutschlandweit 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche individuell angepasste Dach- und Wandbleche mit verschiedenen Farben und Profilstärken sowie passendes Zubehör über eine App konfigurieren und bestellen können. „Wir haben uns schon 2011 klar auf Online fokussiert“, beschreibt Wagner. Dies habe sie von Beginn an unabhängiger gemacht. „Wir haben schon immer alles anders gemacht als der Markt“, fügt er hinzu. So habe das Unternehmen alle Systeme eigenständig entwickelt.
Auch bei der hauseigenen Spedition mit 22 Lkw setzen die Unternehmer auf Eigenständigkeit. Vorteil hierbei seien besonders die in Deutschland verteilten Standorte. So könne das Unternehmen die Touren entsprechend den jeweiligen Wohnorten von den Logistikstandorten aus zu den inzwischen jährlich 33.000 Kunden planen. Die Lieferzeit liegt bei sieben bis zehn Tagen nach Bestelleingang.

Milz und Wagner teilen sich Aufgaben

Wriezen zählt mit 16.000 Quadratmeter Fläche und 40 Angestellten als Hauptsitz der Firma – drei der neun Standorte sind Produktionsstätten. „Als wir angefangen haben, hatten wir kaum Geld, haben uns eine Pension geteilt, immer von Montag bis Samstag gearbeitet und sind dann nach Hause gependelt“, erinnert sich Philipp Milz, der in der Nähe von Dresden wohnt und in der Regel einmal wöchentlich in Wriezen vor Ort unterstützt. Ihre Bereiche haben sie inzwischen aufgeteilt: Während Wagner sich vor allem um Logistik, Produktion und Einkauf kümmert, zählen der Verkauf und die Ausbildung zu Milz‘ Aufgabenfeldern.
Empfohlener Inhalt der Redaktion

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externer Inhalt

Sie erklären sich damit einverstanden, dass Ihnen externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.

Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bei Azubis wird Willensstärke erwartet

Das Unternehmen bildet mit Erfolg aus. Einer ihrer ehemaligen Auszubildenden ist zu einer Führungskraft herangewachsen. Für das Unternehmen zähle bei den Auszubildenden nur zweitrangig der Notenschnitt, viel mehr setze das Geschäftsführerteam auf Willensstärke und Charakter. So könne im Laufe der Ausbildung herausgefunden werden, welche Stärken jeder junge Mitarbeiter hat, um diese bestmöglich nach der Ausbildung im Unternehmen einsetzen zu können. Milz und Wagner haben vier Auszubildende in den Bereichen Fachkraft für Lagerlogistik und Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement. Um diese bestmöglich betreuen zu können, seien inzwischen drei Teamkollegen ebenfalls zum Ausbilder geschult worden.

Lehre half bei strukturiertem Lernen

Auch die Geschäftsführer haben sich damals für eine Ausbildung als Karrierestart entschieden: „Ich wollte erst einmal etwas in der Tasche haben und sichergehen“, begründet Philipp Milz seine Wahl. Seine Lehre habe ihn menschlich geformt. Dabei habe er gelernt, sich zu strukturieren, mitzudenken und Initiative zu zeigen. „Im Studium muss man sich die Disziplin selbst beibringen“, erklärt er den Vorteil einer Ausbildung. „Ich habe zudem gelernt, dass man es im Team weiter schafft“, ergänzt Michael Wagner.
Ihre Ausbildungen seien die beste Grundlage für ihre heutige Selbstständigkeit gewesen. Karriere war beiden schon immer wichtig, der Aufstieg bis zur Chefposition hingegen nicht. Heute profitieren sie jedoch davon, ihr eigenes Unternehmen nach ihren Wünschen umsetzen zu können: „Wir können Entscheidungen kurzerhand ohne Umwege treffen“, gibt sich Philipp Milz zufrieden. Dabei seien überdies die flachen Hierarchien im Unternehmen entscheidend. „Unsere Kollegen sind draußen, nah dran und wissen, was gebraucht wird“, bekräftigt der 42-Jährige.

Gute Chancen für Quereinsteiger

Bei ihren Mitarbeitenden setzen die Unternehmer besonders auf Quereinsteiger. Knapp 85 Prozent des Teams sind – so wie Michael Wagner – mit einem anderen handwerklichen Beruf zur Produktion von Dachblechen gekommen. Unter anderem seien gelernte Tischler, Maurer, Elektriker und Zimmerer eine Bereicherung für das innovative Unternehmen. „Es ist toll, mit dem heutigen Erfolg ebenso mehr Kapital zu haben, um sich gute Leute leisten zu können, so wie wir sie haben“, schwärmt Michael Wagner, der mit seiner Familie in Wriezen wohnt.

Firma ist Partner für Vereine

Die beiden Unternehmer verbindet auch die Liebe zum Fußball. Ihr Unternehmen ist Premiumpartner mehrerer Vereine und unter anderem Namensträger des Dachbleche24-Stadions in Königsbrück bei Dresden. „Manchmal wirkt es fast surreal, eigene Werbung im Fernsehen zu sehen“, meint Philipp Milz. Dass er das gemeinsam mit seinem besten Freund und den Mitarbeitenden geschafft hat, erfüllt ihn das umso mehr mit Stolz. „Ein gutes Team ist das A und O. Nicht jeder weiß und kann alles, aber gemeinsam mit unseren Kollegen sind wir stark!“, ist er überzeugt.

IHK-Serie vom Azubi zum Unternehmer

„Wer etwas erreichen will, muss studieren“ – so lautet ein Vorurteil. In der Ostbrandenburger Wirtschaft zeigt sich: Auch eine Ausbildung kann eine gute Voraussetzung sein, um es zum Chef einer erfolgreichen Firma zu schaffen. In Kooperation mit der IHK Ostbrandenburg stellen wir einige Beispiele vor.