Der Fachkräftemangel hat auch die Sparkassen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Die Geldinstitute der vier Länder suchen Personal. Und gehen bislang ungewohnte Wege: „Die Sparkassen öffnen sich auch Quereinsteigern“, sagte Ludger Weskamp, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes OSV. Menschen, die bestimmte Vorkenntnisse mitbringen, sollen an der Sparkassenakademie weitergebildet werden können.
Interessierte könnten bei Sparkassen in ihrer Umgebung anfragen, so eine Sprecherin. Die Gesellschaft für Sparkassendienstleistung GSD soll Rekrutierung betreiben. Die Sparkassen in Brandenburg verzeichneten auch einen Rückgang bei der Zahl der Auszubildenden. 2021 starteten weniger junge Leute eine Ausbildung; im vergangenen Jahr gab es ein leichtes Plus. Derzeit lernen 309 junge Leute bei Brandenburger Sparkassen einen Beruf, darunter 154 Frauen.
Es fehlen Frauen an der Spitze
Rund 70 Prozent der Angestellten in den Geldinstituten sind Frauen. Allerdings spiegelt sich das nicht in den Führungsetagen wider. In der zweiten Führungsebene, unterhalb der Vorstände, besetzen Frauen die Hälfte der Chefposten. Von den Vorständen der vier ostdeutschen Sparkassen selbst sind zwölf Prozent Frauen – etwa doppelt so viele, wie im gesamtdeutschen Vergleich. „Da sind wir nicht gut“, schätzte Weskamp ein. Auch bei der Werbung um weibliche Auszubildende, deren Zahl in den vier Ost-Ländern zurückging, müsse mehr getan werden. Die elf Sparkassen in Brandenburg beschäftigen insgesamt rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Baukredite sind deutlich weniger gefragt
Das zurückliegende Jahr war für die öffentlich-rechtlichen Geldinstitute laut OSV ein „bewegtes“. Nach einer langen Niedrigstzinsphase erhöhte die Europäische Zentralbank die Zinsen sehr schnell. Der Verbandsgeschäftsführer des OSV, Wolfgang Zender, sprach von einem dramatischen Zinsanstieg. Gestiegene Bauzinsen und Immobilienpreise führten zum Jahresende 2022 zu einem deutlichen Rückgang bei der Nachfrage nach Baukrediten.
Bei Brandenburgs größter Sparkasse, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) mit Sitz in Potsdam, gingen im Monat etwa ein Viertel weniger Nachfragen ein. Wohnungsbaukredite wurden in Höhe von 2 Mrd. Euro nachgefragt (-1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).
Bausparen liegt wieder im Trend
Die Sparkassen erleben gerade eine Renaissance des Bausparens – Verträge über 2,8 Milliarden Euro wurden 2022 abgeschlossen. Die Brandenburger legten 2022 weniger Geld zurück als in den Vorjahren, wo es Rekordzuwächse beim Sparen gab. Auf Giro- und Tagesgeldkonten parkten sie 21,7 Mrd. Euro.
Allerdings wirft dieses Geld kaum Zinsen ab. Besonders die Sparkassen sind nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ geizig, was das angeht. Nach dem FAS-Bericht erhalten sie im bundesweiten Durchschnitt nur 0,22 Prozent erhalten. Eine Studie im Auftrag der FAS, ermitteltet 0,91 Prozent Tagesgeld-Zins im Durchschnitt bei deutschen Banken.
Tagesgeldkonten – wie entwickeln sich die Zinsen?
Auf die Frage, wann die Sparkassen angesichts der allgemein steigenden Zinsen auch ihren Kunden mehr bieten, vertröstete Zender. „Die Zinsen werden steigen.“ Das Bankgeschäft normalisiere sich nach der Phase der negativen Zinsen wieder, aber die Anpassung brauche Zeit. Aber auch die Sparkassen hätten bereits Angebote mit mehr als zwei Prozent Zinsen. Kunden sollten sich beraten lassen.