Seit der Schließung des Werner-Bades in Berlin-Kaulsdorf 2002 müssen Familien und Schwimm-Begeisterte in Marzahn-Hellersdorf und dem östlichen Berliner Umland weite Wege in Kauf nehmen, um sich im Sommer zu erfrischen oder im Winter geschützt mit ihren Kindern planschen gehen oder ein paar Bahnen ziehen zu können.
Das soll sich mit dem neuen „Kombi-Bad Kienberg“ in unmittelbarer Nähe des U-Bahnhofs Kienberg an den Gärten der Welt ändern. Die Pläne dafür gibt es schon seit Jahren. Doch nun ist ein weiterer Schritt getan. Eine von den Berliner Bäder-Betrieben (BBB) beauftragte Studie bestätigt den Standort als Familienbad für rund 280.000 Berlinerinnen und Berliner, heißt es aus dem Bezirksamt Marzahn-Hellerdorf.
Marktpotenzial für Saunabetrieb
„Die Ermittlung des theoretischen Besucherpotenzials für ein Kombibad am Standort Jelena-Šantić-Friedenspark hat eindeutig gezeigt, dass sowohl für das Kernangebot Baden und Schwimmen als auch für das Saunabaden ein deutlich höheres Marktpotential vorhanden ist, als es mit den beiden bestehenden Schwimmhallen der BBB, dem Freizeitforum und den das Einzugsgebiet tangierenden Konkurrenzbetrieben abgedeckt werden kann“, heißt in der Studie.
Allerdings liegen zwei Varianten auf dem Tisch: Die schmalere wäre ein kompaktes Kombibad als Familienbad ohne Saunalandschaft für geschätzte 35 Millionen Euro. Oder ein erweitertes Kombibad als Familienbad mit Saunalandschaft für rund 45 Millionen Euro. Einfluss auf die Entscheidung, die noch aussteht, könnte auch eine Nutzer-Umfrage nehmen, die Bezirk und Berliner Bäderbetriebe Ende des letzten Jahres durchgeführt haben.
Anwohner wünschen sich ein Familienbad
Für 67 Prozent der teilnehmenden 1718 Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig, unbedingt ein Nichtschwimmerbecken einzuplanen, 73 Prozent wünschen sich ein Planschbecken und einen Wasserspielplatz für Kinder. Insgesamt 54 Prozent wollen eine Sauna. Der mit Abstand meistgenannte Grund des Besuchs war für die Bürger „Freizeit und Ausgleich“ (33 Prozent); es folgen „Gesundheit“ (16 Prozent), „Erholung“ (14 Prozent) und Sport (14 Prozent).
Ein Sprungturm dagegen war für die meisten Abstimmenden nicht so relevant. Lediglich 37 Prozent wünschen sich ein Ein-Meter- sowie ein Drei-Meter-Sprungbrett. 34 Prozent war das Thema „Familienfreundlichkeit“ besonders wichtig. Aber auch „Umweltverträglichkeit und Energiesparsamkeit“ spielte bei 20 Prozent der Befragten die erste Rolle.
„Anders als die bisherigen Kombibäder Berlins zeichnet sich das Kombibad Kienberg durch eine sehr viel kompaktere Anlage aus, die andere betriebliche Lösungen erfordern wird, als das in bisherigen Bädern dieses Typs in Berlin üblich war“, erklärt Kristina Tschenett von den Berliner Bäderbetrieben (BBB). Das landeseigene Unternehmen hatte die letzte neue Anlage 1999 eröffnet: die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) in Prenzlauer Berg.
Wie die neuen energieeffizienten Lösungen konkret aussehen könnten, sei noch nicht entschieden, so die BBB-Sprecherin. Auch, weil noch nicht klar sei, für welche Variante sich entschieden werde.
Freibad an die U5 gut angeschlossen
Im Bezirk stehen als nächstes Untersuchungen zum Lärm- und Umweltschutz sowie dem erwarteten Verkehrsaufkommen an. Bei der Online-Umfrage gaben nur rund 28 Prozent an, mit dem Auto kommen zu wollen, 33 Prozent stimmten für die Öffentlichen Verkehrsmittel und 27 Prozent wollen das Fahrradnehmen. Das neue Bad wird mit dem Bahnhof Kienberg gut an die U5 (Hönow – Hauptbahnhof) angeschlossen sein.
„Aktuell wird ein B-Plan aufgestellt, der die Bebauung rechtlich ermöglichen soll“, erklärt Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD). Dieser werde wohl noch zwei Jahre benötigen. „In dieser Zeit müssten man aber ohne Ausschreibung und Vorplanungen bei den Bäderbetrieben beginnen“, betont Lemm. Dafür solle Geld im nächsten Haushalt angemeldet werden. Baubeginn könnte dann 2026 sein, und die Fertigstellung rund 1,5 Jahre dauern.
Nachhaltige Energiegewinnung und CO2-neutrale Bauweise
Lemm, der sich selbst seit vielen Jahren für ein neues Bad einsetzt, hofft auf die größere Variante. „Ein familienorientiertes Bad inklusive Saunalandschaft, mit naturbezogenen Themenlandschaften, nachhaltiger Energiegewinnung und CO2-neutraler Bauweise könnte ein Werbesignal weit über unsere Bezirksgrenzen hinaus sein“, so der 45-jährige Politiker.
„Durch den Neubau könnten wir für Familien und Senior*innen noch attraktiver werden und zugleich mehr Nutzungszeiten für unsere Schulen und Schwimmvereine in den bestehenden Hallen schaffen“, freut sich Lemm, der auf eine schnelle finanzielle Untersetzung durch das Land Berlin hofft.
Die hat zumindest Iris Spranger, Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport, schon zugesagt. Sie wolle sich persönlich in den anstehenden Senats-Haushaltsberatungen für eine Finanzierung des „dringenden bezirklichen Anliegens“ einsetzen, erklärt die SPD-Politikerin. „Wir müssen nicht nur unsere bestehenden Bäder instand halten, sondern der wachsenden Stadt auch durch neue Angebote gerecht werden.“