Dass Tesla auf Schnelligkeit setzt, kann man nicht nur am Baufortschritt in Grünheide erkennen, wo das künftige Tesla-Werk Stunde um Stunde wächst. Auch das Laden der Batterie eines Tesla soll flott vonstattengehen. Die Schnellladestationen des Unternehmens hören auf den Namen Supercharger. Die erste Generation brachte es vor acht Jahren auf eine 90-kW-Leistung, was reichte, einen Wagen in 20 Minuten zur Hälfte, in 40 Minuten zu 80 Prozent und in 75 Minuten vollständig zu laden. Die zweite Generation kam auf 135 kW. Nun sind 250 kW der Stand der Dinge. Jetzt soll man in gerade fünf Minuten Energie für 120 Kilometer saugen können, der typische E-Tankstopp so nur noch eine Viertelstunde dauern. Und diese dritte Generation, im vergangenen Jahr in den USA vorgestellt, in den Niederlanden als erstem europäischen Land installiert, hat es nun auch nach Deutschland geschafft. Und zwar direkt in die Berliner Innenstadt, nach Schöneberg.

550 Supercharger in ganz Europa

Womit Tesla seine Strategie ändert: Bisher stehen die 550 Supercharger europaweit an Autobahnen oder sonstigen Fernstraßen. Berlin ist der erste deutsche innerstädtische Standort. München soll folgen. Grund genug, am Donnerstagnachmittag die Inbetriebnahme der zwölf formschönen Säulen zu feiern. Mit dem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als Ehrengast, der zwar gar nicht auf der Einladung stand, dessen Erscheinen vorher aber bereits durchgesickert war. Der Minister, der sich vor einer Woche erst mit Tesla-Chef Elon Musk getroffen hatte, ließ sich denn auch bereitwillig und gut gelaunt minutenlang beim Strom-Betanken ablichten. Für ihn wird Tesla durch die geplante Produktion in Grünheide „zu einer deutschen Marke“. Und er hofft, dass eine dortige Batteriefertigung, aber auch der Erfolg ähnlicher Projekte in ganz Deutschland dazu führen werde, dass hierzulande bald „nicht die billigsten, aber die smartesten und umweltverträglichsten Batterien“ gefertigt werden.

Peter Altmaier mit Elon Musk bereits bekannt

Altmaier gestand, dass er sich bei seinem ersten Treffen mit Musk vor sechs Jahren, als bereits von einem Supercharger-Netz die Rede gewesen sei, den Erfolg der Tesla-Idee nicht habe vorstellen können. Angesichts des derzeitigen E-Auto-Booms, der in Deutschland auch an der aufgestockten Kaufprämie liegt, brauche man aber auch ein dichtes Ladenetz, meint der Minister. Da müsse man die Defizite der Vergangenheit rasch beseitigen. 100.000 öffentliche Säulen sollten bis 2030 entstehen. Interessanterweise sind die Supercharger auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks in Berlin-Schöneberg längst nicht die einzigen Stromtankstellen dort. Denn der sogenannte EUREF-Campus gilt als führender Standort der Energiewende in Deutschland. Mehr als 150 Unternehmen, Start-ups sowie kleine und mittelständische Firmen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sind auf dem Gelände ansässig und arbeiten mit rund 5000 Beschäftigten an Themen wie Energiemanagement, Mobilität und Klimaschutz. Weshalb es dort bereits 200 E-Ladepunkte gibt - wenn auch nicht so schnelle. Die Zahl der Supercharger liegt jetzt jedenfalls bei 78, so Tesla-Deutschland-Chef Simon Zwahlen. Auch sonst will die Marke sichtbarer werden, etwa mit mehr Servicecentern. Zwahlen lobte, „das deutsche Ökosystem für Elektromobilität hat sich stark verbessert“. Man sehe hierzulande äußerst gute Perspektiven. Und die immer weiter wachsende Fabrik in Grünheide werde „ein Meilenstein der europäischen Autoindustrie“.