Die Europa-Universität Viadrina fusioniert ihr Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien mit dem Lehrstuhl für die Geschichte der Ukraine. Künftig heißt die Einrichtung Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies. Das entschied der Senat der Universität am 12. Juli 2023.
Schon seit dem Frühjahr 2022 plant die Europa-Universität die Gründung eines Ukraine-Zentrums und damit den Ausbau der an der Uni bereits verankerten Ukraine-Studien und Aktivitäten. Bundesweit will man künftig die zentrale Adresse für Ukraine-Expertise werden. Das Vorhaben war eine Reaktion auf den russischen Überfall am 24. Februar. Ein Konzept wurde erarbeitet, Gespräche mit möglichen Förderern geführt, unter anderem im Bundestag. Viel dafür geworben hat die brandenburgische Wissenschaftsministerin Manja Schüle, nach ihrer Vorstellung soll das Zentrum auch stark in die nicht-akademische Öffentlichkeit wirken. Konkrete Zusagen für die Finanzierung einer eigenständigen Institution gibt es aber bisher nicht.
Pragmatischer Schritt, um in der Sache voranzukommen
Die Entscheidung, den Ukraine-Schwerpunkt an ein bestehendes universitäres Zentrum anzudocken, ist daher als pragmatischer Schritt zu werten, um die Kräfte zu bündeln und sich für die Einwerbung von Drittmitteln besser aufzustellen. „Ich freue mich sehr, dass der Senat dem Vorschlag zugestimmt hat, mit dem Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies die institutionellen Möglichkeiten der Europa-Universität zu erweitern und dass wir damit der Ukraine in unseren Forschungs-, Lehr- und Transferangeboten einen noch prominenteren Ort einräumen können“, so der seit diesem Semester amtierende Viadrina-Präsident Eduard Mühle.
Etwas mehr Geld, um die 138.000 Euro im Jahr, hat das dann fusionierte Zentrum aber doch in der Kasse, weil die Viadrina ihren eigenen Haushalt ein wenig umschichtet. Davon werden unter anderem die halben Stellen von Andrii Portnov, Inhaber der – deutschlandweit einzigen – Professur für die Geschichte der Ukraine an der Viadrina („Entangled History of Ukraine“) und seiner Mitarbeiterin Bozhena Kozakevych auf volle aufgestockt. Portnov wird künftig das Center gemeinsam mit der Leiterin des bisherigen Zentrums für Interdiszilinäre Polenstudien, der Wirtschaftshistorikerin Dagmara Jajeśniak-Quast, führen. Das Zentrum gibt es seit 2011, inzwischen sind dort 16 Mitarbeitende angestellt.
Projekte mit ukrainischen Partnern warten auf Umsetzung
Das Ukraine-Zentrum als wirklich großer Wurf – das heißt als eigenständiges An-Institut neben der Viadrina nach der Vision von Ministerin Schüle – ist damit nicht vom Tisch. Doch es dauert wohl seine Zeit, dies politisch durchzusetzen. „Wir hoffen alle darauf und sehen das Center of Polish and Ukrainian Studies als Brücke“, unterstreicht Dagmara Jajeśniak-Quast. Um die zahlreichen Vorhaben mit den insgesamt schon sieben ukrainischen Partneruniversitäten umsetzen zu können, brauche es jetzt eine institutionelle Plattform, auch um von projektbezogenen Förderungen profitieren zu können, sagt Jajeśniak-Quast.