Der Optimismus ist ein Berliner. In der Hauptstadt schauen deutlich mehr Unternehmen zuversichtlich auf dieses Jahr, als im Brandenburger Land. In der Hauptstadt sind 23 Prozent der Unternehmer positiv gestimmt, in Brandenburg sind das etwa nur halb so viele wie in der Metropole.
Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK). Sie ist besser ausgefallen, als noch vor einigen Wochen zu erwarten war. Die Preisbremse hat die Angst vor unberechenbaren Energiekosten gedämpft. Die Bremse hat geholfen und die Preise sind im Allgemeinen gesunken, schätzt Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg ein. Die Wirtschaft zeige sich „ziemlich robust. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“
Der harte Winter in der Brandenburger Wirtschaft ist ausgeblieben
Die Geschäfte laufen nach Einschätzung der Berliner und der drei Brandenburger Kammern deutlich besser als im vergangenen Herbst. Doch es gibt zu viele Unsicherheiten – und wenig Hoffnung auf einen stabilen Aufschwung in nächster Zeit. „Wirtschaftsrisiko Nummer eins bleiben die Energie- und Rohstoffpreise, auch wenn sie in der Risikoskala etwas gefallen sind“, sagt Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Cottbuser Kammer.
Bauherren stoppen große Projekte zum Wohnungsbau in Brandenburg
Der Bau ist von der Boombranche zum besonders Gebeutelten geworden. Gründe sind hohe Materialpreise und gestiegene Zinsen. Der Immobilienkonzern Vonovia hat vor Kurzem alle Neubauprojekte 2023 gestoppt – davon betroffen sind auch Vorhaben in Brandenburg. Allerdings gehen die Kammern davon aus, dass die Preise für Material infolge der geringeren Nachfrage nachgeben.
Auch die Lieferschwierigkeiten, von denen der Bau stark betroffen war, haben im Jahresvergleich etwas nachgelassen. Branchenübergreifend seien aber weiterhin zwei von drei Unternehmen mindestens im geringen Umfang betroffen, sagt Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam. „Die Folge sind insbesondere längere Wartezeiten, ein gestiegener Planungsaufwand und Ertragseinbußen.“ Weil zusätzliche Wohnungen dringend gebraucht werden, dürfte auch die Konjunktur auf dem Bau mittelfristig wieder anziehen.
Für Restaurants und Hotels gibt es den größten Lichtblick
Schwierig bleibt die Lage für den stationären Handel in Brandenburg. Hohe Inflation und schwindende Kaufkraft der Bevölkerung trüben die Aussichten für die Händler. „Im Gastgewerbe gibt es den größten Lichtblick, auch wenn die Branche nicht mit Wachstum rechnet“, schätzt Krüger ein.
Die Energiekosten sind nach wie vor die größte Sorge der Wirtschaft, doch das Problem fehlender Fachkräfte rückt wieder verstärkt in den Blick. Auch die Neigung der Unternehmen einzustellen, ist leicht gestiegen im Vergleich zum Herbst, als Unternehmer der meisten Branchen kaum an mehr Personal dachten. Dabei sind die Jobaussichten allgemein besser in Berlin. In Brandenburg stagniert der Arbeitsmarkt eher. Dort rechnen vor allem Industrie und Bau mit weniger Beschäftigen. Dienstleister und Gastgewerbe hingegen wollen mehr Leute einstellen. In Berlin ist es lediglich der Bau, der an Personalabbau denkt.
Sorge bereitet die Situation um die PCK-Raffinerie
Angesichts der unsicheren Lage in Europa nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine halten sich die Unternehmen bei Investitionen zurück – wenn auch nicht mehr so stark wie noch im Herbst. In Brandenburg will vor allem die Industrie Geld ausgeben für Rationalisierung und auch Erweiterungen. Viele Firmen wollen in erneuerbare Energien und Energiesparen investieren. Sorgen bereitet der Wirtschaft die unklare Lage um die Auslastung der PCK-Raffinerie, bestätigt Schülke. Die Raffinerie ist zentral für die Versorgung der Region Berlin-Brandenburg.
Wie profitiert die regionale Wirtschaft von Tesla?
Tesla in Grünheide hat sich hingegen als der erwartete Jobmotor erwiesen – mit inzwischen gut 10.000 Beschäftigten hat das Werk die versprochene Zahl von 12.000 Mitarbeitenden in der ersten Ausbaustufe fast erreicht. Welche Rolle die Autofabrik allerdings für die Wirtschaft in der Region spielt, wieweit heimische Betriebe als Dienstleister oder Zulieferer eine Rolle spielen, darüber lässt sich nur spekulieren. Tesla soll Unternehmen zu striktem Schweigen verpflichten, heißt es in Branchenkreisen. Wer für den US-Konzern arbeitet, verrät das nicht – jedenfalls nicht öffentlich.
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