Längere Dürreperioden haben die Grundwasserpegel in Berlin schon um bis zu 75 Zentimeter abgesenkt. Der bevorstehende Kohleausstieg wird den Wasserhaushalt in der Region dazu noch einmal drastisch verändern. So wird derzeit in Berlin, wo die Trinkwassergebühren in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben sind, nun eine Erhöhung diskutiert. „Wir brauchen mehr Geld, denn wir stehen vor gewaltig steigenden Kosten“, erklärt Astrid Hackenesch-Rump, Sprecherin der Berliner Wasserbetriebe (BWB).
Die Erhöhung der Trinkwasserpreise könnte dabei eine Maßnahme sein, müsse es aber nicht. „Wir müssen ja große Teile unserer Gewinne an das Land abgeben. Wenn diese reduziert werden würden, dann könnten die Trinkwasserpreise stabil gehalten werden. Das wird derzeit mit der Politik diskutiert.“
Wasserbetriebe erwirtschafteten Überschuss
Die Wasserbetriebe als Landesunternehmen erwirtschafteten alleine im vergangenen Jahr rund 266 Millionen Euro Überschuss. 177 Millionen Euro davon gingen an den Landeshaushalt. Doch um den Herausforderungen der wachsenden Stadt und des Klimawandels zu begegnen, seien auch enorme Investitionen in den Ausbau der Klärwerke sowie für den Umbau zur „Schwammstadt“ für eine bessere Nutzung von Regenwasser nötig, argumentieren die Berliner Wasserbetriebe.
BWB-Vorstand Christoph Donner brachte jüngst sogar eine Umlage von ein bis zwei Euro pro Monat für den wassersensiblen Stadtumbau ins Gespräch. Denn alleine in diesen müssten fünf bis zehn Milliarden Euro investiert werden, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.
Was die Trinkwassergebühren angeht, so wird im aktuellen Geschäftsbericht der Berliner Wasserbetriebe für 2024 mit einer Anhebung der Trinkwassergebühren um fünf Prozent und beim Schmutzwasser um 2,9 Prozent kalkuliert.
Momentan zahlen die Berliner derzeit im Schnitt monatlich 17 Euro für das Wasser zum Trinken, Kochen und Duschen. Bei einer Erhöhung um fünf Prozent müssten die Kunden 85 Cent mehr pro Monat zahlen.
Maßnahmen im Krisenfall
Berlins neue Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) kann sich zudem auch eine Rationierung vorstellen, wenn künftig in heißen Sommern das Trinkwasser in der Hauptstadt knapp werden sollte. „Wir haben im Moment keine Gefährdung, aber wir müssen in solchen Szenarien denken“, betont die Politikerin. Für den Krisenfall werde deshalb gemeinsam mit den Wasserbetrieben ein Maßnahmenplan erarbeitet, mit dem man auch stufenweise den Kohleausstieg begleiten wolle, so Schreiner.
Denn die Stilllegung des Bergbaus in der Lausitz bis spätestens 2036 werde laut Experten den Wasserhaushalt in der Region nochmal zusätzlich zum Klimawandel ungünstig verändern. So soll in dem Berliner Krisenplan zum Beispiel festgelegt werden, wo kein Wasser mehr benutzt werden darf, wenn bestimmte Grenzwerte zu gewissen Zeiten erreicht werden.
Berliner verbrauchen weniger Wasser
Der Verbrauch in den Berliner Haushalten ist unterdessen in den vergangenen Jahren von 118 Liter pro Kopf und Tag auf 113 Liter gesunken. „Wir merken, dass die ersten Appelle an die Öffentlichkeit, nicht zu verschwenderisch mit dem Wasser umzugehen, schon gefruchtet haben“, berichtet Astrid Hackenesch-Rump.
So registriere man derzeit vermehrt sonst eher unübliche Verbrauchspitzen zwischen 12 und 1 Uhr nachts oder morgens um vier Uhr. „Daraus schließen wir, dass viele Leute ihre Gärten inzwischen automatisch bewässern lassen, und zwar zu Zeiten, wo es besonders effektiv ist, weil das Wasser in der Sonne zum Beispiel nicht so schnell verdunstet.“
Sprengverbote zu gewissen Tageszeiten, wie sie schon in Teilen Brandenburgs eingeführt wurden, könnten aber nur mithilfe des guten Willens sowie der Achtsamkeit der Bevölkerung umgesetzt werden, betont die Sprecherin. „Das wird sicher nicht das Ordnungsamt kontrollieren.“
Eine Möglichkeit zur Regulierung wäre auch, einen Basispreis einzuführen und den Mehrverbrauch für Garten und Pool dann zusätzlich abzurechnen. Doch dafür müssten nicht nur neue Gesetze her, sondern auch ganz praktische Maßnahmen getroffen werden. „Denn Berlin ist nicht flächendeckend mit Wohnungswasserzählern ausgestattet“, erläutert die BWB-Sprecherin.
Die Berliner Bauordnung enthält bisher lediglich eine Vorschrift, nach der alle Wohnungen in Neubauten, die nach dem 3. September 1997 errichtet wurden, eigene Wasserzähler für Kaltwasser aufweisen müssen.
In Altbauten sind diese in Berlin keine Pflicht. So muss in der Hauptstadt auch nicht nach Verbrauch abgerechnet werden. Der Verbrauch wird stattdessen vielerorts über den Hauptwasserzähler erfasst und unter Berücksichtigung zum Beispiel der Wohnfläche dann auf alle Mieter umgelegt.