Frankfurt (Oder), Jena, Eisenach, Plauen oder Leipzig: Noch vor dem Sommer soll die Standortauswahl für das neue „Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ starten. Mit der neuen Institution will die Bundesregierung die Erfahrung der Ostdeutschen mit Wandel und Umbrüchen würdigen. Der Ostbeauftragte Carsten Schneider brachte am Mittwoch (4.5.) Eckpunkte ins Bundeskabinett ein. Jetzt kann bald das offizielle Bewerbungsverfahren starten. Bis 2028 soll das Zentrum in einem neuen oder umgestalteten Gebäude in Ostdeutschland Platz finden.
Seit Monaten bereitet sich die Stadt Frankfurt (Oder) auf die Bewerbung vor. Die beiden Länder Brandenburg und Berlin unterstützen diese Bewerbung ausdrücklich. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht gute Chancen für Frankfurt, seine Amtskollegin und Parteifreundin Franziska Giffey als Regierende Bürgermeisterin von Berlin setzt sich ebenfalls sehr für ihre Geburtsstadt ein.

Frankfurt (Oder) rechnet mit 400.000 Euro für die Bewerbung

In Frankfurt wurden bereits nachträglich Gelder für die Bewerbung und die Öffentlichkeitskampagne in den Haushalt eingestellt. Die Stadt rechnet mit etwa 400.000 Euro, sie hat bereits ihre Vision von dem Zentrum vorgestellt und die Kampagne „Brückenbauer“ ins Leben gerufen. Als mögliches Baufeld in Frankfurt favorisiert die Stadtverwaltung das unmittelbar an der symbolträchtigen Stadtbrücke liegende, freie Grundstück in der Slubicer Straße.
Passt Frankfurt (Oder) noch zum geplanten Zukunftszentrum Deutsche Einheit?
Wettbewerb der Bundesregierung
Passt Frankfurt (Oder) noch zum geplanten Zukunftszentrum Deutsche Einheit?
Frankfurt (Oder)
Mit dem Zukunftszentrum sollten die „Erfahrungen und Leistungen der Menschen in Ostdeutschland mit den tiefgreifenden Umbrüchen nach der Wiedervereinigung sichtbarer gemacht werden“, sagte Schneider. In den Blick genommen werden soll auch die Transformation in Mittel- und Osteuropa. „Diese Brücke aus Deutschland nach Mittel- und Osteuropa ist mir persönlich ein wichtiges Anliegen“, sagte Schneider.

Zentrum soll drei Aufgaben erfüllen

Das Zentrum soll nach dem Eckpunktepapier drei Aufgaben haben: Forschung zu den Umbrüchen nach der Vereinigung; Ausstellungen, die auch die Leistung der Ostdeutschen würdigen; sowie ein Raum für Begegnungen und Veranstaltungen. Eine Kommission unter Vorsitz des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) hatte die Institution 2020 vorgeschlagen. Die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP nahmen den Plan in ihren Koalitionsvertrag auf.
Schneider hat eine Standortentscheidung für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt. Dazu soll es eine Auswahlkommission geben. Aus Thüringen haben nach Angaben der Staatskanzlei die Städte Jena und Eisenach sowie Mühlhausen gemeinsam mit dem hessischen Eschwege eine Bewerbung angekündigt. Das Land unterstützt das: Jede der drei Städte habe für die Vorbereitung ihrer Bewerbung Ende vergangenen Jahres 50.000 Euro aus dem Etat der Staatskanzlei zugesichert bekommen, sagte ein Sprecher. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat mehrfach Interesse an einer Ansiedelung des Zentrums in Thüringen geäußert.

Zwei Kandidaten aus Sachsen

Aber auch Plauen im Vogtland sowie Leipzig (beides Sachsen) gehören zu möglichen Kandidaten. Leipzig sieht das Zukunftszentrum als „ideale Ergänzung zu unserem geplanten Forum für Freiheit und Bürgerrechte“, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) vor einiger Zeit sagte. Auch Sachsen hat insgesamt 150.000 Euro für Bewerberstädte bereitgestellt. Geschätzt werden die Kosten für das Zukunftszentrum auf 200 bis 220 Millionen Euro.
Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, begrüßte die nun konkreter werdenden Pläne: „Endlich werden die Erfahrungen der Ostdeutschen mit Umbrüchen als Chance genutzt!“, erklärte die SPD-Abgeordnete. „Dies ist eins der wichtigsten und größten Projekte dieser Legislaturperiode.“ Parallel zum Kabinettsbeschluss werde von den Koalitionsfraktionen ein entsprechender Antrag in den Bundestag eingebracht.