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Jetzt im Kino: Noch ein Sisi-Film – aber diesmal mit Sandra Hüller und Susanne Wolff
Elisabeth, Kaiserin von Österreich, scheint eine nicht enden wollende Faszination auszuüben. Nun gibt es einen weiteren Film mit dem Stoff. Was macht „Sisi & Ich“ anders?
Als hätten sie sich vor drei Jahren alle verabredet – so lange dauert es wohl, mindestens, bis ein Roman, ein Drehbuch, ein Film konzipiert und produziert ist. Als hätten sie alle gesagt: Ach, Sisi, die österreichische Kaiserin Elisabeth, die lohnt doch einen zweiten Blick, nach Romy Schneiders bis heute getreulich im Vorweihnachtsprogramm verorteten „Sissi“-Trilogie aus den 1950er Jahren. Sissilein, Sissilein ... das kann doch eine moderne Frau nicht auf sich sitzen lassen.
Also erfahren wir aus Karen Duves Roman „Sisi“ (erschienen im September 2022), dass die Kaiserin eine leidenschaftliche Reiterin war, der höflichen Enge nach England entfloh, wo sie bald eine innige Sportsfreundschaft mit dem Rennreiter Bay Middleton verbindet. Geschildert wird das alles aus Sicht ihrer jungen Nichte Marie Wallersee – und der ungarischen Hofdame Maria Festetics.
Oder „Corsage“, der gerade durch die Anklage gegen Kaiser Franz Joseph-Darsteller Florian Teichtmeister ins Gerede gekommene Film von Marie Kreutzer, der als österreichischer Kandidat für den Auslands-Oscar ins Rennen geht: die luxemburgische Schauspielerin Vicky Krieps spielt hier die Kaiserin eng eingeschnürt in Korsette und mit 40 auch nicht mehr ganz jung: Auch hier an ihrer Seite: die beiden Hofdamen Maria Festetics und Ida Ferenczy, gespielt von Katharina Lorenz und Jeanne Werner. Die Perspektive der Hofdamen ist offenbar gerade angesagt – aber dazu später.
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Wer es romantischer – und seichter – will, greift zu Netflix, wo „Die Kaiserin“ Ende 2022 alle Streaming-Rekorde brach, auch wenn Devrim Lingnau als Wildfang Sisi arg flache Dialoge mit ihrem Franzl (Philip Froissant) schultern muss. Gedreht wurde immerhin im Filmstudio Babelsberg, wo man sich schon auf die zweite Staffel freut. Da war RTL schon weiter: Dort lief um die Weihnachtstage 2022 schon die zweite Staffel von „Sisi“, mit Dominique Devenport als Elisabeth von Österreich-Ungarn und Jannik Schümann als Franz Joseph I. Auch hier: höchst romantisch.
Sandra Hüller als Hofdame, verliebt in ihre Kaiserin
Nun also Frauke Finsterwalder mit ihrem Film „Sisi & Ich“, der im Panorama der Berlinale uraufgeführt wird und am 30. März in die Kinos kommt. Auf den ersten Blick etwas spät, nach allen vorangegangenen Interpretationen. Aber Finsterwalder, Ehefrau von Christian Kracht und mit ihm auch für das Drehbuch verantwortlich, hat ihren Figuren genügend Widerborstigkeit mitgegeben, um nachhaltig im Kopf und im Herzen hängen zu bleiben.
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Das beginnt schon damit, dass nicht die wahrhaft königliche Sandra Hüller die Sisi gibt, sondern ihre Kollegin Susanne Wolff, die in „Styx“ so großartig die Alleinseglerin in Kollision mit einem Flüchtlingsboot gegeben hatte und nun auch als Kaiserin quasi eine Alleinseglerin in den Untiefen der höfischen Etikette bleibt. Hüller wiederum gibt ihre nicht mehr ganz junge Hofdame Irma, die beim Erstbesuch im Sommersitz der Kaiserin auf Kreta auf harte Proben gestellt wird und sich nur allzu schnell in ihre unbotmäßige und fordernde Chefin verliebt.
Schon die erste Begegnung ist drastisch: Die etwas drangiert von der Seefahrt eingetroffene Irma muss unter glühender südlicher Sonne unter Beweis stellen, dass sie Sport treibt, muss laufen, über Hürden springen oder mit Ringen turnen. Und so geht es weiter: frühmorgens ohne Frühstück wandern, strickte Diät halten ... aber sie darf der Kaiserin und ihren griechischen Gespielinnen näher kommen, als es das Protokoll je vorsieht.
Emanzipation im Ringelpulli
Bald sind es nicht mehr die unbequemen geschnürten Kleider, sondern antikisierende Gewänder, später auch Ringelpullover und schmal geschnittene Röcke – in dieser Mode könnte auch Frau von heute sich sehen lassen.Überhaupt erzählt der Film von Selbstbestimmung, von der Kontrolle über den eigenen Körper, auch von Drogen und Magersucht. Susanne Wolff ist eine Sisi, wie man sie noch nicht gesehen hat, und Sandra Hüller steht ihr in ihrem Mut zur Peinlichkeit nicht nach.
Das freie Leben der Frauen auf Korfu endet, als die öffentlichkeitsscheue Elisabeth nach Wien zurückbeordert wird – und sie schickt zur zu gern Doppelgänger zu den lästigen Pflichten, den Dinners, öffentlichen Auftritten und Empfängen. Der Schluss ist wieder drastisch, und eine gewagte Geschichtsumdeutung. Aber die kratzbürstige Liebe zwischen Kaiserin und Hofdame bleibt nachdrücklich in Erinnerung. Als eine etwas andere Sisi-Interpretation.