Ist es eine große Kapuze oder ein weißer Lichtschein, der den Kopf der schmalen Figur aus Ahornholz umrahmt? Sie scheint auf einem Schemel zu sitzen, den Blick in die Ferne gerichtet. Die Preisskulpturen, die am 9. Juli den Gewinnerinnen und Gewinnern des Brandenburgischen Kunstpreises übergeben werden, stammen in diesem Jahr aus der Werkstatt des Bildhauers Klaus Hack aus Seefeld. „Luna“ hat er sie genannt – nach der Mondgöttin im antiken Rom.
„Ich wollte etwas machen, das eine gewisse Ruhe ausstrahlt. So kam ich auf diese sitzende oder wartende Figur“, sagt Hack, während er mit der Feile vorsichtig einige abstehende Holzfasern entfernt. Eine Herausforderung sei die – im Vergleich zu den meisten anderen seiner Arbeiten – geringe Größe gewesen. „Es erfordert Konzentration, so klein zu arbeiten. Das hat mich interessiert.“

Die Mondgöttin fällt aus der Reihe

Ein Blick in Hacks Atelier zeigt, dass die Mondgöttin aus der Reihe fällt. In dem hohen, helle Raum mit seinen weißen Wänden stehen teils menschliche Größe überragende, raumgreifende Skulpturen, die der Bildhauer aus ganzen Baumstämmen herausgearbeitet hat. „Das ist eine Rotbuche aus Berlin“, sagt Hack und deutet auf eine ältere, besonders große Arbeit in der Mitte des Raumes. „Das können aber auch Pappeln, Eichen, Linden, Kastanien sein. Jede Holzart hat ihre Eigenheiten, die man beachten muss.“
Auch wegen der Größe seiner Skulpturen war es für Hack eine glückliche Fügung, dass er vor fast 30 Jahren, noch während seines Studiums, auf dem Bahnhofsgelände des Werneuchener Ortsteils Seefeld einen Ort zum Leben und Arbeiten entdeckte.
Der 1966 in Bayreuth geborene Bildhauer hat an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und an der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Charakteristisch für seine neueren Arbeiten sind weiß gefasste, aus Holz geschlagene Türme, die zu gewundenen, verwinkelten und verwunschenen Stadtlandschaften emporwachsen. Sie sind übersät mit kleinen, dunklen Fenstern, die wie Augen herauszublicken scheinen. Bizarre, spitz herausstehende Hörner finden sich ebenso wie Tiere und menschliche Figuren, deren Zöpfe bis zum Boden fließen.
Während in frühen Arbeiten einfache Grundformen dominierten, ist Klaus Hack mit der Zeit filigraner geworden. Nun aber wolle er sich eigentlich wieder vom Kleinteiligen entfernen. „Aber wenn man so Gedanken hat, muss man sie einfach wegarbeiten.“

Manchmal hilft es, das Medium zu wechseln

Beim Wegarbeiten der Gedanken beschäftigt sich der Bildhauer immer wieder mit älteren Arbeiten und prüft, welche Ideen er daraus ziehen kann. Manchmal stellt er eine Skulptur ein paar Wochen weg oder überarbeitet sie noch einmal von Grund auf. „Es ist schwierig zu sagen, wann etwas fertig ist“, sagt er. Manchmal helfe es, das Medium zu wechseln. „Wenn ich mit Skulpturen nicht weiterkomme, fange ich an zu zeichnen.“ Er stellt auch Holzschnitte her und malt und zeichnet mit Temperafarbe, Tusche, Aquarell oder Öl in kleinen Formaten – häufig in Schwarz-Weiß oder erdigen Tönen. Für seine „Totentanz-Zyklus“ genannte Serie hat er Druckskulpturen aus zwei Meter hohen Baumstämmen gearbeitet. Sie sind gleichzeitig Werk, aber auch Werkzeug, um sie auf Leinwänden abzurollen und Drucke zu fertigen. Auch große, an Altäre erinnernde Holzkästen, die beim Aufklappen ein filigran geschnitztes Innenleben offenbaren, gehören zu Hacks Werk. In seinen Reliefs finden sich Motive von den Skulpturen wieder: Türme, archaisch wirkende Figuren, verschlungene Pfade und Städte.

Kunstpreisträger von 2005

Der Bildhauer wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter der zweite Preis des Brandenburgischen Kunstpreises (2005), der Kunstpreis des Landes Brandenburg, der Lothar-Fischer-Preis für Bildhauerei und der Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie. Seine Arbeiten sind in diversen Sammlungen vertreten und werden regelmäßig in Galerien und Museen gezeigt, zuletzt etwa in der Galerie Berlin sowie im Wendland die Einzelausstellung „ANTHRO POLIS“ beim Westwendischen Kunstverein im Zehntspeicher in Gartow.
An den Skulpturen für den Brandenburgischen Kunstpreis hat Klaus Hack zwei Monate gearbeitet – und sie dann weggestellt, um Abstand zu bekommen und später den Feinschliff zu machen. Irgendwann müsse man aufhören, sagt Hack. „Es ist dann auch gut, dass sie weggegeben werden. Ich kann nur hoffen, dass sie Freude bereiten.“
Derzeit arbeitet Hack in seiner Werkstatt an einer Skulptur aus Kiefernholz. „Das ist unglaublich hartes Holz, ich war selbst überrascht“, sagt er. Zuerst schält er mit der Kettensäge die Grundform heraus. Erkennbar ist bereits eine menschliche Figur mit langen Haaren. Mit Stemmeisen und Knüpfel arbeitet sich der Bildhauer tiefer ins Holz und schafft Durchbrüche, damit Licht durch die Skulptur fällt. Nach den ersten Arbeitsschritten malt er Skulpturen weiß an, damit sie ruhiger und plastischer wirkten. „Das hilft mir sehr beim Weiterarbeiten“, sagt er. Ideen hat er viele, aber wohin der Weg führt, wird sich zeigen. Er wolle offen für Veränderungen sein, sagt Hack. „Der Augenblick entscheidet.“