Mit großer Spannung erwarteten die 600 Gäste in einer ehemaligen Industriehalle an der Spree, die Verkündungen der Jury. Welches Unternehmen erhält die Auszeichnung für das beste in Deutschland produzierte Computerspiel? Wer wird zum Spieler des Jahres gekürt? Welches Nachwuchsunternehmen hat das beste Computerspiel-Debüt hingelegt?
Auf dem roten Teppich, der in diesem Falle blau war und für die Youtube-Stars und Spieleentwickler aufgerollt wurde, gab man sich gelassen. Vorherrschend war zunächst die freudige Aufregung darüber, Teil des anlaufenden Gala-Abends zu sein. Während die untergehende Sonne in den Glasfassaden des Investorenprojekts Mediaspree funkelte, erschienen vor der blauen Fotowand nicht nur die Nominierten. Zu sehen waren an diesem Abend auch Politiker wie der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums, Michael Kellner (Grüne), oder der Chef der Berliner Senatskanzlei, Florian Graf (CDU).

Wirtschaftsministerium involviert

Dies kann auch nicht verwundern: Der zum 25. Mal verliehene Deutsche Computerspielpreis wurde nicht nur vom Verband der deutschen Computerspielbranche und von der Stiftung für digitale Spielkultur ausgerichtet, sondern auch vom Wirtschaftsministerium.
In 15 Kategorien konkurrierten 27 nominierte Spiele um Preisgelder von insgesamt 800.000 Euro. Erstaunlich war dabei unter anderem, dass von den drei nominierten Teams für das beste deutsche Spiel, zwei auch in der Nachwuchspreis-Kategorie bestes Debüt antraten.
Der Entertainer Uke Bosse, der gemeinsam mit Katrin Bauerfeind den Abend moderierte, wies auf diese Tatsache explizit hin. „Krass“ fände er es, dass „zwei der besten Debüts auch gleich für das beste deutsche Spiel nominiert sind“. Dies lasse die Frage aufkommen, was wohl noch von den Newcomern zu erwarten ist.

Spiel „Signalis“ erhält den Debüt-Preis

Neben dem Entwicklerteam um Matthias Linda mit ihrem Spiel „Chained Echoes“ und dem Hamburger Entwicklerteam „rose-engin“ trat in der Kategorie bestes Debüt auch der Dresdner Spieleentwickler „Bippinbits“ an. Alle drei Spiele leben von einem kantigen Grafikdesign, bei dem die einzelnen Pixel noch zu erkennen sind. Die Jury entschied sich dann aber für das Team aus Hamburg mit ihrem Spiel „Signalis“, das zuvor schon in der Kategorie des besten Audiodesigns abräumte.
Das prämierte Team aus Hamburg war gleichfalls in der Kategorie bestes deutsches Spiel nominiert und konkurrierten mit dem Berliner Unternehmen Paintbucket Games und wieder mit dem Team um Matthias Linda. Während der Hamburger Entwickler Matthias Linda das Spiel „Chained Echoes“ im 2D Retro-Stil entwickelte, kombinierte das Spiel „Signalis“ Manga-Ästhetik mit früher Nintendo-Optik. Der Berliner Entwickler fand für das Game „Beholder 3“ eine ganz eigene Bildsprache, in dessen dystopischen Rahmen von einem Stasi-mäßigen Agenten erzählt wird, der seine Nachbarschaft ausspionieren muss.
Bevor die Gewinner benannt wurden, hielt Michael Kellner die Laudatio und nutzte die Gelegenheit als Wirtschaftsstaatssekretär den politischen Rahmen des Abends abzustecken. Denn obwohl die Computerspielförderung in Deutschland in diesem Jahr erhöht wurde, seien die Mittel bereits ausgeschöpft. Dies sei zum einen eine gute Nachricht, „weil es zeigt, wie erfolgreich“ die Branche sei. Zum anderen zeigt dieser Umstand auch, dass die Computerspielförderung auf eine neue Basis gestellt werden muss. Eine gute Basis hatte sich das Hamburger Team mit ihrem Spiel „Chained Echoes“ erarbeitet, denn der mit 100.000 Euro dotierte erste Preis in der Kategorie bestes deutsches Spiel ging an sie.

Spielerin des Jahres gewählt

Unter den Gästen wurde auch die Kategorie Spieler des Jahres vorfreudig erwartet, genossen die Nominierten bei den Gästen große Sympathien. Neben der Youtuberin Pia Scholz und dem „Dota-2“-Profispieler Leon Kirilin, war auch der Pressesprecher des mecklenburgischen Finanzministeriums, Stephan Bliemel (SPD) nominiert. Aber auch die in den letzten Jahren sehr beliebt gewordene Spielergruppe namens „Senioren zocken“ und der E-Gamer Umut Gültekin duften auf den Ritterschlag der Jury und des Publikums hoffen. Denn die Wahl des Spielers des Jahres lag nicht allein in den Händen der Jury. Über die Webseite des Deutschen Computerspielpreis konnten jeder abstimmen. Am Ende ging der Preis an die in Berlin-Spandau wohnende Pia Scholz.