Mit dem Cover „Pony“ von Ginuwine eröffnete der DSDS-Gewinner Sem Eisinger als Support das Dieter-Bohlen-Live-Comeback in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Eine Nacht zuvor gewann der 29-Jährige die 20. Staffel der erfolgreichen Casting-Show und sorgte mit seinem Sieger-Titel „Don’t let me go“ triumphal für Gänsehaut-Momente. In der DSDS-Finale-Show sagte Dieter Bohlen: „Wenn Sem den Wettbewerb gewinnt, wird er mich auf meinem Konzert durch die Wand singen“!
Dazu hatte Eisinger nicht viel Gelegenheit, denn nach den zwei Songs war auch schon wieder Schluss mit seinem Support, obwohl noch 20 Minuten übrig waren, bis Dieter Bohlen mit Band die Bühne der gut gefüllten, bestuhlten Max-Schmeling-Halle (bietet Platz für 11.900 Gäste) betrat. Es halfen auch die vielen Zugabe-Rufe des begeisterten Publikums nichts, das daraufhin sehnlichst nach Dieter rief.
Dieter Bohlen (69) wurde pünktlich um 20 Uhr von einer männlichen Boxarena-Stimme als „Pop-Titan“ und „Sexiest man alive“ aus dem Off angekündigt, bevor er sein Berliner Publikum mit dem Modern Talking Hit „Atlantis is calling (SOS for Love)“ mit bombastischen Sound sofort in Ekstase versetzte.
„Hallo, meine Schnuckel-Hasen“ begrüßte der „Godfather des Kitsch“ sein Publikum vom Kind bis zu den Großeltern bunt gemischt. Aufgeregt sagte er: „Ich werde euch heute alle auf eine Zeitreise mitnehmen, die 1984 mit „You’re my heart, you’re my soul“ losging. Danach ist viel passiert! Zum Beispiel nach einem Konzert in Moskau – ich war völlig fertig, ich war müde. Genau wie heute – ich war um 1 Uhr noch in Köln bei DSDS und jetzt bin ich hier bei euch in Berlin. Das ist schon ganz schön stressig!“
Dieter Bohlen: Eben noch in Köln bei DSDS – jetzt in Berlin
Das Berliner Publikum spendete Dieter Bohlen überschwängliches Mitleid bei seiner Ansprache. Worauf Bohlen konterte: „Gerade habe ich euch noch gelobt! Jedenfalls in Moskau – Hammerauftritt, fix und fertig – ich geh in mein Hotelzimmer: Da lagen schon zwei in meinem Bett! Damals war ich ja noch solo – ich war ja eigentlich immer solo. Normalerweise hätte ich mich darüber gefreut, aber in dieser Nacht habe ich in mein Notizbuch geschrieben: „My bed is too big“. Und das singen wir jetzt für euch!“
Dass Dieter Bohlen müde war, merkte man ihm nicht an. Ein Hammer-Groove ertönte durch die Max-Schmeling-Halle, sehr an den 1980er-Klassiker „25 Years“ von The Catch erinnernd (nicht mit C.C. Catch zu verwechseln). „My bed is too big“ von seinem Soloprojekt Blue System riss alle sofort mit, die gute Laune der Bohlen-Zeitreise steigerte sich durch die Saxophon-Performance des Songs, das rief lauten Jubel hervor und der Refrain ließ das tanzende Publikum in bester Laune mitklatschen.
Eine Ansprache vor jedem Song
Dieter Bohlen hielt vor fast allen Songs eine Anrede. Beim nächsten Hit, „Geronimo’s Cadillac“ schwelgte er in Erinnerungen an seinen „Apachen“ Thomas Anders, dem Sänger von Modern Talking: „Mein kleiner Winnetou. Wir hatten eine Gebieterin damals, die NORA (in großen goldenen Lettern als Kette und Klette um Anders‘ Hals), und wir durften wirklich nur noch machen, was sie sagte. Ich habe dann zu ihm gesagt: „Sei nicht traurig, Häuptling der Apachen“ und schrieb ihm den Titel „Geronimo’s Cadillac“.
Die Bohlen-Party war voll im Gange, es folgte Hit auf Hit. Von „Comeback“ kann nicht die Rede sein, Dieter Bohlen ist stets präsent. Sitzt er mal nicht in einer Jury, sieht man ihn in Werbespots und als Influencer auf Social Media. Auf seiner Tour mit der 7-köpfigen Band trug er sein Herz auf der Zunge. Dass er sich freute in Berlin und bei seinen Fans zu sein, die seit Jahrzehnten hinter ihm stehen, das sagte er nicht nur, man sah es ihm auch deutlich an.
Streit mit Katja Krasavice bei DSDS
Er kniete vor seinen Fans, holte sie auf die Bühne, machte Späße, schüttelte zahlreiche Hände und hatte viel Redebedarf bezüglich der Vorwürfe, seine Jury-Kommentare wären sexistisch, frauenfeindlich, respektlos: „Ganz ehrlich, man darf ja heute nichts mehr sagen. In dieser Staffel… also, wirklich. Es ist sogar „Schnuckel-Hase“ rausgeschnitten worden, weil das wäre ja eine Diffamierung!“ Er prophezeite, bei der bereits angekündigten 21. Staffel laufe aber wieder alles ohne weniger öffentlicher Streitereien, wenn Katja Krasavice (die sich beim DSDS-Finale halbnackt in der Jury präsentierte und damit sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, anstatt auf die Finalisten lenkte) nicht mehr dabei ist. Er schwört darauf, dass die nächste Staffel netter wird!
Darauf folgte sein für Michael Schumacher geschriebener Song „Win the race“. Bohlen hofft jedes Jahr, dass er eine positive Schlagzeile über Schumacher in der Zeitung liest, wie: „Michael ist wieder da!“
54 Tage Disco auf Mallorca
Aus dem aus Übermut entstandenen sehr erfolgreichen „Dieter – der Film“ performte er als nächstes den quirligen Song „Gasoline“. Bohlen erzählte, er habe in Cala Rajada (Mallorca), 54 Tage hintereinander bis 5 Uhr morgens Party in drei Discotheken gemacht! Er wollte einen Rekord aufstellen, wie lange man Party aushält. Dabei ist der Song „Juliet“ entstanden. „I love the nightlife“ im Refrain – eine Hymne an das Nachtleben, von dem er die nächsten 10 Jahre noch genug hat. Während seiner Reden schrien immer wieder weibliche Fans dazwischen: „Dieter, ich will ein Kind von Dir!“
Pietro Lombardi als Gast
Als Gast kam Pietro Lombardi auf die Bühne und performte mit Dieter Bohlen zusammen seinen Sieger-Titel „Call my name“. Am weißen Flügel wurde danach die DSDS-Hymne „We have a dream“ angestimmt – und abgebrochen! Lombardi fiel auf einmal auf, dass Dieter immer mit dem Song begann und er wollte nun den Song selber einsingen. Das Duett faszinierte in einem Lichtermeer aus Handy-Taschenlampen.
Auch zu „China in her eyes“ wusste Bohlen einen Schwank aus seinem Leben zu erzählen. Der Rapper Eric Singleton sah auf dem Flug zum Musikvideo-Dreh nach Hong-Kong auf Bohlens Personalausweis, dass er Günther Dieter Bohlen heißt und bekam einen Lachanfall! Er zog Bohlen mit „Günni, Günni“ auf, so dass dieser daraufhin seinen Namen Günther aus seinem Personalausweis entfernen ließ!
Viele von Dieter Bohlen für andere Künstler komponierte Hits trug er auf seiner Comeback-Tour selbst vor. Yvonne Catterfelds „Für Dich“, Ramon Rosellys „Eine Nacht, Beatrice Eglis „Mein Herz brennt“ , Chris Normans „Midnight Lady“ aus dem „Tatort“. Für Alexander Claws‘ „Take me tonight“ holte er sich zur Unterstützung Fans auf die Bühne, darunter eine 11-Jährige. Hier waren auch falsche Texte sowie schiefe Töne erlaubt und sehr charmant! Bei Bohlen kam hier eher das väterliche durch und nicht der strenge, kritische Juror. Süß und natürlich!
Dieter Bohlen fiel es nicht leicht, nach dem fulminanten Comeback mit den Modern-Talking-Neuaufnahmen nachfolgend neue, ebenbürtige Hits zu komponieren. Mit „You are not alone“ gelang ihm allerdings die perfekte Mut- und Muntermacher-Nummer. Spätestens ab hier möchte man sich bei Dieter Bohlen bedanken, für diese unglaublich große, harmonische und gute Party in familiärer Atmosphäre. Mit der Zeitreise hatte er nicht zuviel versprochen, seine Lieder erinnern einem selbst an die unterschiedlichsten Phasen des eigenen Lebens in fünf Dekaden. Viele Fans tanzten so ausgelassen zum Foxtrott-Beat, der manchmal Bohlens Mikrofon außerhalb der Refrains übertönte, als wären sie in der Disco.
Finale mit Modern Talking-Hits
Zum Finale folgten die ganz großen Modern Talking Hits „You can win if you want“, „Cheri, cheri Lady“, „Brother Louie“ und natürlich der weltweite Mega-Hit “You’re my heart, you’re my soul“, sie funktionierten alle auch ohne Thomas Anders‘ Gesangsparts und versetzten die Show in eine Stadion-Atmosphäre. Nach exakt 2 Stunden endete die Riesen-Zeitreise-Party und es gab die Zugabe „We have a dream“ in der Solo-Version.
Dieter Bohlens Konzert wirkte sehr natürlich, authentisch und nicht inszeniert. Wenn er zum Abschied sagt: „Ich hab‘ euch alle total lieb, bleibt gesund, ich freue mich, wenn wir uns wiedersehn“, dann glaubt man ihm jedes Wort.
Im Rahmen der Comeback-Tour tritt Dieter Bohlen am 19.4. in Leizpig auf, am 22.4. in Hamburg, am 29.4. in Magdeburg, am 5. Mai in Dresden und am 6. Mai in Rostock. Tickets gibt es hier.