Herbert Grönemeyer bringt nach fünf Jahren ein neues Studioalbum heraus. Es heißt „Das ist los“. Es erscheint am 24. März 2023. Anschließend geht Grönemeyer auf Tour. Erster Konzerttermin in Berlin ist am 21. Mai.
Im Vorfeld hatte der 66-Jährige drei Songs ausgekoppelt und veröffentlicht. Die erste Single „Deine Hand“ stellte er im November 2022 vor - mit einem Auftritt bei „Wetten, dass“. Die zweite Single „Urverlust“ erschien kurz vor Weihnachten 2022.
Im Februar hat Herbert Grönemeyer ein weiteres Lied aus dem kommenden Album veröffentlicht: „Angstfrei“ - samt Video dazu: Diese dreieinhalb Minuten versprühen Energie - zumindest bei den Fans von Herbert Grönemeyer: „Freiheit! Neuzeit! Vor allem angstfrei. In der Unruhe liegt die Kraft.“ Musiker Grönemeyer holt in seinem neuen Lied „Angstfrei“ zur Motivationsansprache aus. Die Wortakrobatik - ebenfalls Geschmackssache.
Das Video strotzt vor Lebensfreude. Es wird getanzt - auf der Bühne eines mit dunklem Holz vertäfelten Saals, sogar auf einem Flügel, in Werkstätten, beim Schweißen. Dazu Grönemeyers Musik. Kritiker hören den Sound der 1980er-Jahre heraus - und ein bisschen „Neue Deutsche Welle“.
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Doch was genau ist das für ein Ort, an dem das Musikvideo entstanden ist? Der Saal ist nahezu genauso alt wie Herbert Grönemeyer - erlangte aber schon lange vor ihm Bekanntheit. Grönemeyer wurde am 12. April 1956 geboren. Die Aula der Kunsthochschule Berlin-Weißensee wurde in den Jahren 1955/1956 erbaut.
Für die Studierenden und Angestellten der Kunsthochschule gehören Dreharbeiten wie diese offenbar fast zum Alltag. „Wir bekommen öfter Anfragen“, sagt Martin Jennrich (56). Der Architekt ist im Bau- und Facilitymanagement der Kunsthochschule tätig und war selbst maßgeblich an der Sanierung der Aula beteiligt. „Es werden eher mehr als weniger.“ Dieser markante Ort spricht sich unter „Location scouts“ herum - also unter jenen, die beruflich nach besonderen Orten für Filme suchen.
Es könnten längst nicht alle Anfragen bestätigt werden, erzählt Jennrich. Der Studienbetrieb an der Kunsthochschule dürfe schließlich nicht beeinträchtigt werden. „Aber bei Herbert Grönemeyer konnte ich dann nicht Nein sagen.“ So steht der Musiker am Ende des Videos vor den bodentiefen Fenstern des berühmten Saals aus den Anfangsjahren der DDR.
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Der Entwurf zur Aula der Kunsthochschule stammt von Selman Selmanagić (1905-1986). Er war ein bosnisch-deutscher Architekt und Professor für Bau- und Raumgestaltung an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. „Das Ensemble zählt zu den herausragenden Bauwerken der Nachkriegsmoderne in der ehemaligen DDR und ist in die Denkmalliste Berlin eingetragen“, so der Bund Deutscher Architekten (BDA). Von Selmanagić stammte übrigens auch das inzwischen abgerissene Stadion der Weltjugend in Berlin.

Herbert Grönemeyer saß unbehelligt in der Mensa

Zurück zu Grönemeyer: „Die Anfrage kam recht kurzfristig“, erinnert sich Martin Jennrich. Gedreht wurde im Januar 2023 - an einem einzigen Tag. „Herbert Grönemeyer kam gegen Mittag und blieb bis zum Abend“ - nahezu unbehelligt von den Studierenden. „Er saß auch in der Mensa“, so Jennrich. „Die jungen Leute kennen ihn wahrscheinlich nicht einmal“, glaubt er. „Vielleicht waren ältere Kollegen etwas nervös.“
So sieht die Aula der Kunsthochschule Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit Bestuhlung aus. Sehr gut zu sehen die bodentiefen Fenster, vor denen Herbert Grönemeyer in dem Video zum Lied "Angstfrei" steht.
So sieht die Aula der Kunsthochschule Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit Bestuhlung aus. Sehr gut zu sehen die bodentiefen Fenster, vor denen Herbert Grönemeyer in dem Video zum Lied „Angstfrei“ steht.
© Foto: Philipp Lohöfener © Wüstenrot Stiftung
Gefilmt wurde nicht nur in der Aula mit dem Blüthner-Flügel, ein Original und genau so alt wie der Saal. Szenen entstanden zudem in der Schweißerei im Werkstattgebäude. „Und im ehemaligen Aktzeichenraum“, sagt Architekt Jennrich. „Heute ist es ein Seminarraum.“

DEFA-Liebesfilm und „Werk ohne Autor“

Damit reiht sich Herbert Grönemeyer ein in eine Reihe von Prominenten, die an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ihre Spuren hinterlassen haben - und die Kulisse für sich nutzten. Schon 1959 entstand unter anderem hier der DEFA-Liebesfilm „Verwirrung der Liebe“ von Slatan Dudow mit Annekathrin Bürger und Angelica Domröse in den Hauptrollen. Annekathrin Bürger spielt dabei eine Kunststudentin an der Kunsthochschule. „Manfred Krug hat öfter hier gesungen - und gefeiert“, weiß Martin Jennrich. Der Fasching in der Aula war in den frühen Jahren der DDR legendär. Der Film „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck aus dem Jahr 2018 enthält ebenfalls Szenen, die an der Kunsthochschule gedreht wurden.
Im Jahr 2022 war die Filmcrew eines bekannten Streamingdienstes vor Ort - sogar für vier Wochen. „In einer neuen Serie wird die Aula wohl zu einem Versammlungsort.“ Mehr darf Martin Jennrich nicht verraten. Verschwiegenheitsklauseln sind üblich in den Verträgen.
Inzwischen hat Jennrich schon der nächste Anruf erreicht. Eine Band will in der Kunsthochschule drehen.
  • Das neue Album „Das ist los“ von Herbert Grönemeyer kann vorbestellt werden. Bei Amazon zum Beispiel gibt es das Album als MP3, Audio-CD und auch in Vinyl. Anbieter Media-Markt und Saturn versprechen zudem eine limitierte himmelblaue Vinyl-Edition.
  • Herbert Grönemeyer geht 2023 auf Tour. Die Termine zu den Konzerten gibt es hier.

Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee

Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee war 1946 als „Kunstschule des Nordens“ gegründet worden. Sie nutzte das 1935 errichtete Verwaltungsgebaude der enteigneten Schokoladenfabrik der Trumpf-Werke.
Im Mai 1947 genehmigte ihr die Sowjetische Militaradministration in Deutschland unter dem Namen „Hochschule fur Angewandte Kunst“ den offiziellen Schulbetrieb. Erst seit der Wiedervereinigung trägt sie den aktuellen Namen „Kunsthochschule Berlin-Weißensee“.
Selman Selmanagic, ein deutscher Architekt bosnischer Abstammung, übernahm 1950 die Leitung der Architekturabteilung und wurde zum Professor für das Fach Bau- und Raumgestaltung berufen.
1955-56 wurde der Standort der Kunsthochschule nach Norden baulich erweitert.
Im Jahr 2005 wurde in der Aula der 100. Geburtstag von Selman Selmanagic mit einer Festveranstaltung gefeiert. Zu dem Zeitpunkt war der bauliche Zustand der Aula und des Foyers sehr bedenklich. Über Jahrzehnte waren Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten vernachlässigt worden. So gingen nicht nur Teile der Ausstattung verloren, sondern auch der Glanz der edlen furnierten Hölzer. Die gesamte Bestuhlung wurde in den 1970er Jahren komplett ausgebaut und entsorgt. Das Wandbild „Wendepunkt“ von Arno Mohr wurde Ende der 1990er Jahre eingehaust.
Im Jahre 2008 begann die Wüstenrot Stiftung mit ersten Untersuchungen und entschied sich für die Aufnahme des Projekts in das Denkmalprogramm der Stiftung.
Am 3. Februar 2012 fand die Einweihung der restaurierten Aula statt. Im November 2012 wurde das Projekt mit dem BDA-Preis Berlin ausgezeichnet.
Quelle: baukanzlei fiel jennrich