Diese Nachricht lässt bei den Fans der 1. FC Union Berlin alle Alarmsignale angehen: Geschäftsführer Oliver Ruhnert, der gemeinsam mit Präsident Dirk Zingler und Trainer Urs Fischer aktuell für ein Fußballmärchen der „Eisernen“ sorgt, gehört nun zum engen Kandidatenkreis beim Deutschen Fußball-Bund.
Dort soll ein neuer Sportdirektor die Nachfolge von Oliver Bierhoff antreten und die Weichen für eine goldene Zukunft stellen. Rudi Völler, das hatte er in der vergangenen Woche vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages angekündigt, will sich mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf dieser Tage mit den Kandidaten treffen. „Namen werde ich nicht nennen“, sagte er, „aber wir sind dran.“
Khedira gilt als Topfavorit – Ruhnert folgt
Und offensichtlich ein gutes Stück vorangekommen. Die Bild-Zeitung berichtet, Sami Khedira sei Favorit auf den Posten. Der Rio-Weltmeister, Berater seines Heimatvereins VfB Stuttgart und TV-Experte, wollte sich auf Anfrage nicht zu der Meldung äußern. Weitere Kandidaten sind Khediras Weltmeister-Kollege Per Mertesacker und Geschäftsführer Oliver Ruhnert von Bundesligist Union Berlin.
Manager Oliver Ruhnert (51) vom 1. FC Union Berlin ist dabei recht offensiv. „Natürlich kann ich mir das vorstellen“, sagte er Ende Februar über einen Verbandsposten, „es würde mir sogar Spaß machen, gewisse Dinge anzugehen, denn der DFB hat keine Entscheider.“ Er sieht dort „zu viele Amateure am Werk“. In der Ausbildung seien „völlig verrückte Prozesse in Gang gebracht“ worden, kritisierte der frühere Boss der Schalker Knappenschmiede.
Bei Union hat er mit seiner Transferpolitik entscheidend zum Sprung in die Bundesliga-Spitze und ins internationale Geschäft beigetragen. Die „Eisernen“ sind in dieser Saison sogar auf Champions-League-Kurs und spielen am Donnerstag im Hinspiel des Achtelfinals der Fußball-Europa-League gegen den belgischen Vertreter Royale Union Saint-Gilloise.
Komplizierte Transfers und der geplatzte Isco-Wechsel
Ruhnert hat es dabei geschafft, den 1. FC Union auch durch einen bewegten Transferwinter zu manövrieren. Die letztlich geplatzte Verpflichtung des spanischen Topstars Isco von Real Madrid moderierte er dabei souverän ab.
Ob Ruhnert in verantwortlicher Position nun den DFB steuern darf, entscheidet letztlich das DFB-Präsidium. Die Nachwuchsprobleme, mahnte Völler, könne aber auch ein neuer Sportdirektor „nicht von heute auf morgen“ lösen. Egal, wie er heißt.
Der Auftrag für den neuen starken Mann: Die Nationalelf, sagte Völler, müsse „wieder Deutschlands liebstes Kind werden“. Dafür gilt es, die Strukturen zu schaffen. „Nur mit Innovationen und Erneuerung“, sagte Völler mit Blick auf das vom einstigen DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff installierte Akademie-System, „wird es nicht funktionieren“. Das schreit nach einem Mann aus der Praxis.
Khedira (35) spielte 77-mal für Deutschland und war bei den Weltklubs Real Madrid sowie Juventus Turin Führungsfigur. Bierhoff brachte ihn – und Mertesacker – schon im September 2021 als Kandidaten für einen DFB-Posten ins Gespräch, kurz nachdem Weltmeisterkollege Benedikt Höwedes dort im Teammanagement angefangen hatte.
Mertesacker will in London bleiben
Als TV-Experte hat Khedira einen analytischen Blick auf den deutschen Fußball. Das frühe WM-Aus, sagte er, sei auch „ein Ausbildungsthema. Die Nachwuchsleistungszentren: Wir haben richtig gute Zocker, geile Fußballer. Aber Fußball ist ein bisschen mehr als Zocken. Fußball ist auch Mentalität“. Eine Aussage, die Völler gefallen haben dürfte. Khedira ist außerdem „Fan“ von Flick, den er trotz des Scheiterns in Katar „als extrem guten Trainer“ sieht.
Mertesacker (38) analysiert die DFB-Länderspiele ebenfalls im TV und bringt als Akademie-Leiter des FC Arsenal (seit Oktober 2018) Erfahrung im Nachwuchsbereich mit. Er sei in London „sehr, sehr glücklich – familiär und beruflich“, sagte er im Dezember, ausschließen wollte er ein Engagement beim DFB aber nicht. (mit SID)
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