Zorn und verbale Attacken prägten die Einwohnerfragestunde der letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Kommunalwahl. Vor allem Bürgermeister Ralf Lehmann (CDU), aber auch der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Udo Schonert, (SPD) sah sich mit verbalen Attacken konfrontiert. Besonders in der Waldstadt kocht derzeit der Ärger über die Baustelle in der Berliner Straße hoch. Die Vollsperrung während der Bauarbeiten schneidet das Stadtviertel am westlichen Rand von Bad Freienwalde tagsüber vom Zentrum ab.
"Ich fahre am Abend 45 Kilometer Umweg, um mein Kind vom Kindergarten in Altranft abzuholen, sagte ein Familienvater. Seine Frau müsse am Morgen die gleiche Wegstrecke zurücklegen, um das Kind dorthin zu bringen. Udo Schonert, der die vergangene Sitzung geleitet hatte, warf er vor, ihm das Wort abgeschnitten zu haben. Der SPD-Vorsitzender hatte wegen der langen Tagesordnung die Einwohnerfragestunde zeitlich eingeschränkt, was ihm nun den Vorwurf der "Ignoranz und Arroganz" einbrachte. Eine Frau, die ein Paket erwartet habe, berichtete der Mann weiter, musste, nachdem sie den langen Umweg in Kauf genommen hatte, Zuhause – in der Waldstadt – erfahren, dass sie das Paket bei der Post in der Stadt abholen könne. Der Paketbote war nicht durchgekommen. Der Alltag sei für Menschen, die arbeiten, mit der Baustelle deutlich schwieriger geworden, machte der Waldstädter deutlich. Der Verwaltungsspitze warf er vor, die Probleme der Bürger nicht ernst nehmen zu wollen. "Sie haben Versprechungen gemacht", sagte er. Doch jetzt würden die Bürger abgewimmelt.
Eine Frau kritisierte, dass die Busse nicht rechtzeitig kommen. Die Busgesellschaft setze um 7.24 Uhr einen Kleinbus ein, der den Bedarf nicht deckt. "13 Sitze hatte er, wir waren aber 18 Leute", sagte sie. Es sei unzumutbar, dass der Bus 15 Minuten zu spät komme, schimpfte eine weitere Frau aus der Waldstadt. Dies sorge auch für Stress bei den Kindern, die rechtzeitig zur Schule kommen wollen.
Bürgermeister Lehmann versuchte, die Situation zu beruhigen, in dem er den aktuellen Stand schilderte. Demnach sei mit dem Einbau der Asphaltschicht für den südlichen Teil des ersten Bauabschnitts zwischen einstiger Musikschule bis Kreuzung August-Bebel-/August-Heese-Straße in der ersten Juliwoche zu rechnen. Erst mit der Fertigstellung der Fahrbahn in diesem Bereich könne die Verkehrsanordnung geändert werden.
"Der Kreis hat bei der Barnimer Busgesellschaft zwei zusätzliche Fahrten für die Berufspendler ab dem 3. Juni bestellt", erklärte Lehmann. Somit verkehre die Linie 877 montags bis freitags täglich neun Mal. Von einzelnen Anliegern seien Kontrollen durch die Polizei gefordert worden, so der Bürgermeister. Alle am Bau Beteiligten werden am Dienstag über die Baustelle beraten.