Es klingt schon besonders, wenn 40 Musikanten mit ihren Instrumenten durch das Dorf ziehen. Das lockt auch bei miesem Regenwetter so manch einen Schaulustigen vors Hoftor. So geschehen im April in Buckow bei Beeskow. Abordnungen der „Buckower Puhl-Combo“, der „Dorchetaler Musikanten“, der „Fürstenwalder Stadtmusikanten“, der „Gaudi-Buam“, der „Gubener Blechspucker“, von „Jochen‘s Jungs“ und den „Oktoberfest-Spitzbuben“, sowie einzelne Musikanten weiterer Zamperkapellen trafen sich dort, um sich gegenseitig „zu bemitleiden“, wie Erhard Richter, einer der Mitbegründer dieser Zusammenkunft, die es schon mindestens seit dem Jahr 2006 gibt, scherzhaft bemerkte.
Immerhin haben die Musikanten zu diesem Zeitpunkt die für sie sicher anstrengendste Zeit des Jahres hinter sich und da kann es nicht schaden, sich gegenseitig mal auf die Schultern zu klopfen. Denn an den ersten zehn bis zwölf Wochenenden im Jahr heißt es immer wieder, in einem anderen Dorf die Zamperumzüge musikalisch zu begleiten und das bei jedem Wetter.
Nasskaltes Wetter ist für die Musiker ärgerlich
Das zeigte sich in diesem Jahr eher von der uncharmanten Seite – an fast jedem Samstag war es ungemütlich nass-kalt, teilweise hat es geschüttet wie aus Eimern. Und je schlechter das Wetter, umso mehr sind die Kapellen gefordert, die gute Stimmung der Narren zu erhalten, was mit viel musikalischem Einsatz immer gelingt, obwohl ihnen selbst Füße, Finger, Nase und Ohren fast abfrieren und sie durchnässt sind bis auf die Haut. Wohl kaum einer macht dies nur des Geldes wegen, das die Zamperkapelle dafür mit Recht bekommt. Denn teilt man dieses auf, bleibt für den einzelnen doch meist nur ein Taschengeld übrig, das er im schlechtesten Fall auch noch ans Finanzamt abführen muss. Es sind der Spaß am Musizieren, die Liebe zu den Menschen, die man damit erfreut und auch der Wille, alte Traditionen zu bewahren, was diese Leute Wochenende für Wochenende mit ihren Instrumenten auf die Straße treibt.
Die ersten Treffen fanden in Ratzdorf statt
Grund genug, sich zum Ende der Fastnachtszeit zu einem Erfahrungsaustausch zu treffen. In den ersten Jahren fand das Treffen immer zum Ende der Saison in Ratzdorf statt, später begannen die Kapellen, sich mit der Ausrichtung der Veranstaltung abzuwechseln, sodass auch die Örtlichkeit immer mal wieder eine andere ist. Und das freut natürlich auch die Dorfbewohner, denn vor dem gemütlichen Beisammensein, bei dem die Kapellen ausnahmsweise mal eher unter sich sein möchten, marschieren sie alle gemeinsam noch einmal durch den Ort und lassen beim sogenannten „Abzampern“ das Orchester mit zahlreichen musikalischen Klassikern, wie etwa dem „Schneewalzer“ oder „Es gibt kein Bier auf Hawaii“, erklingen.
Und auch die Brandenburg-Hymne darf da natürlich nicht fehlen. Die Buckower waren überwältigt von dem Umzug der Kapellen und winkten Ihnen fröhlich zu oder tanzten vergnügt hinterher.Beisammensein mit selbstgemachter Musik
Nach dem Umzug fand ein gemütliches Beisammensein mit viel Musik statt, natürlich ausschließlich selbstgemachter Musik. Der Ausrichter sorgte für die Bereitstellung von Speis und Trank und in feucht-fröhlicher Runde wurde musiziert. Erst stellten sich die einzelnen Kapellen mit einigen Lieblingsstücken vor und dann spielten alle gemeinsam. Konkurrenz zwischen den Kapellen war nicht zu bemerken. Wahrscheinlich wäre diese auch hinderlich, denn die Musikanten helfen sich oft untereinander aus. So wie etwa Danilo Lange, Pauker der „Buckower Puhl-Combo“, wie auf seinem T-Shirt zu lesen war. Das ist auch die Kapelle, der er angehört, doch beim Umzug trug er eine Jacke der „Gaudi-Buam“ und eine Mütze der „Oktoberfest-Spitzbuben“.
„Dort helfe ich gern aus, wenn Not am Mann ist“ so der Buckower. Die einzige Musikantin an diesem Tag war übrigens seine Frau Gundula. Das Tuba spielen hat sie sich schon in jungen Jahren mit Unterstützung ihres Vaters selbst beigebracht. Auch sie spielt bei der „Puhl-Combo“, wie viele weitere Familienmitglieder.Aus Buckow kommen viele musikalische Talente
In Buckow gibt es nicht nur eine lange Zampertradition, sondern auch viele musikalische Talente. „Hier wird schon seit 1904 gezampert, damals mit Leierkasten und Teufelsgeige“, erzählt Henry Schulze den Gästen. Vermutlich erst in den sechziger Jahren begann dann die Zeit der Blasmusik. Und seitdem stellen die Buckower aufgrund guter Nachwuchspflege auch immer ihre eigene Blaskapelle zum Zampern. Für viele der Anwesenden war der Abend sicher sehr inspirierend. „Man kann sich immer noch was abgucken“ so Gundula Lange, die ihr Herz sogleich an die Dorchetaler Musikanten verloren hatte.
„Die spielen so sauber und voller Hingabe“ schwärmte sie. Karsten Wolff von Jochen‘s Jungs war stolz auf Hannes Sünder aus Finkenheerd, Mitglied der Märkischen Blasmusik Eisenhüttenstadt und mit 17 Jahren dem jüngsten Teilnehmer der Veranstaltung, dem er das Spielen eines Blasinstrumentes einst beibrachte. Die „Blechspucker“ zeigten nicht nur musikalisches Talent, sondern eines der Mitglieder konnte auch den „Osterspaziergang“ von Goethes Faust rezitieren. Am meisten liegt aber allen das musizieren. Als beim beliebten Blasmusikstück „Böhmischer Traum“ nach und nach alle Trompeten, Tuben, Posaunen, Tenorhörner, Bassklarinetten, Pauken und auch das Schifferklavier erklangen, sorgte das für einen von vielen Gänsehautmomenten an diesem wunderschönen letzten Fastnachtsabend im Jahr 2023.
Wie kommt man zu einer Zamperband?
Dass in der Region in diesem Jahr bis Anfang April gezampert wurde, lag auch daran, dass es nicht genügend Kapellen gibt, die die Umzüge begleiten. Und spätestens mit der Tour durch das jeweilige Dorf wird auch der Termine für das kommende Jahr vereinbart. Für 2024 ist somit schon (fast) alles ausgebucht. Öffentliche Werbung, beispielsweise über Facebook oder anders soziale Medien, machen die meisten Kapellen deshalb nicht. Einige treten aber auch im weiteren Jahresverlauf auf und haben deshalb Onlineauftritte. Zu finden sind beispielsweise die „Kleine Gubener Blasmusik“, die „Fürstenwalder Stadtmusikanten“, „Jochen‘s Jungs“ und die „Oktoberfest-Spitzbuben“.