„Mischlingshunde sind wahre Wundertüten“, sagt Stefanie Wilke. Die Hundetrainerin aus Fürstenwalde arbeitet mit verschiedenen Rassen, aber auch mit Mischlingen. Anlässlich des internationalen „Tag des Mischlingshundes“ am 31. Juli wollte MOZ von der Expertin wissen: Was zeichnet einen Mischling aus? Ist er seltener krank? Welcher Mix ist beliebt?
„Das lässt sich so allgemein gar nicht sagen. Es gibt jedenfalls nicht ‚den Mischling’“, erklärt Wilke. Von einem Mischling ist die Rede, wenn mindestens zwei Rassen miteinander gekreuzt wurden.

Vorhersagen über Größe und Aussehen kaum möglich

Oftmals vereinen sich aber auch weitaus mehr Rassen in einem Hund. „Wer einen Mischlingswelpen bei sich aufnimmt, sollte sich auf alles gefasst machen“, mahnt die gelernte Tierarzthelferin. Äußere Merkmale ließen sich oft schwer voraussagen. Heißt: Erstmal ausgewachsen, kann aus einem kleinen, kurzhaarigen Schlappohr-Hündchen ganz schnell ein stattlicher Hund mit nach oben stehenden Lauschern und Fell zum Wuscheln werden. „Ausgewachsen sind Hunde in der Regel nach sieben bis neun Monaten. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte also einen älteren Mischling aufnehmen. Im Tierheim warten ganz viele auf ein Zuhause“, so die Hundebesitzerin.
Stefanie Wilke ist Hundetrainerin und Leiterin der "Hundeschule Wilke" in Fürstenwalde. Sie selbst hat drei Border Collies, arbeitet aber auch viel mit Mischlingshunden.
Stefanie Wilke ist Hundetrainerin und Leiterin der „Hundeschule Wilke“ in Fürstenwalde. Sie selbst hat drei Border Collies, arbeitet aber auch viel mit Mischlingshunden.
© Foto: Bettina Winkler
Auch die Charaktereigenschaften sind unter Umständen unvorhersehbar. Bestimmte Hunde-Rassen sind für ihre Wesenszüge bekannt. Wer sich Beagle, Dackel oder Terrier zulegt, kann mit einem ausgeprägten Jagdinstinkt rechnen. Dobermann, Schäferhund und Rottweiler gelten eher als beschützerfreudig.
Je nach Kreuzung der Rassen setzt sich mal der eine, mal der andere Wesenszug durch. Also kann auch ein nach Dackel aussehender Kaltschnauzer das Bedürfnis verspüren, Herrchen oder Frauchen beschützen zu müssen. Durch diese bunten Mischungen entstehen jedes Mal neue, eigensinnige Individualisten.

Ausnahme: Sich ähnelnde Rassen und reinrassige Kreuzungen

„Bei Rassen, die sich ähneln, ist eine Vorhersage natürlich einfacher“, so Wilke. Aktuell seien zum Beispiel „Swissyhunde“ sehr beliebt: eine Kreuzung aus den vier verschiedenen Sennenhundrassen – sehr freundliche, menschenliebende, aber auch sehr große, bis zu 70 Kilogramm schwere Tiere.
Sennenhunde werden aktuell in Brandenburg gerne gekreuzt. Berner Sennenhunde (Foto) sind als Familienhunde bekannt und gelten als besonders treu, loyal sowie anhänglich.
Sennenhunde werden aktuell in Brandenburg gerne gekreuzt. Berner Sennenhunde (Foto) sind als Familienhunde bekannt und gelten als besonders treu, loyal sowie anhänglich.
© Foto: dpa/Moritz Frankenberg
Welche Rassen noch gerne gezielt gemixt werden? „Pudel. Es gibt derzeit viele Pudel-Labrador-Mixe, die sogenannten Labradoodle“, berichtet die Fachfrau. Der Grund: Pudel haaren nicht. „Entsprechend sollen Pudel-Mischlinge auch keine Haare verlieren. Das klappt aber nicht immer. Ich habe in meiner Hundeschule einen Doodle, der haart total“, erzählt sie.
Auch in Brandenburg ein beliebter Mix: Pudel und Labrador. Raus kommt ein sogenannter "Labradoodle".
Auch in Brandenburg ein beliebter Mix: Pudel und Labrador. Raus kommt ein sogenannter „Labradoodle“.
© Foto: dpa/epa Wolberg

Hunde: Mythos Gesundheit – sind Mischlinge robuster?

Sind Mischlinge robuster? Jein. Der Genpool bei Mischlingen ist größer als bei Rassehunden. Deswegen leiden sie seltener unter gewissen Erbkrankheiten wie Skelettbeschwerden oder Stoffwechselstörungen. „Robuster oder weniger anfällig für Krankheiten sind sie dadurch aber nicht“, sagt Wilke.

Mischling Savage in Fürstenwalde auf Körbchensuche

Kangal-Mix Savage sucht noch immer ein Zuhause. Seit März 2021 sitzt er im Tierheim Fürstenwalde, wartet auf ein neues Herrchen oder Frauchen. „Savage ist ein unglaublich lieber, herzensguter Hund“, schwärmt Tierheimleiterin Christine Matzke. Als Hütehund brauche er aber Auslauf: „Eine Wohnung reicht ihm nicht, er braucht ein Haus mit Grundstück.“ Außerdem sollten seine neuen Weggefährten kräftig genug sein, ihn zu führen. „Er wiegt 60 Kilogramm. Und er frisst entsprechend viel. Futter ist teuer. Das sollten Interessenten unbedingt bedenken“, sagt die Chefin des Tierheims. Wer dem friedfertigen Fundhund ein neues Zuhause schenken möchte, bekommt weitere Informationen unter Telefon 03361 2862.
Savage ist ein Kangal-Mischling. Seit März 2021 wartet er im Tierheim Fürstenwalde auf neue Wegbegleiter, die ihm ein Zuhause mit großem Garten schenken.
Savage ist ein Kangal-Mischling. Seit März 2021 wartet er im Tierheim Fürstenwalde auf neue Wegbegleiter, die ihm ein Zuhause mit großem Garten schenken.
© Foto: Liesa Wessolleck

Hunde: Darum heißt es auch „Promenadenmischung“

Im 18. und 19. Jahrhundert sind vor allem die Dienstmädchen mit den Hunden ihrer Herrschaften spazieren gegangen. Spaziergang heißt im Französischen „Promenade“. Dabei haben sich die herrschaftlichen Rassehunde mit den ländlichen Vierbeinern ausgetobt – und fortgepflanzt. Was dabei rauskam, wurde „Promenadenmischung“ genannt.