Die aktuellen, im Herbst 2019 gestarteten Legislaturperioden in Brandenburg enden 2024. Sowohl im Landtag als auch in den Kommunalparlamenten werden die Karten neu gemischt. Ferner wird in Premnitz ein neuer Bürgermeister gewählt und im Landkreis Havelland ein neuer Landrat. Es steht also ein Superwahljahr an. Die SPD im westlichen Havelland bereitet sich allmählich darauf vor. Noch ist die Berliner Straße 3a alleiniges Wahlkreisbüro der SPD-Landtagsabgeordneten Katja Poschmann. Ende Mai erfährt die Einrichtung inhaltlich eine enorme Erweiterung. Fortan kann über das Büro auch die zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete kontaktiert werden. Ferner werden dort die SPD-Fraktionen von Kreistag Havelland und Stadtverordnetenversammlung (SVV) Rathenow präsent sein. Im Büro wird es automatisch zu kommunalen Überschneidungen kommen. Etwa Poschmann ist eine in Premnitz wohnhafte Frau und steht der dortigen SVV vor.
Wie Kita-Beitragsfreiheit die Politikerin Katja Poschmann gebar
Die 42-Jährige war bis 2015 nur politisch interessiert, aber politisch nicht aktiv. Erst das Engagement für beitragsfreie Kitas gebar die Politikerin Katja Poschmann. Damals war sie noch Rathenowerin. Im Zusammenspiel mit anderen hatte sie ursprünglich nur die für Eltern der Kreisstadt vergleichsweise hohen Kita-Kosten angeprangert. Die weitere Entwicklung taugt zur Lektion in politischer Bildung.
Da Poschmann kein Schritt weiter kam, wollte sie das Thema auf Landesebene hieven. Im März 2015 startete die Online-Petition „Eltern fordern beitragsfreie Kinderbetreuung im Land Brandenburg“. Poschmann war der Ansicht, dass auch Kitas Bildungseinrichtungen sind, deren Besuch kostenlos sein sollte. Die Petition fand zwar genügend Online-Unterstützer, sodass sich der Landtag damit beschäftigen musste, doch wurde die in Rathenow formulierte Forderung in Potsdam abgeschmettert. Poschmann trat noch 2015 in die SPD ein. Ihre Parteibasis ist seither der Ortsverein Premnitz/Milower Land. Dem gehört Felix Menzel schon länger an.
Aus dem SPD-Ortsverein in den Unterbezirk Havelland und von dort zum Landesparteitag 2016
Menzel hatte einst die Schließung des Jugendclubs in Großwudicke zur SPD getrieben. 2011 wurde er erstmals in das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Milower Land gewählt. Landesweit war der der jüngste hauptamtliche Gemeindechef. Gemeinsam mit Poschmann formulierte Menzel nun einen Antrag aus dem Ortsverein heraus an den Parteitag des SPD-Unterbezirks Havelland, der im Oktober 2016 abgehalten wurde. Von dort wurde das Thema Kita-Beitragsfreiheit per Leitantrag zum nächsten brandenburgischen Landesparteitag befördert. Hier forderten die havelländischen Genossen die Einführung eines beitragsfreien Kitajahrs noch in der laufenden Legislaturperiode. Das fand eine Mehrheit.
Der landespolitische Stein war ins Rollen gebracht. Das Vorschuljahr wurde tatsächlich zum August 2018 beitragsfrei gestellt. Weitere Entlastungen folgten, zuletzt zum 1. Januar 2023. Dass sich der Prozess derart in die Länge ziehen würde, hätte Katja Poschmann damals nicht gedacht, wie sie heute meint. In der Zwischenzeit sattelte sie bildungspolitisch immer weiter auf. In ihrer Landtagsfraktion ist sie die bildungspolitische Sprecherin.
Zwei SPD-Fraktionen und eine Frau aus dem Bundestag als Untermieterinnen der Landtagsabgeordneten
Poschmanns Ortsverein steht neuerdings Ralf Tebling vor, der 2024 eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Premnitz anstrebt. Felix Menzel gehört seit 2020 der weiblich-männlichen Doppelspitze im Unterbezirk Havelland an. Ferner besteht in der Region der Ortsverein Rhinower Ländchen, in dem Stefan Schneider, ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Rhinow, ein Mitglied ist. Im Kreistag Havelland leitet er die SPD-Fraktion, die sich in der Berliner Straße 3a mit einmieten will.
Im Ortsverein Rathenow/Westhavelland – mit Amt Nennhausen, aber ohne Amt Friesack – engagiert sich Sebastian Lodwig. Im Frühjahr 2022 hatte er für das Amt des Rathenower Bürgermeisters kandidiert, rückte dann in die Stadtverordnetenversammlung nach und ist inzwischen der Vorsitzende der Fraktion, die sich ebenso in der SPD-Zentrale einmieten will.
Die politische Heimatbasis der Bundestagsabgeordneten Sonja Eichwede befindet sich in Brandenburg an der Havel. Zu ihrem Wahlkreis gehören im Norden die Städte Rathenow, Premnitz und die Gemeinde Milower Land. Eichwede wird auch zur Untermieterin bei der Landtagsabgeordneten Katja Poschmann.