Wie steht es um den Erfolg unserer Wirtschaft? Auf der einen Seite heißt es, Brandenburgs Industrie boome wie noch nie. Auf der anderen Seite herrscht in vielen Branchen eine eher trübe Stimmung mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr, wie der jüngste Konjunkturbericht der regionalen Industrie- und Handelskammern ergab.
Insbesondere die Baubranche leidet und plant sogar, Stellen abzubauen. Zudem befindet sich die Bundesrepublik offiziell in einer technischen Rezession, da in den letzten beiden Quartalen die Wirtschaftsleistung gesunken ist.
Mehr Arbeitslose in Brandenburg, trotz Belebung
Der regionale Arbeitsmarkt scheint jedoch bislang relativ unberührt von den eher pessimistischen Prognosen. In Ostbrandenburg herrscht die übliche Frühjahrsbelebung: Im Mai ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat gesunken. Ähnlich melden es die Arbeitsagenturen Neuruppin und Cottbus für ihre Bereiche. Im Vergleich zum Mai 2022 liegt Arbeitslosenquote in diesem Jahr allerdings etwas höher. In den östlichen Brandenburger Landkreisen beträgt sie derzeit 5,9 Prozent, vergangenes Jahr lag die Quote noch bei 5,5 Prozent. „Hauptursache hierfür bleibt die Registrierung ukrainischer Schutzsuchender in den Jobcentern“, erklärt Torsten Hesse, der operative Geschäftsführer der Frankfurter Agentur für Arbeit.
Doch auch die Folgen der Energiekrise hätten auf der wirtschaftlichen Entwicklung gelastet. „Deshalb hat es zuletzt weniger Einstellungen aus der Arbeitslosigkeit gegeben als wir sonst beobachten“, so Hesse, der dennoch positiv auf den Rest des Jahres blickt – „wenn uns keine neuen Krisen überraschen.“ Im Konjunkturbericht der IHK Ostbrandenburg hieß es jedoch zuletzt, dass 41 Prozent der befragten Unternehmen aus der Bauwirtschaft planen, in diesem Jahr Stellen abzubauen. Inwieweit sich dies bewahrheiten könnte, wird sich erst in einem halben bis dreiviertel Jahr in den Statistiken widerspiegeln, erklärt Torsten Hesse: „Der Zeitraum, in dem die Betriebe ihre Beschäftigtendaten melden müssen, ist relativ lang.“ Auch die Frage, wie sich die technische Rezession grundsätzlich auf die Beschäftigungsverhältnisse auswirkt, wird sich erst zum Ende des Jahres zeigen.
Beschäftigungsplus von 10 Prozent in LOS durch Tesla
Die jüngsten Zahlen zu den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stammen aus dem September 2022. Dort hat es allein im Landkreis Oder-Spree ein sattes Plus von zehn Prozent gegeben. Laut Torsten Hesse liege dies insbesondere an der Tesla-Siedlung in Grünheide – doch auch in anderen Betrieben im Landkreis seien neue Stellen entstanden. Im Nachbarlandkreis Märkisch Oderland seien die Beschäftigungszahlen um 2,5 Prozent gestiegen. Es verwundert nicht, dass gerade im Osten Brandenburg ein großer Teil der offenen Stellen für Fachkräfte in der Kraftfahrzeugtechnik ausgeschrieben. Nur im Bereich Büro und Sekretariat gibt es noch mehr der Arbeitsagentur gemeldete Stellen. In der Lausitz werden vornehmlich Helfer in der Landwirtschaft sowie im Gastronomieservice als auch Fachkräfte für den Verkauf und die Lagerwirtschaft gesucht.
Auch Ausbildungsstellen gibt es in Brandenburg reichlich – das Angebot übersteigt weiterhin die Zahlen der Schulabgänger, die sich mit den Arbeitsagenturen in Verbindung setzten. Laut Beate Kostka, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Neuruppin seien die Chancen für Jugendliche, im Traumberuf zu landen, sehr gut: „Ich möchte deshalb noch einmal betonen: für die jungen Menschen sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz so gut wie noch nie“