Die CDU hatte die Aktuelle Stunde im Landtag zur digitalen Bildung beantragt. Es war am Mittwoch (10. Mai) eine gute Vorlage für die mit Spannung erwartete erste Rede des am Morgen vereidigten Bildungsministers Steffen Freiberg (SPD). In den 15 Minuten umriss der 41-Jährige, wo seine Schwerpunkte liegen werden und wovon er sich leiten lassen werde.
Digitalisierung in der Schule sei mehr als die Frage von Breitband, WLAN und Endgeräten, begann Freiberg. Auch mit Content, Wartung und Service höre es nicht auf. Aber diese Dinge müssten geklärt werden, daran arbeite man. Vieles davon liege in den Händen der Kommunen als Schulträger, und sie seien oft alleine unterwegs. Hier brauche man dringend eine Verständigung. Die digitale Schule sei eine gemeinsame Aufgabe. Bereits seit dem vergangenen Sommer führe das Ministerium mit den kommunalen Spitzenverbänden dazu Gespräche.
„Wir müssen die Ausbildung verschieben, hin zu mehr Kompetenz“
Der Megatrend Digitalisierung betreffe die Schulen jedoch in entscheidendem Maße noch auf eine ganz andere Art. Er verändere alles, und dies von Grund auf und umfassend. Es sei davon auszugehen, dass ein Drittel der jetzigen Schulanfänger ihr Berufsleben in einem Job beginnen werden, den es heute noch nicht gibt, sagte der Minister. Was Schule zu vermitteln habe, lasse sich deshalb kaum in einem faktenbasierten Kanon abbilden. „Wir müssen die Ausbildung verschieben, hin zu mehr Kompetenz.“
Die Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts seien Kollaboration (Zusammenarbeit in Gruppen – die Red.), Kreativität, Kommunikation und kritisches Denken. Hinzu kämen die entscheidenden Kompetenzen lesen, schreiben, rechnen. Auch deshalb fokussiere sich das Ministerium schon länger auf Mathe und Deutsch als Kernfächer.
Corona-Pandemie hat Digitalisierung der Schulen vorangebracht
Die Corona-Pandemie habe Brandenburgs Schulwesen zu wichtigen Schritten bei der Digitalisierung gezwungen, erinnerte der Minister. Man habe jetzt Möglichkeiten für Hybrid-Unterricht. Von der Schulcloud würden inzwischen fast alle Schulen profitieren. Außerdem lege man Wert auf Fortbildungen für Lehrkräfte zur digitalen Medienbildung. Mit der Neugestaltung des Landesschulinstituts Lisum werde man das forcieren.
„Gesellschaft und Schule werden nie wieder so sein wie vor der Pandemie“, stellte Freiberg klar. Er verwies zum Beleg auf die „Eruptionen“ durch Künstliche Intelligenz und insbesondere ChatGPT, die Lehrkräfte über Nacht vor ganz neue Herausforderungen etwa bei der Leistungsbewertung stellen würden.
Das Lehramtsstudium bleibt wichtig, wird den Lehrer-Bedarf aber nicht decken
Vor diesen noch am Anfang stehenden, aber unaufhaltsamen Entwicklungen dürfe man genauso wenig die Augen verschließen wie vor der Situation bei Demografie und Fachkräfteangebot. Man müsse Realitäten anerkennen und sich von dem Gedanken verabschieden, dass grundständig ausgebildete Lehrkräfte in gewünschter Zahl eingestellt werden können. Das Lehramtsstudium bleibe wichtig und man weite die Kapazitäten aus, betonte Freiberg. „Aber es wird nicht reichen. Wir brauchen auch zukünftig Kolleginnen und Kollegen, die nicht den geraden Weg gehen, die von außerhalb kommen, aus anderen Berufen.“
Nach hinten zu schauen und zu fragen, warum zu wenig Lehrkräfte ausgebildet wurden, bringe nichts. „Debatten zu führen, die Angst vor der Zukunft schüren und Misstrauen säen, sind für mich keine gute Alternative“, ergänzte er. „Ich stehe für Aufbruch. Es wird nicht alles perfekt sein. Aber ich bin der festen Überzeugung, wir können es besser“, schloss Freiberg seine Ausführungen.