Germany Zero Points – hieß es in diesem Jahr nicht, dennoch konnten unsere Eurovision-Rocker Lord of the Lost auf der Tabelle nicht den zuvor erhofften Platz auf der linken Tabellenhälfte erreichen. In diesem Jahr reichte es (mit immerhin 18 Punkten) trotz der extravaganten Show und der international begeisterten Reaktionen das zweite Jahr in Folge nur für den letzten Platz. Das wiederum lässt Platz für zahlreiche Gerüchte und Frust.
Nicht zuletzt die Jurywertung gerät aufgrund des Kippens des TV-Votings in Verruf: So konnte Loreen mit ihrem Song „Tattoo“ sich entgegen der Stimmen des TV-Publikums und der anhaltenden „Cha Cha Cha“-Rufe für den finnischen Künstler Käärijä an die Spitze durchsetzen. Und das, weil sie aus jedem Teilnehmerland von den Jurys in die Top10 gewählt wurde.

Internationale Kritik an ESC-Abstimmung

Lord of the Lost sehen ihre Platzierung aber gelassen: „Wir kommen nicht aus dem Nichts und gehen nicht ins Nichts“, heißt es nach der Verleihung im ersten Presseinterview. Auf die Band wartet ein Sommer mit Festivals unter anderem auf dem weltberühmten Wacken Open Air sowie bereits die zweite Tour mit den Kult-Heavy-Metallern Iron Maiden. Viel mehr zähle die durchweg positive Erfahrung für die Hamburger Künstler, die sie in Liverpool sammeln konnten.
Lord of the Lost – wer ist die Band, die Deutschland beim Eurovision Songcontest vertritt
ESC 2023
Lord of the Lost – wer ist die Band, die Deutschland beim Eurovision Songcontest vertritt
Hamburg
Der finnische Beitrag erhielt beim ESC-Finale 376 Punkte aus dem Televoting, Gewinnerin Loreen hingegen nur 243 Punkte: Während Käärijä in 18 Ländern zwölf Punkte der Zuschauer bekam, konnte Loreen dort keine einzige Bestwertung erzielen. Und das ist nicht das erste Jahr, dass die Expertenjurys den Publikumsfavoriten verhinderten.

Fans fordern Demokratisierung der Jury

Daher fordern ESC-Fans im Netz unter anderem die Demokratisierung der Jury-Mitglieder, um mitbestimmen zu können, wer das Land und damit verbunden den Musikgeschmack des jeweiligen Teilnehmerlandes beim Wettbewerb vertritt. Denn derzeit zählen die Stimmen von fünf festgelegten Experten genauso viel wie Millionen Anrufe. Andere hingegen kritisieren die Art der Abstimmung an sich. Auch unseren ESC-Rockern ist das Voting-System dabei zum Verhängnis geworden.
Zur Erklärung: Punkte gibt es immer nur dann, wenn ein Act im Tele- oder Juryvoting unter die Top10 gewählt wird, alle anderen gehen leer aus. Ein Künstler, der einmal unter die ersten Teilnehmer gevotet wird, ansonsten aber immer auf dem letzten Rang landet, kann so am Ende vor einem Act platziert sein, der immer den guten 11. Platz erreicht hat. Die nun veröffentlichten offiziellen Zahlen auf eurovision.tv zeigen ebenfalls für Lord of the Lost die starken Unterschiede zwischen den Tele- und Juryzahlen, besonders von unseren Nachbarländern Österreich und der Schweiz sowie dem Land des Metals: Finnland.
Die Visualisierung dieser Daten zeigt: Das schlechte Abschneiden liegt unter Umständen am Punktesystem, das Interpreten mit ihren Songs im Mittelfeld abstraft. Insgesamt scheinen Songs mit härteren Klängen bei den Jurys schlechter abzuschneiden als bei den TV-Votes. Das bestätigen auch die veröffentlichten Zahlen auf eurovision.tv bei den Beiträgen aus Finnland und Australien. Weder im TV- noch im Juryvoting wählte man den deutschen Act direkt auf den letzten Platz. Im Durchschnitt sahen die Anrufer Lord of the Lost auf Platz 15/16 – die Jury etwas schlechter auf dem 18./19. Platz. 14 Länder wählten Deutschland im Televoting sogar auf die zuvor gewünschte linke Tabellenhälfte. Hier die Gesamtergebnisse des Abends im Überblick.
Mehr als nur ESC-Phänomen: Auf Spotify versammelt die Hamburger Metal-Band inzwischen 1,2 Millionen Hörerinnen und Hörer monatlich.
Mehr als nur ESC-Phänomen: Auf Spotify versammelt die Hamburger Metal-Band inzwischen 1,2 Millionen Hörerinnen und Hörer monatlich.
© Foto: Peter Kneffel/dpa

Kein Imageschaden für Lord of the Lost

In der Zusammenfassung liegt zwischen Platz 10 und 15 ein Punkteunterschied von gerade einmal neun Punkten, zwischen Rang 16 und 20 ebenfalls nur zwölf. Das bedeutet: Wenn alle Beiträge prozentual bepunktet und eine Reihenfolge von eins bis 26 je nach Land gebildet werden würde, käme ein wesentlich aussagekräftigeres Bild zustande als beim derzeitigen Votingverfahren.
Letzter Platz für Lord of the Lost beim Eurovision Song Contest
ESC 2023 in Liverpool
Letzter Platz für Lord of the Lost beim Eurovision Song Contest
LIVE Frankfurt (Oder)
Dass Lord of the Lost mit ihrem letzten Platz jedoch keinen Imageschaden davongetragen haben und gegebenenfalls durch die Platzierung und das damit verbundene Aufsehen gar profitieren könnten, zeigen nun auch die Zahlen auf allen Kanälen sowie den Streaming-Plattformen. So kann die Band inzwischen 1,2 Millionen Hörer monatlich auf Spotify für sich begeistern.
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Darüber hinaus erlangten sie hierzulande in den Single-Trends Platz 4 aller Eurovision-Songs und stürmten mit ihrem Nummer 1-Album „Blood & Glitter“ von Beginn des Jahres erneut die Wochenend-Trends, teilte die GfK Entertainment GmbH, die die Offiziellen Deutschen Charts veröffentlicht, am Montag mit. Bei den ermittelten Zahlen landeten die Glam-Rocker vorerst auf Platz drei und haben noch bis Freitag die Möglichkeit, die zwei Neuveröffentlichungen von Helene Fischer und Feine Sahne Fischfilet zu überholen und so nach dem letzten Platz beim ESC bereits zum zweiten Mal die Höchstwertung der Album-Charts, den verdienten ersten zu erzielen.