Falls Verzweiflung der Ratgeber im sächsischen Wahlkampf ist, dann muss man die Frage mit Ja beantworten. Die CDU-Wahlplakate preisen Heimat, Familie und Sicherheit auf die gleiche, spießige Art wie es die der AfD tun. Die CDU scheut nicht einmal davor zurück, den DDR-Sozialismus mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen. Wollte man damit Linke und AfD gleichermaßen treffen? Offensichtlich. Hat die CDU mit dieser Geschmacklosigkeit wenigstens Erfolg? Danach sieht es nicht aus.
Die Umfragewerte bleiben mies. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn jetzt die Grünen als Klima-Angstmacher attackiert werden. Denn das Problem der CDU ist die CDU. Schließlich regieren die Christdemokraten seit fast dreißig Jahren im Freistaat. Und um es ganz klar zu sagen: Die Erfolge der AfD gehen nicht zuletzt auf das CDU-Konto. Ministerpräsident Kurt Biedenkopf gab schon vor 19 Jahren die Marschrichtung vor.
"Die Sachsen sind immun gegen Rechtsextremismus", erklärte "König Kurt". Und so verhielten sich Politik, Polizei und sogar die Justiz. Wenn die Formulierung: "Auf dem rechten Auge blind" einen Sinn ergeben soll, dann in Sachsen. Ob das Pogrom 1991 in Hoyerswerda, die "national befreiten Zonen" oder die Gründung paramilitärischer Organisationen – es fand sich stets eine Möglichkeit zu relativieren. Die Nazi-Gegner hingegen spürten die staatliche Autorität.
Die Beschwichtigungspolitik nach Rechts hatte das Ziel, dass sich keine Partei rechts neben der CDU etablieren sollte. Motto: "Wir sind rechts genug, und national sind wir auch." Sehr viele sächsische Bürger sehen das anders. Sie wanderten zur Pegida, beschimpften die Kanzlerin und die CDU-Politik, und sie wählen die AfD.
Dass nach dem 1. September eine Regierungsbildung so schwer wird, liegt allerdings, da sollte man fair sein, nicht nur an der CDU. Nicht zuletzt die besondere Schwäche der SPD in Sachsen ist ein Problem. Um die AfD nicht an die Macht zu lassen, müssten nach bisherigem Stand CDU, SPD und Linke eine Regierung bilden. Oder CDU, SPD, Grüne und FDP. Absurde Konstellationen.
Die einzige Zwei-Parteien-Variante wäre die Koalition von CDU und AfD. Die aber hat der amtierende Ministerpräsident Michael Kretschmer ausgeschlossen. Will er dann eine Minderheitsregierung bilden? Oder sich von der AfD tolerieren lassen? Das ist der Sozialdemokratin Ypsilanti weiland in Hessen nicht gut bekommen. So wie es aussieht, hat sich die sächsische CDU nicht zuletzt durch ihre eigene Politik in eine Sackgasse manövriert. Sachsen könnte zum Menetekel werden. Für andere Teile Deutschlands.