Es gibt kaum einen Menschen, dessen Name so sehr mit Birkenwerder verbunden ist, wie Erika Schürhoff. Am 30. Mai ist die langjährige Kommunalpolitikerin im Alter von 79 Jahren gestorben. Ein Leben lang engagierte sich die frühere Lehrerin für ihren Heimatort – als Pädagogin, Chorleiterin, Hobby-Historikerin und Kommunalpolitikerin.
Ihr Herzensprojekt war das Geschichtsstübchen. „2005 haben Freunde mich gefragt, ob ich Lust hätte, ein Heimatmuseum für Birkenwerder aufzubauen“, erinnerte sie sich am Rande einer der vielen Ausstellungen der Hobbyhistoriker. Sie sei damals sofort von der Idee begeistert gewesen. Schon bald konnte eine erste Ausstellung auf dem Dachboden des Rathauses eröffnet werden. Später richtete der Freundeskreis des Geschichtsstübchens unter ihrer Leitung ein Heimatmuseum im Clara-Zetkin-Haus ein. Inzwischen sind dort 2000 Exponate aus Birkenwerders Vergangenheit zu bestaunen. Natürlich gibt es auch ein historisches Klassenzimmer, in dem die erfahrene Pädagogin gerne den Kindern aus Birkenwerder erklärte, wie vor Jahrzehnten unterrichtet wurde.

Im Chor den Takt angegeben

Die Deutsch- und Musiklehrerin Erika Schürhoff war auch zu Stelle, als der Freizeitchor des Seniorentreffs eine neue Leiterin suchte. Eigentlich wollte sie nur kurz einspringen, gab dann aber doch mehr als ein Jahrzehnt den Takt an.
In der Wendezeit entdeckte die gebürtige Berlinerin, die aus einem politisch geprägten Elternhaus stammt, die Politik. Sie engagierte sich in der SPD. Auch dort übernahm sie schnell Verantwortung. Sie leitet den Ortsverein und wurde ins erste Nachwendeparlament von Birkenwerder gewählt. Angetragen wurde ihr damals auch eine Kandidatur als Bürgermeisterin. Doch diese Aufgabe lehnte sie ab. Sie übernahm dafür für mehrere Legislaturperioden die Leitung des Sozialausschusses. Erika Schürhoff galt als resolute Frau, die gerne in der Sache stritt, ohne nachtragend zu sein.

Beruflich in Birkenwerder verwurzelt

Beruflich hat Erika Schürhoff die Schullandschaft in Birkenwerder geprägt. Seit 1966 war sie bis zur Pensionierung im Jahr 2004 nahezu durchgängig als Deutsch- und Musiklehrerin in ihrem Heimatort tätig. Mehreren Generationen brachte sie bei, den richtigen Ton zu treffen. „Das hat aber nicht immer geklappt“, räumte sie einmal mit einem nachsichtigen Lächeln ein. Von 1994 bis 2000 übernahm sie die Schulleitung der Pestalozzi-Gesamtschule, aus der später die Regine-Hildebrandt-Gesamtschule wurde. Auch dort arbeitete sie bis zur Rente als Lehrerin und Chorleiterin.

Mehr als drei Jahrzehnte im Parlament

Schweren Herzens musste sie im Mai vergangenen Jahres krankheitsbedingt ihr Mandat als Gemeindevertreterin niederlegen. Erika Schürhoff, die seit der Wende im Parlament von Birkenwerder saß, war aus persönlichen Gründen zwischenzeitlich aus der SPD ausgetreten und trat für die Gruppe „pro Birke“ an. Sie zog nach und nach auch von allen anderen Ehrenämtern zurück, blieb den Aufgaben und Zielen im Herzen aber weiter verbunden.

Ein wichtiges Ziel war der Bau von Seniorenwohnungen

Ein ihr sehr wichtiges politisches Ziel hat Erika Schürhoff nicht mehr erreicht. Mehr als drei Jahrzehnte kämpfte sie für den Bau von bezahlbaren Seniorenwohnungen in Birkenwerder. Das Projekt ist zwar auf den Weg gebracht, droht aber auf der Zielgerade noch zu scheitern. Auf die europaweite Ausschreibung für das Bauvorhaben am Alten Krugsteig gab es keine Reaktion.
Erika Schürhoffs politisches, gesellschaftliches und kulturelles Engagement ist vergangenen Herbst auf Vorschlag von Bürgermeister Stephan Zimniok (parteilos) mit dem Ehrenamtspreis des Landkreises Oberhavel gewürdigt worden. Bereits 2011 erhielt sie für ihre Arbeit im Seniorenbeirat den Birkenpreis ihrer Gemeinde. „Ihr Tod ist ein großer Verlust für Birkenwerder“, sagte Zimniok zum Tod von Erika Schürhoff.