- Die Corona-Zahlen in Brandenburg, insbesondere in Elbe-Elster, steigen stark an
- Zur Eindämmung des Coronavirus soll es neben neuen Regeln, die vom Corona-Gipfel ausgehen, auch verstärkte Impfanreize geben
- Dafür findet am Freitag der Impfgipfel in Brandenburg statt
- Das sind die Beschlüsse:
Die Brandenburgerinnen und Brandenburger sollen mehr Möglichkeiten zum Impfen bekommen – ob erstmals oder Booster. Das hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag nach dem „Impfgipfel“ in Potsdam verkündet. Dazu wurden per Video Vertreter der Landkreise, der kreisfreien Städte, von Krankenhäusern und Ärzten zugeschaltet.
Beschlossen wurde am Freitag, das Impfangebot auf 160.000 Dosen pro Woche auszubauen. Ein Großteil der Impfungen soll dabei von den niedergelassenen Hausärzten geleistet werden. Hier sollen 100.000 Dosen pro Woche verimpft werden. Außerdem soll es im Land wieder vier zentrale Impfstellen geben. Laut Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sollen diese in Potsdam, Cottbus und den Landkreisen Dahme-Spreewald und Barnim entstehen. Weitere Impfangebote soll es über Impfbusse und mobile Teams geben. So sollen bis zum Jahresende knapp 600.000 Brandenburger ihre Auffrischungsimpfung erhalten. Und auch die Zahlen für Erst- und Zweitimfung sollen weiter wachsen. Über 60-Jährige sollen angeschrieben werden, sich den Piks geben zu lassen.
Woidke sprach am Freitag von einer „akuten Notsituation“. In Brandenburg gebe es zu große Impflücken.
In der vergangenen Woche waren es laut Gesundheitsministerium 39.000 Impfungen bei den Ärzten und 42.000 im Land insgesamt.
In dieser Woche wurden bislang laut Nonnemacher bereits 52.000 Brandenburger geimpft.
Das Interesse an Impfungen hat zuletzt also wieder deutlich zugenommen. Zugleich steigt die Zahl gemeldeter neuer Corona-Infektionen in Brandenburg stark. Landesweit sind mehr als 1,5 Millionen Menschen vollständig geimpft, das entspricht einem Anteil von 61,5 Prozent. Bundesweit sind es allerdings schon 67,8 Prozent. Eine Auffrischungsimpfung haben bisher etwa 120.000 Menschen erhalten - das ist ein Anteil von 4,5 Prozent an der Bevölkerung, bundesweit sind es bereits 5,7 Prozent mit einer Booster-Impfung.
Kontaktbeschränkungen, teilweiser Lockdown – Was kommt noch in Brandenburg?
Dietmar Woidke hat als schärferes Mittel gegen die Corona-Ausbreitung eine erneute Beschränkung von Kontakten angedeutet. „Wir müssen leider damit rechnen, dass sich diese akute Notsituation in den nächsten Tagen und Wochen weiter verschärfen wird“, sagte Woidke am Freitag. Auf die Frage nach einem möglichen Teil-Lockdown sagte er: „Ich fürchte, dass wir insgesamt im Land uns Gedanken machen müssen, wie wir in allen Teilen des Landes weitere Maßnahmen umsetzen, die vor allen Dingen ein Ziel haben müssen: Kontakte zu beschränken.“ Das sei das einzige Mittel neben dem Impfen, um die Verbreitung des Virus wirksam eindämmen zu können.
Landrat Heinrich-Jaschinski erhofft sich positiven Effekt vom Impfgipfel in Brandenburg
Angesichts steigender Infektionszahlen hat der Landrat des Kreises Elbe-Elster, Christian Heinrich-Jaschinski, für die Impfung gegen das Coronavirus geworben. In der Brandenburger Region beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mittlerweile mehr als 1140 - der Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich innerhalb von sieben Tagen nachweislich infiziert haben.
Der CDU-Landrat sieht die Entwicklung mit Sorge. „Wir versuchen mit allen Mitteln, aufzuklären“, sagte er am Freitagmorgen im rbb-Inforadio. Er warb für das Impfen, weil das den höchsten Schutz bedeute. Aus Angst vor Ansteckung würden auch bei den Teststellen die Schlangen länger.
Wenn es nicht gelinge, „einen Ruck in der Bevölkerung zu erzeugen“, ein Umdenken, dass sich mehr Menschen zum eigenen Schutz und zum Schutz ihrer Mitmenschen impfen ließen und sich vor Kontakten testeten und auch sonst die notwendigen Regeln beachteten, werde auch die Lage in Südbrandenburg immer schwieriger.
„Wir sind mit den Kommunen im Gespräch, dass wir zusätzliche Impfangebote organisieren - niederschwellig, ohne Termin“, sagte Landrat Heinrich-Jaschinski. Dazu liefen die Vorbereitungen. Es gebe aber eine begrenzte Anzahl an Medizinern. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das medizinische und Pflegepersonal seit zwei Jahren im Volllastmodus ist.“ Wenn man aus einer niedergelassenen Arztpraxis noch Ärzte abziehe, verlagere man nur Kapazitäten.
Woidke kündigt schärfere Corona-Regeln für Brandenburg an
Ministerpräsident Woidke hat schon im Vorfeld des Impfgipfels schärfere Corona-Regeln angekündigt. „Wir werden in der nächsten Woche schon neue Maßnahmen beschließen müssen, weil wir natürlich dieser Situation und dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen können“, sagte Woidke am Freitag dem Sender Phoenix. Die Spitzen der Brandenburger Koalition hätten am Donnerstagabend über weitere Maßnahmen beraten. „Wir haben heute schon vor allen Dingen im Süden des Landes an der sächsischen Grenze eine dramatische Situation im Krankenhausbereich. Wir können nicht warten, bis das ganze Land von dieser Situation ergriffen ist.“ Welche Regeln er meinte, war zunächst offen.
In Brandenburg gilt seit Montag die 2G-Regel in Gaststätten, Theatern, Kinos, Konzerthäusern und Freizeitbädern. Nur Geimpfte und Genesene haben dann noch Zutritt, auch unter Zwölfjährige. Jugendliche unter 18 können mit negativem Test rein.
Brandenburg stimmte im Bundesrat neuen Corona-Auflagen im Infektionsschutzgesetz von SPD, Grünen und FDP zu. Das bedeutet 3G - geimpft, genesen oder getestet - am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen, aber vorerst keine Ausgangsbeschränkungen und flächendeckende Schließungen von Schulen und Kitas, Betrieben und Geschäften mehr.
Woidke hatte die Pläne zur Aufhebung der epidemischen Lage als Rechtsbasis für Corona-Maßnahmen kritisiert und als fatale Entscheidung bezeichnet, weil Menschen die Pandemie nicht mehr als gefährlich wahrnehmen könnten. Das Land stimmte im Bundesrat aber nicht dagegen. Das Gesetz der Ampel-Parteien soll nämlich bereits in drei Wochen evaluiert und gegebenenfalls nachgebessert werden.
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