Seit Februar 2021 ist Terminal 5 am Flughafen BER in Schönefeld geschlossen. Vielleicht für ein Jahr, eventuell für immer, hieß es damals. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass T5 auch nach dem Ende der Corona-Flaute nicht mehr gebraucht wird.
Bevor auf dem riesigen Areal ein ganz neues Kapitel beginnt, wird am Sonnabend (2. September) Abschied gefeiert. Es laden ein: die Flughafengesellschaft und die Gemeinde Schönefeld, die gleich noch das 20-jährige Bestehen des Ortes in seiner jetzigen Größe als Flughafengemeinde mit einem Familienfest begeht.
DJ legt zum letzten Tanz vor T5 auf
Ab 12 Uhr gibt es auf dem Parkplatz vor dem Terminal bei freiem Eintritt Info-Stände, Imbiss-Zelte und eine Bühne mit Live-Musik sowie die letzten Rundgänge durch das Empfangsgebäude aus DDR-Zeiten samt Besucherterrasse. Bis nach Mitternacht legt dann ein DJ auf zum letzten Tanz vor T5.
„Damit schließt sich der Kreis. Ein bewegender Tag, der mich sehr berührt“, blickt Bürgermeister Christian Hentschel voraus. „Bei aller Wehmut über das Vergangene überwiegt aber die Freude und das Gespanntsein auf die Erfolgsgeschichte, die die Gemeinde Schönefeld demnächst – vielleicht auch bald als Stadt – schreiben wird.“
Ideenwettbewerb für künftiges Stadtquartier bis Ende 2023
Ein erster Ideenwettbewerb für die künftige Nutzung des Areals im Eigentum der Flughafengesellschaft läuft bereits. Ein innovatives Stadtquartier soll entstehen. Darüber hinaus gibt es bislang lediglich die Prämisse, dass das Hauptterminal des ehemaligen Flughafens Schönefeld in die Arbeiten einbezogen werden soll. Garantiert ist der Erhalt damit nicht, zudem steht es nicht unter Denkmalschutz.
Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs, bei dem drei Architektur- und Planungsbüros aus Berlin, Amsterdam und Rotterdam mitmachen, sollen Ende 2023 vorgestellt werden. Ihre Vorschläge könnten dann Grundlage für die städtebauliche Entwicklung des Quartiers sein.
Das Flughafengebäude war das Tor zur verbotenen Welt
Zum 37 Hektar großen Areal des ehemaligen Flughafens Schönefeld gehören neben Terminal- und Flughafengebäuden ein Parkhaus sowie Gewerbeflächen, Parkplätze und Grünflächen. Durch die unmittelbare Nähe zu Bahnhof, Autobahn und Flughafen samt Regierungsterminal gilt das Gelände als sehr attraktiv.
Zu DDR-Zeiten hat allein der Anblick des Schönefelder Flughafengebäudes viele Herzen schneller schlagen lassen. Die Vorstellung, das Land von hier aus Richtung Athen oder Bagdad verlassen zu können, war überwältigend. Auch wenn es dann beim Besuch des Intershops und der Terrasse mit dem Blick auf die Flieger sowie der Aussicht auf einen Trip nach Sofia blieb.
Schon 1969 wurden eine Million Passagiere gezählt
Jenes Gebäude, das seit langem ziemlich heruntergekommen ist und Schönefeld vor einigen Jahren von einem Reiseportal den Titel „Schlechtester Flughafen der Welt“ bescherte, war von Anfang an ein Billigbau. Die DDR-Staatsführung hatte mit ihrem Generalplan für den Ausbau eigentlich etwas Schickes und Großes im Sinn. Eröffnet wurde 1976 eine schmucklose, 100 Meter lange Halle namens Neue Passagier-Abfertigung (NPA), die wenige Jahre später schon wieder zu klein war.
Die Grenze von einer Million Passagiere wurde bereits 1969 überschritten, 1989 waren es knapp drei Millionen. Wobei ein großer Teil der Kunden schon ab den 1960er-Jahren aus West-Berlin kam – Touristen und Gastarbeiter. Sich immer wieder zu verwandeln, war für den Standort Schönefeld von Anfang an Programm. Ab 1934 gab es dort ein Flugzeugwerk samt drei 800 Meter langer Betonpisten. 1946 siedelten sich auf dem Gelände die sowjetischen Luftstreitkräfte an. Ein Jahr später kam der Befehl, einen Zivil-Flughafen für die Aeroflot daraus zu machen.
Billig-Airlines bescherten Schönefeld einen großen Aufschwung
Ab 1955 durfte auch die damalige DDR-Lufthansa an den Start gehen. Doch um Schönefeld allein nutzen zu können, errichtete die DDR der Roten Armee in Sperenberg als Ersatz einen neuen Flugplatz. Damit war die Basis gelegt für den Ausbau zum Zentralflughafen Berlin-Schönefeld.
Nach der Wende 1989 sorgte die Stilllegung der Interflug zunächst für einen Abschwung. Außer Charterflügen passierte nicht viel. Das änderte sich mit dem Boom der Billig-Airlines nach der Jahrtausendwende. Die jährlichen Passagierzahlen stiegen auf bis zu 13 Millionen. BER-Eröffnung und Corona-Krise machten T5, also Schönefeld Alt, schließlich überflüssig.