„Wie können wir helfen?“ Als die Ukraine am 24. Februar von Russland überfallen wurde und Hunderttausende Menschen plötzlich auf der Flucht in den Westen waren, stellte sich die Redaktion die Frage, wie wir Brandenburgerinnen und Brandenburger vor allem die Hilfesuchenden in Brandenburg und Berlin unterstützen können.
Innerhalb weniger Tage wurde mit der Caritas Berlin-Brandenburg ein Partner gefunden, der sich schon bei der Ankunft um Flüchtlinge kümmerte. Die Spendenaktion „Brandenburg hilft Flüchtlingen aus der Ukraine“ wurde ins Leben gerufen. Auf dem Spendenkonto waren bis Dienstag, 20. Dezember 2022, genau 267.843 Euro eingegangen. „Dafür sind wir den vielen Leserinnen und Lesern zu großem Dank verpflichtet“, erklärt Thomas Gleißner, Pressesprecher der Caritas Berlin-Brandenburg. Mit den Spenden wurden zahlreiche Hilfsprojekte für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in Cottbus, Michendorf, Fürstenwalde und Grünheide und darüber hinaus unterstützt.
Erst waren die Waisenkinder in Grünheide – jetzt leben sie in Neustadt/Dosse
Ein besonders berührendes Beispiel ist ein Projekt für ukrainische Waisenkinder, berichtet Thomas Gleißner. Nach Ausbruch des Krieges hatte das Erzbistum Berlin seine Kinder- und Jugendbildungsstätte, das Christian-Schreiber-Haus in Grünheide (Oder-Spree), für ukrainische Waisenkinder und Betreuerinnen zur Verfügung gestellt. Die Situation für Kinderheime in der Ukraine war vielerorts sehr schwierig. Innerhalb weniger Tage wurde das Jugendbildungshaus für Kinder und Jugendliche aus dem Kriegsgebiet vorbereitet.
Die Waisenkinder wurden mit Unterstützung eines Netzwerkes aus engagierten Privatpersonen, kirchlichen Einrichtungen, Caritas, verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren und der Dohle-Stiftung aus dem Kriegsgebiet in Sicherheit gebracht.
„Herausragend war dabei, wie die Kommune, der Landkreis und das Land Brandenburg von Anfang an dabei mitgeholfen haben, die Unterbringung zu ermöglichen“, lobt Gleißner. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sei mehrfach persönlich vor Ort gewesen. Und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat die Waisenkinder in der Vorweihnachtswoche in die Potsdamer Staatskanzlei eingeladen, um ihnen eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten. Er überreichte den Kindern ein 20 Kilogramm schweres Lebkuchenhaus. „Das war für mich wirklich ein bewegender, aber auch fröhlicher Nachmittag“, erzählte Woidke beim MOZ-Talk in Frankfurt (Oder).
Familie mit elf Pflegekindern fand eine Wohnung in Oranienburg
Für 28 Kinder mit Beeinträchtigungen und elf Betreuerinnen wurde inzwischen ein Gästehaus von Ordensschwestern in Neustadt (Dosse) hergerichtet. Hier können sie auf längere Sicht bleiben. Eine ukrainische Familie mit elf Pflegekindern konnte schon vor einigen Wochen in einer Wohnung in Oranienburg untergebracht werden, berichtet Gleißner.
Mittlerweile hat die Caritas an verschiedenen Orten in Brandenburg, Berlin und Vorpommern Ukrainezentren eingerichtet. Finanziert wurden diese zu großen Teilen aus Spendenmitteln, darunter die Spenden der Leserinnen und Leser. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen schuf die Caritas damit Anlaufpunkte, um Geflüchteten bei Behördengängen zu helfen, Kita- und Schulplätze zu vermitteln und bei der Wohnungs- und Arbeitssuche zu helfen.
Auch die Caritas in der Ukraine wird direkt unterstützt. Gesammelt wurden medizinischer Bedarf (Antiseptika, Jod, Desinfektionsmittel) sowie Alltagsbedarf (Isomatten, Luftmatratzen, Decken, Schlafsäcke, Gaskocher) und haltbare Lebensmittel, die in die Ukraine gebracht wurden.
Sachspenden wurden in die Ukraine geliefert
Auch das Quartiersmanagement der Caritas in Fürstenwalde sammelte Sachspenden und brachte sie an die Rumänisch-Ukrainische Grenze. Ab Mitte März kamen in Fürstenwalde täglich Hunderte von Geflüchteten an. Deshalb eröffnete die Caritas eine neue Spendenausgabestelle. Hier wurden kostenlos Bekleidung, Hygiene-Artikel, Kinderwagen, Spielzeug, Babynahrung und haltbare Lebensmittel ausgegeben. Der Ort wurde zu einem Treffpunkt für die ukrainische Community in Fürstenwalde.
In Michendorf (Potsdam-Mittelmark) wurden viele Vertriebene privat aufgenommen. Außerdem wurde die Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises stark belegt. Auch die Kirchengemeinde nahm im Haus St. Georg Anfang März Frauen und Kinder auf. Im Haus St. Georg ist auch das Caritas-Familienzentrum untergebracht. Hier wurde ein Ukrainezentrum eingerichtet. Neben einem Begegnungscafé bietet das Ukraine-Zentrum Beratung, Unterstützung bei Ämterangelegenheiten und Schulplatzvermittlung.
Mehr als 30.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Brandenburg
Nach Angaben des Innenministeriums Brandenburg hielten sich mit Stand 18. Dezember 2022 insgesamt 30.384 Personen, davon 29.572 mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, im Land Brandenburg auf, die seit Kriegsbeginn am 24. Februar aus der Ukraine nach Deutschland eingereist sind. Etwa ein Drittel – insgesamt 10.883 von ihnen – sind jünger als 18 Jahre. Wie viele Geflüchtete wieder in die Ukraine zurückgekehrt sind, darüber liegen dem Innenministerium keine Daten vor.
Wie Ministeriumssprecher Andreas Carl mitteilte, bestand die größte Herausforderung bei der Erstunterbringung und Erstversorgung der Ukraineflüchtlinge darin, in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende ausreichend Kapazitäten vorzuhalten sowie die Registrierung der Flüchtlinge durchzuführen. Viele Geflüchtete fanden aber gerade in den ersten Wochen und Monaten auch privat eine Unterkunft, so dass die Registrierung erst später erfolgte.
Psychosoziales Zentrum entsteht in Cottbus
Die Caritas in Cottbus setzte die Spendenmittel für die psychosoziale Betreuung der Geflüchteten ein. Anfang 2023 Jahres soll ein Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete in Südbrandenburg eingerichtet werden, berichtet Gleißner. Das soll sicherstellen, dass die individuellen Notlagen Asylsuchender noch passgenauer aufgearbeitet und so Zukunftsperspektiven für Geflüchtete eröffnet werden können.
Mit Leidenschaft und viel Kraft haben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden geholfen, dass Kriegsflüchtlinge sich in Brandenburg wohlfühlen. „Ihr Einsatz ging weit für normale Dienstzeiten hinaus. Sie waren auch am Abend und an den Wochenenden für die Geflüchteten da“, so Thomas Gleißner.
Alle belaste die Vorstellung, dass hier zwar viele Geflüchtete in Sicherheit sind, in der Ukraine aber weiter ein brutaler und gnadenloser Krieg gegen die Bevölkerung herrscht. „Wir werden dennoch versuchen, in unseren vielen Projekten etwas weihnachtliche Stimmung einziehen zu lassen“, sagt Gleißner. So gibt es mancherorts auch Weihnachtsfeiern der Caritas. Die Caritas Frankfurt (Oder), die katholische Gemeinde und die ehrenamtlichen „Weihnachtsengel“ laden am Heiligen Abend zu einer Weihnachtsfeier ein für einsame Menschen oder solche, die sich keine eigene Feier leisten können. Hier sind auch Geflüchtete willkommen.
Alle aktuellen Entwicklungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gibt es in einem Liveticker.
Hier können Sie spenden:
Spendenaktion „Brandenburg hilft Flüchtlingen aus der Ukraine“
Das Spendenkonto lautet:
Caritasverband Berlin
IBAN: DE31 1002 0500 0003 2135 00
BIC: BFSWDE33BER
BIC: BFSWDE33BER
Stichwort: „Ukraine – Brandenburg hilft“