Schon vorab bekamen viele Handy-Nutzer eine SMS mit einem Hinweis zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember. Alle Hintergründe gibt es hier.
- Bund und Länder sowie die teilnehmenden Kreise, kreisfreien Städte und Gemeinden planen am Donnerstag, 08.12.2022 den nächsten bundesweiten Warntag.
- Am Warntag werden um 11:00 Uhr durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) das Modulare Warnsystem (MoWaS) und alle an das MoWaS angeschlossenen Warnmittel und Warnmultiplikatoren ausgelöst. In der Folge werden vorbereitete Warnmeldungen über die folgenden Warnkanäle ausgelöst: Medienbetreiber (Rundfunk, Fernsehen); Internet; Warn-Apps (NINA, BIWAPP, KATWARN und andere) und neu: das sogenannte Cell Broadcast
- Die aktuellen Notfall-SMS sorgen aber auch für Verwirrung.
- Parallel dazu werden in den Landkreisen und kreisfreien Städten im Land Brandenburg lokale und regionale Warnsysteme ausgelöst, die nicht an das MoWaS angeschlossen sind. Hierzu gehören zum Beispiel Lautsprecherwagen, Stadtinformationstafeln, Anzeigetafeln der Verkehrsbetriebe, aber auch die Sirenen.
- Behörden und Einsatzkräfte überprüfen damit die Funktion und Einsatzbereitschaft der technischen Geräte.
- Darüber hinaus soll die Bevölkerung über die verschiedenen Warnmöglichkeiten informiert und sensibilisiert werden.
- Die Teilnahme an dem Warntag ist für die Länder sowie die Landkreise und kreisfreien Städte freiwillig. „Aufgrund der aktuellen Diskussion gehen wir aber derzeit davon aus, dass alle Landkreise und kreisfreien Städte am Warntag teilnehmen“, erklärte der Sprecher des Innenministeriums Andreas Carl auf Nachfrage. Die Landkreise und kreisfreien Städte sind in Brandenburg für den Katastrophenschutz zuständig.
Leitstellen lösen die Sirenen aus
Wie der Sprecher weiter erklärt, unterliegt die Auslösung der lokalen und regionalen Warnsysteme der Zuständigkeit der Landkreise, kreisfreien Städte sowie der kommunalen Aufgabenträger. Die Sirenen mit den Tonfolgen „Warnung“ und „Entwarnung“ werden durch die Integrierten Regionalleitstellen (IRLS) ausgelöst. Sofern eine parallele Ansteuerung der im Leitstellenbereich vorhandenen Sirenen nicht möglich ist, sollen diese durch die Landkreise oder durch die kommunalen Aufgabenträger ausgelöst werden, so Carl.
Reaktion auf Versagen der Sirenen beim letzten Warntag
Bereits vor zwei Jahren, am 10. September 2020, hatte es den ersten bundesweiten Warntag gegeben. Damals wurde kritisiert, dass vielerorts die Sirenen stumm blieben. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) reagierte auf die Kritik. Nach Auskunft des Innenministeriums wurden finanzielle Mittel des Landes in Höhe von 60.000 Euro aufgewendet, um die Tonfolgen „Warnung“ und „Entwarnung“ auf den Bestandssirenen zu programmieren.
Aktuell können über ein Förderprogramm des Landes Brandenburg weitere Mittel in Höhe von insgesamt einer Million Euro für die technische Aufwertung der rund 2.500 Bestandssirenen beantragt werden. „Dieses Aufwertungsprogramm ist noch nicht abgeschlossen“, erklärte Andreas Carl.
191 neue Sirenen in Brandenburg
Darüber hinaus habe der Bund insgesamt 86 Millionen Euro (für Brandenburg: 2,6 Millionen Euro) für die Neuerrichtung von Sirenen bereitgestellt. Mit Mitteln aus dem Förderprogramm des Bundes seien in Brandenburg bereits 191 neue Sirenenstandorte gefördert, sowie weitere 17 Sirenen technisch aufgewertet worden.
Der Krieg in der Ukraine hat die Menschen noch einmal ganz anders sensibilisiert. Der Sicherheitsgedanke spielt eine wesentlich größere Rolle. Auch das Innenministerium hat das im Blick. „Der Krieg hat die Sicherheitsarchitektur in Europa insgesamt verändert. Die zivile Verteidigung und auch der Bevölkerungsschutz als solcher müssen neu gedacht und an aktuelle Erfordernisse ausgelegt werden“, erklärt Ministeriumssprecher Andreas Carl. Das betreffe auch den oben angesprochenen Warnmittelmix aus Warnapps, Cell Broadcast, Radio- und TV sowie Sirenen. Der Warntag werde dazu genutzt, um diesen Warnmittelmix zu erproben und eventuelle Lücken zu entdecken und zu beseitigen.
Zurück zu den SMS: Alle Besitzer eines Mobiltelefons in Deutschland werden in den kommenden Tagen mit einer SMS über das neue Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast informiert. Das teilten die Mobilfunk-Provider Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica (O2) mit. Die Erläuterungen der Provider beziehen sich auf den geplanten bundesweiten Warntag am 8. Dezember, an dem das neue Warnsystem erstmals deutschlandweit getestet werden soll.
Auch Nutzer ohne Warn-App werden informiert
Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind – daher der Name Cell Broadcast. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Man muss auch keine Mitteilungs-App für das Lesen von SMS öffnen, da der Warntext ohne Zusatz-Anwendung auf dem Bildschirm erscheint. Mit dem Eintreffen des Warntextes ertönt auch ein lautes Tonsignal.
Handy oder Smartphone muss eingeschaltet sein
Damit die Menschen in Deutschland die Warnhinweise empfangen können, muss ein Handy oder Smartphone, das mit Cell Broadcast kompatibel ist, eingeschaltet und empfangsbereit sein. Bei den Smartphones von Apple wird das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts funktionieren, sofern ihr Betriebssystem auf dem jeweils neuesten Stand ist (derzeit iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.1). Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Android-Version 11 an aufwärts kompatibel. Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Smartphones läuft allerdings mit einer älteren Version, die kein Cell Broadcast empfangen kann.
Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden. Beim iPhone findet man die Einstellungen über den Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz unten in der Rubrik „Cell Broadcast Alerts“. Auf Android-Geräten findet man die Einstellungen in der Regel über ein Untermenü wie „Sicherheit und Notfall“ im Einstellungen-Menü. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten der Nachricht heißt dann je nach Hersteller „Drahtlose Notfallwarnungen“ oder „Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte“.
Warn-SMS werden schon jetzt verschickt
Schon jetzt werden SMS verschickt. Das sorgt für Irritationen und Nachfragen in den sozialen Medien. Die Telekom-SMS hat folgenden Wortlaut: „Wichtiger Hinweis zum bundesweiten Warntag am 08.12.2022: Ab 11 Uhr findet die bundesweite Übung zur Warnung der Bevölkerung statt. Der Probealarm kann zusätzlich zu Radio, Sirene usw. direkt auf Ihrem Handy erfolgen - auch ohne installierte Warn-App. Wir informieren Sie heute, damit Sie auf diese neue Art der Alarmierung vorbereitet sind. Weitere Infos: https://t.de/warnsignal.“
Ähnliches schreibt Anbieter Telefonica: „Zukünftig warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe per Handy vor drohenden oder sich ausbreitenden Notfällen und Katastrophen. Zu Testzwecken wird es dafür am 08.12.2022 ab 11 Uhr bundesweit einen Probealarm geben. Weitere Informationen, z. B. zu notwendigen technischen Voraussetzungen und Einstellungen für Mobilgeräte, gibt es unter www.telefonica.de/cell-broadcast.“
Notfall-SMS: Verunsicherte Nachfragen und Irritationen in Facebook-Gruppe
Da die SMS unvermittelt auf den Handys auflaufen, gibt es inzwischen Nachfragen in sozialen Medien - so auch in der Gruppe „Stadtgeflüster - Frankfurt (Oder)“. „Hat noch wer solche SMS bekommen?“, fragt dort verunsichert ein Mitglied der Gruppe und teilt einen Screenshot der SMS. Oft gibt es ein Ja als Bestätigung, andere verneinen es.
Es gibt aber auch kritische Töne: „Die machen die ganze Menschheit noch total wahnsinnig mit ihrem Sch... Ob die sich bewusst sind, wie viel Angst die damit verbreiten?“ schreibt eine Nutzerin in der Gruppe „Stadtgeflüster - Frankfurt (Oder). Ein anderer bezieht sich direkt auf den Warntag von 2020: „Ich erinnere mich an den bundesweiten Probealarm... Das war ein Desaster sondergleichen. Mal sehen, ob es diesmal funktioniert.“
Dieser Text stammt von November 2022. Er stößt weiter auf großes Interesse. Wir haben ihn geprüft, aktualisiert und noch einmal veröffentlicht.