Berlin lebt! Und wie! In der Waldbühne feiert Seeed-Sänger Pierre Baigorry alias Peter Fox mit unzähligen Menschen auf der Bühne sein zweites Album „Love Songs“. Seine Energie springt aufs Publikum über und wieder mal zeigt Fox, dass in ihm auch mit 51 Jahren noch ein Dancehall-Caballero steckt. Mit und ohne Seeed!
Der Beat begleitet Baigorry schon lang. Er wuchs am Teltowkanal in Berlin-Zehlendorf auf, lernte zunächst Blockflöte, Klavier und Waldhorn, war Mitglied im Posaunenchor und seit 1998 Gründungsmitglied des bis zu elfköpfigen „mobilen Reggae-Sondereinsatzkommandos“ Seeed.
Als Fox vor 15 Jahren sein Soloalbum „Stadtaffe“ herausbrachte, stürmte er die Charts. „Es war der Soundtrack meiner Kindheit und Jugend“, schwärmt die 22-jährige Paula Hartmann, Vorband und Fan von Peter Fox.

Peter Fox in der Waldbühne: Liebe als Gegengift gegen Hass

Der Musiker eröffnet sein Konzert mit „Vergessen wie“ und ergänzt die Textzeile „Die City lebt“ gekonnt mit den Worten „Berlin lebt“, dann legt er den Hit „Ein Auge blau“ nach. Seine gesamte Bühnencrew wird wie Fox und Fox‘ Gesangspartner Benji Asare weiße Handtücher zu dem Lied „Weiße Fahnen“ schwenken. Auch die Fans sind gut ausgestattet und schwenken friedlich weiße Tücher. Alle drei sind Songs aus zweiten Album „Love Songs“.
„Weiße Fahnen“ auf YouTube.
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Der Albumtitel kommt nicht von ungefähr. Für Fox ist das „Gegengift“ bei Hasskommentaren Liebe. Als der Song „Zukunft Pink“ aufgrund von kultureller Aneignung in der Kritik stand, änderte der Berliner den Ursprungstitel des Albums von „Zukunft Pink“ kurzerhand in „Love Songs“. Der Berliner besingt in „Zukunft Pink“ Elon Musk und sein Space-X-Marsprojekt sowie Massentierhaltung und plädiert für eine Welt, in der Liebe und Gleichheit regiert.
„Zukunft Pink“ auf YouTube:
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Die gesamte Waldbühne pflichtet ihm lauthals bei. Auch das M.I.K Family Entertainment Collective, das mit ihm den Ohrwurm choreographierte, feiert den Song und die südafrikanische Stilrichtung Amapiano mit wilden Tanzmoves.

Fans auf und vor der Bühne in Berlin

Fox macht aus seinem Konzert ein Gemeinschaftsprojekt. Schon vor dem Konzert rief er Fans auf, sich zu bewerben, mit ihm auf der Bühne zu stehen und in der oberen Etage zu tanzen. Sehr zur Freude der Fans beschließt der Musiker spontan, dass noch „ein oder zwei Leute“ in seiner Crew Platz hätten und fragt noch ein paar Frauen und Männer aus den ersten Reihen. Sie haben das „Ticket“ und werden ziemlich bald die Konzert-Anweisungen befolgen: „Schüttel Deinen Speck“. Knie, Hüften, Köpfe, Haare. Alles fliegt und wackelt im Rhythmus der Bläser und Trommeln.
Natürlich spielt Fox auch Seeed-Klassiker wie „Augenbling“, „Lass sie gehen“, „Ticket“ und „Hale-Bopp“ und die extrem tanzbare (Anti-)Ode an Berlin „Schwarz zu blau“. Dass Fox seine Frau mit „Tuff Cookie“ besingt, gehört bei ihm schon zum guten Ton. Außerdem ist Fox Italien-Fan.
„Was für eine Sch** - Idee, einen Song über die Toskana zu schreiben, aber wir spielen den Song jetzt trotzdem“, kündigt Fox „Toscana Fanboys“ an und textet ihn kurzerhand zu „Berlin Fanboy – For Life“ um. Der Dolce-Vita-Song funktioniert erstaunlich gut ohne den über 80-jährigen Adriano Celentano. Dafür pfeift Fox‘ Bühnenpartner Benji Asare beeindruckend lange ein Solo.

Fox spielt auch „Haus am See“

Auch ein Gebäude, das Fox nicht mehr ganz so lieb ist, wird besungen. Doch dank eines „geilen Latino-Remix“ hat selbst der Berliner Spaß an der neuen Version von „Haus am See“, obwohl er „den eigentlich gar nicht mehr spielen wollte“. Eine Strophe hebt sich Fox noch fürs Finale auf. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. „Oh yeah!“, gibt er vor. Das Publikum singt ihm nach: „Oh yeah! Alles glänzt! Alles glänzt! So schön neu!“ und schon sind alle Mittendrin im nächsten Hit: „Alles neu“.
Der 51-Jährige hat ein perfektes Timing und beendet polizeifreundlich um 22 Uhr mit der letzten Strophe von „Haus am See“ in einer ruhigeren Klavierversion das Konzert. Er sei auch nicht mehr der Jüngste, erklärt der Sänger. Hat man gar nicht gemerkt. Im Gegenteil: Die Party war richtig gut. Und gar nicht altersgemäß.