Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in Deutschland angekommen. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche ist bei einem toten Wildschwein in Brandenburg bestätigt worden, wie Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin bestätigte.
„Der Verdacht hat sich leider bestätigt“, sagte sie. „Die Afrikanische Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich.“ Vom Verzehr von möglicherweise kontaminiertem Fleisch gehe keine Gefahr für den Menschen aus. Für Schweine sei die Seuche fast immer tödlich.
Wildschwein in Kreis Spree-Neiße gefunden
Nach Angaben von Gundula Teltewskaja, Beigeordnete im Landkreis Oder-Spree, wurde das Virus bei einem Wildschwein im Nachbarkreis Spree-Neiße nachgewiesen - in der Gemarkung Sembten, einem Ortsteil der Gemeinde Schenkendöbern. Der Fundort befinde sich in unmittelbarer Nähe zu Schweinebeständen in Oder-Spree, erklärte sie vor dem Ausschuss für Bauen, Ordnung und Umwelt. Am Donnerstag tagte der kreisliche ASP-Katastrophenstab.
Jagdverbot, Abschuss und Schutzzaun
Nach der Bestätigung des ersten Schweinepestfalles in Deutschland bereitet der Landkreis Oder-Spree eine Verhaltensverfügung für die betroffene Region vor. Das erklärte die zuständige Beigeordnete Gundula Teltewskaja nach der Sitzung.
Danach wird in einer Kernzone um den Fundort des infizierten Schweins, das als Fallwild tot aufgefunden wurde, ein generelles Jagdverbot erlassen. In einem Vier-Kilometer-Umkreis um den Fundort werde jetzt voraussichtlich am Freitag ein Zaun gezogen, um eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern. Dieser Umkreis reiche deutlich in den Landkreis Oder-Spree hinein.
Das Jagdverbot soll das Wild in dem Gebiet zur Ruhe kommen lassen und Tierwanderungen verhindern. In einer erweiterten Gefahrenzone mit einem Radius von 15 Kilometern werden Wildschweine dagegen verstärkt bejagt. Aus dem Gebiet dürfen keine Schweine oder Schweinefleischprodukte mehr ausgeführt werden.
Das betrifft vor allem die Agrargenossenschaft Neuzelle.
Abgrenzung und Sicherung des Schweinebestands
Wichtigste Aufgabe sei jetzt nicht mehr der Bau eines festen Schutzzaunes nach Polen, sondern die Abgrenzung des Fundortes und die Sicherung der Schweinebestände.
Das nötige Zaunmaterial habe der Kreis bereits vor Monaten angeschafft. Auch der Nachbarkreis Dahme-Spreewald bereitet sich auf einen ASP-Ausbruch vor. Dort wurden vor wenigen Tagen mehrere Kühlzellen in Betrieb genommen, unter anderem in Lieberose, in denen Fallwild gelagert werden kann.
Umfangreicher Schutzkreis wird eingerichtet
Teltewskaja geht in einer ersten Einschätzung davon aus, dass im Vier-Kilometer-Umkreis keine Hausschweinbestände vorhanden sind. Genau könne dies erst am Donnerstag geklärt werden.
Auch Klöckner bestätigte, dass ein „gefährdeter Bezirk“ festgelegt und eine Pufferzone eingerichtet werden müsse. Hausschweine und Schweinefleisch dürfen dann aus diesen Gebieten - bis auf Ausnahmen - nicht herausgebracht werden.
Exportstopps drohen ins Ausland
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hatte eine Probe des Wildschwein-Kadavers zum Friedrich-Loeffler-Institut geschickt. Dort wurde es virologisch untersucht. Das Institut, das als nationales Referenzlabor Verdachtsfälle abklärt, brachte den endgültigen Nachweis. Damit verliert Deutschland den Status als „seuchenfrei“. Nun können Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland drohen, zum Beispiel nach Asien. Bei den Bauern gibt es deshalb große Sorgen vor wirtschaftlichen Auswirkungen.
Infizierte Schweine sterben fast immer
Bislang gab es in Deutschland noch keinen nachgewiesenen ASP-Fall. In Polen, so die Beigeordnete weiter, mussten bereits acht Schweinebestände mit insgesamt 40.000 Tieren getötet werden. Auf 16.000 Quadratkilometern wird im Nachbarland nach Fallwild gesucht.
Die ASP ist für den Menschen ungefährlich, infizierte Schweine sterben fast immer.
Zäune als Schutz aufgestellt
Brandenburg hatte in den Kreisen Oder-Spree und Spree-Neiße sowie in der Stadt Frankfurt (Oder) einen 120 Kilometer langen, mobilen Elektroschutzzaun an der Grenze zu Polen errichtet. Er soll Wildschweine aufhalten. Ein fester Schutzzaun im Kreis Spree-Neiße ist geplant. Auch am sächsischen Grenzverlauf wurde ein Zaun gebaut.
Außerdem sind die Jäger aufgerufen, die Wildschweinbestände zu dezimieren. In Oder-Spree wird in schwer zugänglichen Gebieten deshalb auch mit Fallen gejagt.
Als Ursache für die Verbreitung in Europa wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den Erreger enthielten.
Landesbauernverband fordert Klarheit
Nach Bekanntwerden des Falls fordert der Landesbauernverband nun Klarheit von den Behörden und eine „reibungsarme“ Kommunikation. „Die betroffenen Tierhalter stehen mächtig unter Druck“, erklärte LBV-Präsident Henrik Wendorff am Donnerstag. Über die Nachricht des ersten ASP-Falls zeigte er sich nicht überrascht. Es sei damit gerechnet worden, deshalb seien Verband und auch die Schweinehalter in Brandenburg vorbereitet. „Nun geht es darum, das Schlimmste zu verhindern und die Hausschweine in unseren Ställen gesund zu halten“, so Wendorff.
Kernzone um Fundort eingerichtet
Derzeit richteten die Veterinärbehörden um den Fundort herum eine Kernzone, ein gefährdetes Gebiet sowie eine Pufferzone ein. Innerhalb dieser Schutzzonen werden umfangreiche Maßnahmen gegen die Ausbreitung der ASP und zum Schutz der Hausschweine ergriffen. Alle Schweinehalter sind nach Angaben des Verbandes sensibilisiert, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Zudem hätten sie ein starkes Eigeninteresse daran, strikt auf die Sicherheit in den Betrieben zu achten und diese täglich zu überprüfen.
Berliner Senatsverwaltung warnt Verbraucher
Auch die Berliner Senatsverwaltung für Verbraucherschutz verfolgt den ersten ASP-Fall in Brandenburg. Sie fordert die Berliner zu vorsichtigem Umgang mit Schweinefleisch auf. Um das Einschleppen des Erregers in Berliner Wildschwein- und Hausschweinbestände möglichst zu vermeiden, sollten Lebensmittelreste auf keinen Fall in der freien Natur gelassen, sondern über geschlossene Abfallbehälter entsorgt werden.
Berliner sollten außerdem keine Wildschweine füttern und keine tierischen Erzeugnisse aus Ländern wie Belgien, Bulgarien, Rumänien, Polen oder Tschechien mitbringen, in denen die Afrikanische Schweinepest verbreitet ist. Nicht durchgegarte Fleischerzeugnisse wie Rohschinken oder Salami seien eine der Hauptinfektionsquellen. Aber auch Fahrzeuge, Personen und Hunde könnten das Virus unerkannt verbreiten, wenn es ihnen anhafte, so die Senatsverwaltung. Hundebesitzer werden aufgefordert, Spaziergänge in den betroffenen Gebieten in Brandenburg zu vermeiden und dafür zu sorgen, dass ihr Hund kein Wild hetzt.
Forstamt oder Veterinäramt informieren
Wer ein totes Wildschwein entdeckt, sollte das zuständige Forstamt oder das Veterinäramt des Bezirks informieren. Die Afrikanische Schweinepest sei eine hoch ansteckende und für Schweine zumeist tödlich verlaufende Viruserkrankung, warnte die Senatsverwaltung. Das Virus sei aber keine Bedrohung für den Menschen. Derzeit werden in Berlin den Angaben zufolge regelmäßig Proben von tot gefundenen Wildschweinen entnommen und auf das Virus untersucht. (mit dpa)
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