- Das 144. Baumblütenfest in Werder (Havel) findet bis zum 01.05.2023 statt.
- Die größte Sanddorn-Wein-Manufaktur Deutschlands in Werder (Havel) ist jetzt 30 Jahre alt und nimmt am Baumblütenfest teil.
Die Gebäude leuchten in Sanddorn-Orange. Besucher werden entlang der Gewächshäuser und offenen Gärten geführt und an vielen Orten durch illustrierte Schilder über die Sanddorn-Beere informiert. Im Hofladen gibt es kulinarische und kosmetische Sanddorn-Produkte, darunter Senf, Burgersauce oder Eierlikör mit Sanddorn. Im Restaurant, das am Schwielowsee liegt, blühen die Obstbäume.
Sanddorn lässt sich auch zu Öl verarbeiten
Dorothee Berger trinkt heißen Bio-Sanddorn-Saft, nur mit etwas Holundeblütensirup und Pfefferminzblättern gewürzt. Ihre Eltern haben 1993 das Familienunternehmen gegründet.
Der Sanddorn-Garten im Werderaner Ortsteil Petzow, ist nach ihrer Mutter Christiane Berger benannt. „Mein Vater hat nach der Wende 20 Hektar Sanddorn-Fläche übernommen“, erzählt Berger, heute Inhaberin der Manufaktur. Als Landwirt habe er keine Früchte reifen sehen können, ohne sie zu verarbeiten. Aber die eigentliche Vision habe ihre Mutter gehabt. „Sie war sehr kreativ und glaubte an die gesundheitliche Wirkung des Sanddorns“, so Berger.
Die Beeren waren in dieser Zeit ein Nischenprodukt in Reformhäusern. Die Kultivierung interessierte nur wenige. Innerhalb von drei Jahrzehnten wurde der Garten in Werder zum größten Sanddorn-Erzeuger Deutschlands. Heute werden die Beeren auf 150 Hektar Fläche rund um den Hof angebaut. Von ihrem hohen Vitamingehalt wissen die meisten. Weniger bekannt ist, dass sich Sanddorn auch zu Öl verarbeiten lässt.
Besucher der Manufaktur in Werder dürfen Weine verkosten
„Sanddorn hat ein reichhaltiges Fruchtfleisch, ähnlich wie Oliven“, erklärt Berger. Deswegen kann das Öl, das wegen seines hohen Gehalts an Karotin dunkelorange ist, äußerlich angewendet oder gegessen werden. Als Hautpflege wird ihm Heilwirkung zugesprochen.
Nur in einem bis drei Prozent des Fruchtfleisches der Beere ist Öl enthalten. „Ein Liter Sanddornsaft ergibt 10 bis 30 Milliliter Öl“, sagt Berger. „Deswegen nennt man es auch das rote Gold.“ Rund 20 Euro kostet ein 50-Milliliter-Fläschchen.
Wie Sanddorn verarbeitet wird
● Sanddorn ist für dafür bekannt, dass die Büsche den Boden befestigen. Deswegen ist er eine beliebte Dünenpflanze, die auch Seedorn, Dünendorn oder Sandbeere heißt.
● Nach der Ernte werden die Beeren schockgefrostet. So lassen sie sich leichter von den Zweigen lösen und können – zum Beispiel in Kuchen – direkt verarbeitet oder zu Saft gepresst werden.
● Aus einem Kilo Früchten entsteht etwa 750 Gramm Direktsaft. Trennt man Saft und Öl, können andere Produkte hergestellt werden.
● Die zerkleinerten Früchte nennt man Maische. Dieser Obstbrei wird durch die kontrollierte alkoholische Gärung zu Obstwein.
Im Garten sind verschiedene Sanddornbüsche als Schauplantage aufgebaut. „Wir bieten unter dem Jahr Führungen an, bei denen wir erklären, wie sich die unterschiedlichen Sorten in Größe und Wuchs unterscheiden und welche sich für den Garten eignen“, erzählt Berger. Auch einen Blick in die Produktion dürfen die Gäste werfen und die Obstweine der Manufaktur verkosten.
„Nach der Wende waren wir die ersten, die zwölfprozentigen Obstwein eingeführt haben“, berichtet Berger. Früher hatten die Weine aus Kirschen, Schwarzen Johannisbeeren oder Quitten, nur neun Prozent Alkohol.
Wein in Edelsteintanks, verkorkte Flaschen
Familie Berger wollte sich mit den Obstweinen der professionellen Weinerzeugung annähern und verkorkte die Flaschen, statt sie mit einem Schraubverschluss zu versehen. Die Weine werden in Edelstahltanks ausgebaut.
In der kleinen Produktionshalle duftet es nach der Gärung. Am Abfüllband werden gerade Flaschen mit Heidelbeerwein gefüllt. „Anfangs hatten wir mehr verschiedene Obstsorten. Die Konzentration auf Sanddorn kam erst später“, berichtet die Inhaberin. „Es gibt ihn in trocken, halbtrocken und als perlenden Secco.“ Andere Spezialitäten der Manufaktur sind Ariona-, Sauerkirsch- oder Quittenwein.
„Guten Obstwein erhält man auf Grundlage guter Früchte, durch saubere Verarbeitung und die Erfahrung des Kellermeisters“, sagt Berger.
„In den letzten Jahrzehnten hat sich ein tolles Miteinander der Obstgärten in Werder entwickelt, das auch Kleingärtner einbezieht“, sagt sie. Diese Vielfalt mache den Reiz des Baumblütenfestes aus, findet sie.
Das Verbraucherverhalten sei jedoch derzeit kaum berechenbar, erklärt sie die Unsicherheit, die sie mit anderen Brandenburger Direktvermarktern der Ernährungswirtschaft teilt. Der Sanddorn-Garten beteilige sich daher an der Initiative „Regionalität - jetzt erst recht“, des „pro agro“ Verbandes zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin.
„Wenn die Verbraucher jetzt nicht helfen, die Unternehmen der Region zu stärken, müssen viele aufgeben“, gibt Berger zu bedenken. Angesichts des Baumblütenfestes hat sie etwas Lampenfieber: „Wir haben seit drei Jahren nicht mehr gefeiert und sind etwas aus der Übung“, meint sie lächelnd.