Als vor zwanzig Jahren der erste Aufruf zum Brandenburgischen Kunstpreis erschien, waren dreißig Künstlerinnen und Künstler interessiert, erinnert sich Gerlinde Förster, Gründerin und langjährige Vorsitzende der GEDOK Brandenburg. Heute, zwanzig Jahre später, sind es rund 300, die ihre Arbeiten für die Vorauswahl des vom Märkischen Medienhaus und der Stiftung Schloss Neuhardenberg ausgerufenen renommierten Kunstpreises einreichen. Vier von ihnen wurden am Sonntag in Neuhardenberg mit den diesjährigen Preisen geehrt.
Das, was Juryvorsitzender Frank Mangelsdorf gern als „schönstes Familientreffen der Brandenburgischen Kunstszene“ bezeichnet, hat sich längst zum Pflichttermin des Kunstjahrs entwickelt. Auch Hausherrin Heike Kramer von der Stiftung Schloss Neuhardenberg lobt die Preisverleihung als „Begegnungsereignis“ und als „Netzwerk für die bildende Kunst“.
Und in der Tat geben sich ehemalige, jetzige (und hoffentlich künftige) Preisträger auf der Kastanienwiese jedes Jahr aufs Neue ein Stelldichein – eines, das allerdings mit gewissen Sorgen ob der Zukunft des Preises verbunden ist. Auch wenn Ministerpräsident Dietmar Woidke bei seiner Ansprache betont: „Dieser Kunstpreis gehört zu Brandenburg, auch in den künftigen Jahren und Jahrzehnten.“ Immerhin sei es gelungen, dass der Preis 2023 erstmals wieder im Landeshaushalt auftauche: „Diesen Weg wollen wir weitergehen“.
Einer, der weite Wege gegangen ist, ist der Ehrenpreisträger Helge Leiberg, den Woidke ob des Schwungs und der Bewegung seiner Kunst feiert: „Dieses Werk platzt vor Lebendigkeit und Schaffenskraft.“ Und einer, der ebenfalls fast platzt, und zwar vor Stolz, ist Landrat Gernot Schmidt, der schon vier Preisträger aus Werbig vorweisen kann und seinem Nachbarn Leiberg aus dem kleinen Ort im Oderbruch spontan dafür dankt, dass er Brandenburg in alle Welt trägt – und sich in Brandenburg einbringt.
Die Spanne ist groß, die der Brandenburgische Kunstpreis samt Ehrenpreis und Nachwuchsförderpreis in diesem Jahr umfasst: Altersmäßig reicht sie von der 27-jährigen Cottbuserin Hella Stoletzki bis zum 87-jährigen Ulrich Jörke, und stilistisch von Christa Panzners eindringlichem Porträt „Erschüttertes Kind“ bis zu Kirstin Rabes und Katja Gragerts klugen konzeptionellen Erforschungen von Natur und den menschengemachten Eingriffen darein. Da spielen ebenso Vor-Ort-Beobachtungen aus dem Briesetal herein wie Prägungen durch Aufenthalte in Japan (Gragert) und Südkorea (Rabe).
20 Jahre Brandenburgischer Kunstpreis
„Die Vergangenheit war niemals eine festgelegte und ruhige Landschaft“ heißt eine aktuelle Serie der Fotografin Katja Gragert – und wie wenig festgelegt die Vergangenheit auch des Kunstpreises war, zeigt der Rückblick auf eine Initiative, die aus einem Mangel entstand und zu einem Markenzeichen wurde. Als 2004 das Land Brandenburg entschied, seinen Kunstpreis einzustellen, sprang die Märkische Oderzeitung in die Bresche – bald tatkräftig und ab 2017 ebenbürtig begleitet von der Stiftung Schloss Neuhardenberg. Anekdoten, wie die Kunstwerke in den Anfangsjahren mit dem maroden Fahrstuhl im Redaktionsgebäude in Frankfurt (Oder) zur Vorbesichtigung transportiert werden mussten, prägen die Jubiläumspreisverleihung daher ebenso sehr wie das Lob insbesondere an die Initiatoren Frank Mangelsdorf und dem damaligen MOZ-Kulturchef Peter Liebers für „vorbildhaftes finanzielles und ideelles Engagement seit 20 Jahren“.
Video-Beitrag zum Brandenburgischen Kunstpreis 2023
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Und während Tobias Morgenstern mit dem Akkordeon unter anderem die Europa-Hymne variiert und die Festgesellschaft unterm Bogendach bei tropischen Temperaturen langsam zerfließt, macht Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in ihrer schönen Laudatio auf die Nachwuchspreisträgerin Hella Stoletzki deutlich, wie gut sich Tradition und Zukunft zusammenfügen können.
Stoletzki, die in Cottbus und Leipzig lebt, widmet sich in ihren Arbeiten der sorbischen/wendischen Kultur, aber nicht als Folklore, sondern als Ausdruck eines „hypbiden, fluiden, individuellen Lebensentwurfs“, als Teil einer urbanen modernen Gesellschaft, heißt es in der Laudatio. Das Thema Identität, um das Stoletzkis Werk kreist, werde besonders in Krisen- und Umbruchszeiten wichtig, etwa 1991 und jetzt wieder, so Schüle. Und die Kunst hat dazu so einiges zu sagen, gerade auch in Brandenburg. Ein weiterer Grund, warum es so genuin wichtig ist, die Künstlerinnen und Künstler nach Kräften zu fördern und zu unterstützen. Mit Kunstkauf. Und mit Preisen.
Brandenburgischer Kunstpreis
Der Brandenburgische Kunstpreis wird in diesem Jahr zum 20. Mal von der Märkischen Oderzeitung und der Stiftung Schloss Neuhardenberg vergeben. Dotiert ist er mit je 4000 Euro in den Kategorien Malerei, Plastik, Grafik und Fotografie. Ebenfalls verliehen wird der mit 10.000 dotierte Ehrenpreis des brandenburgischen Ministerpräsidenten sowie der mit 6.000 Euro dotierte Nachwuchspreis des Kulturministeriums. Eine Auswahl von 72 der mehr als 300 im Wettbewerb um den Kunstpreis eingereichten Arbeiten ist bis zum 20. August in der Ausstellungshalle in Neuhardenberg zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Mehr Infos unter www.moz.de.