- Wie sind die aktuellen Wahlergebnisse der Bundestagswahl vom 26-09-2021?
- In mehreren Bundesländern im Osten lag in den Umfragen vor der Wahl die AfD vorne, die SPD konnte auch punkten
- In Sachsen-Anhalt wurde im März der neue Landtag gewählt, in Mecklenburg-Vorpommern fanden zeitgleich Landtagswahlen statt
- Wie die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern ausfiel, lest ihr hier
- Wie hat der Osten bei der letzten Bundestagswahl abgestimmt?
- Wie hat Ostdeutschland im Bund 2021 gewählt? Hier die Wahlergebnisse in der Übersicht
Vorläufiges Endergebnis im Bund
Update, 27.09.21, 7 Uhr
- SPD: 25,7
- CDU/CSU: 24,1
- Grüne: 14,8
- FDP: 11,5
- Linke: 4,9
- AfD: 10,3
- Sonstige: 8,1
Wahl in Ostdeutschland: Ergebnisse im Osten
Die ersten Hochrechnungen aus den ostdeutschen Bundesländern sind da. So hat der Osten bei der Bundestagswahl (Stand 27.09., 7.00 Uhr) abgestimmt:
- Berlin: CDU (15,9 Prozent), Die Linke (11,4 Prozent), SPD (23,5 Prozent), Grüne (22,4 Prozent), AfD (8,4 Prozent), FDP (9,1 Prozent)
- Brandenburg: CDU (15,3 Prozent), AfD (18,1 Prozent), SPD (29,5 Prozent), Die Linke (8,5 Prozent), FDP (8,3 Prozent), Grüne (9,3 Prozent)
- Mecklenburg-Vorpommern: CDU (17,4 Prozent), SPD (29,1 Prozent), Grüne (7,8 Prozent), AfD (18,0 Prozent), Linke (11,1 Prozent), FDP (8,2 Prozent)
- Sachsen: AfD (24,6 Prozent), CDU (17,2 Prozent), Die Linke (9,3 Prozent), SPD (19,3 Prozent), FDP (11,0 Prozent), Grüne (8,6 Prozent)
- Sachsen-Anhalt: CDU (21,0 Prozent), AfD (19,6 Prozent), Die Linke (9,6 Prozent), SPD (25,4 Prozent), FDP (9,5 Prozent), Grüne (6,5 Prozent)
- Thüringen: CDU (16,9 Prozent), AfD (24,0 Prozent), Die Linke (11,4 Prozent), SPD (23,4 Prozent), FDP (9,0 Prozent), Grüne (6,6 Prozent)
Ost-SPD will Themen im Bundestag setzen
Nach dem Sieg der SPD bei der Bundestagswahl soll auch der Einfluss der Ost-SPD im Parlament wieder wachsen. „Mit der neuen Legislaturperiode zählen wir nun sage und schreibe 41 SPD-Abgeordnete in der Landesgruppe Ost. Damit haben wir uns nahezu verdoppelt“, sagte der Wismarer Abgeordnete Frank Junge als Sprecher der Regionalgruppe. Er sei beim ersten Zusammentreffen am Dienstag erneut in dieses Amt gewählt worden. Laut Bundeswahlleiter ist die SPD im neuen Bundestag mit 206 Abgeordneten vertreten.
Zwar bilden die Abgeordneten eines jeden Bundeslandes eigene Landesgruppen, doch hatten sich die SPD-Parlamentarier der sechs ostdeutschen Länder zusammengeschlossen, um gemeinsame Interessen besser vertreten zu können. „Wir bilden nach Nordrhein-Westfalen die zweitgrößte Landesgruppe innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion. Man kann zu Recht sagen: Die SPD ist nach der Wahl im Osten zurück! Diese starke Stimme wollen wir nutzen und mit aller Kraft die ostdeutschen Themen sowohl in die Fraktion als auch nach außen tragen“, kündigte Junge an. Die Angleichung der Löhne und der Renten sei dabei ein zentrales Anliegen.
Politologe: AfD ist Volkspartei im Osten
Die AfD hat sich nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Hans Vorländer in Deutschland erfolgreich als „Partei ostdeutscher Interessenrepräsentation“ etabliert. Während die CDU in einem Bundesland wie Sachsen „schon lange in der Fläche an Rückhalt verloren“ habe, habe sich die AfD organisatorisch und strukturell dort verfestigt, sagte der Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden am Dienstag dem WDR 5-„Morgenecho“.
In Ostdeutschland sei die AfD mittlerweile „so etwas wie eine Volkspartei“, betonte Vorländer. Sie unterbreite ein „breites programmatisches Angebot“, setze auf eine „Opfererzählung“ von benachteiligten Bürgerinnen und Bürgern und treffe das Lebensgefühl der Menschen in der Region. Sie trete damit erfolgreich in die Spuren der Linken, die an Zustimmung verloren habe. Zudem trete die AfD in den östlichen Bundesländern mit einem deutlich „rechteren Profil“ als in Westdeutschland auf.
Ist Laschet schuld an Einbüßen im Osten?
Der CDU-Fraktionschef im Brandenburger Landtag, Jan Redmann, sieht nach der Bundestagswahl keinen Anspruch der Union auf die Bildung der Bundesregierung. „Es gibt einen klaren Sieger dieser Wahl und das ist die SPD - sie liegt mehr als einen Prozentpunkt vor der Union“, sagte Redmann am Dienstag nach der Fraktionssitzung in Potsdam. Dies gelte es anzuerkennen. Die Union werde sich zwar nicht einer Regierungsbildung auf Bundesebene verweigern, wenn sie gefragt würde, sagte Redmann. „Aber das ist etwas, was gegenwärtig, denke ich, nicht auf der Tagesordnung steht.“
„Das Ergebnis ist deutschlandweit ein mittleres und für die ostdeutsche Union ist es ein Desaster“, stellte der Fraktionschef fest. In ganz Ostdeutschland habe die Union flächendeckend 10 bis 15 Prozent eingebüßt im Vergleich zur Wahl 2017. Im Wahlkampf habe es überdies an „herausgehobenen ostdeutschen Köpfen“ gefehlt. Auch hätten ostdeutsche Themen nicht ausreichend im Vordergrund gestanden. So habe die SPD mit sozialpolitischen Themen Erfolg gehabt. „Und ich hatte den Eindruck, dass da an manchen Punkten im Unionsprogramm eine Fehlstelle war“, meinte Redmann.
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet selbst habe eingeräumt, dass er nicht die gewünschte Zugkraft habe entfalten können. Im Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen habe Laschet die Kompetenz der Union in vielen Politikfeldern stärken können. „Aber wenn wir uns jetzt die Analysen anschauen, dann sehen wir, dass die Union Kompetenzen eingebüßt hat - in nahezu jedem Politikfeld.“
AfD holt 16 Direktmandate im Osten
Bei der Bundestagswahl hat die AfD insgesamt leichte Verluste erlitten, aber dennoch 16 Wahlkreise direkt gewonnen. Sie alle liegen in den ostdeutschen Ländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Vor vier Jahren waren die Rechtspopulisten nur auf drei Direktmandate gekommen.
So holte in diesem Jahr etwa Parteichef Tino Chrupalla erneut das Direktmandat im sächsischen Görlitz, wie aus den Zahlen des Bundeswahlleiters hervorgeht. Schon 2017 hatte der Malermeister dort für eine Überraschung gesorgt, als er den heutigen sächsischen Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hinter sich ließ.
In Thüringen gewann die AfD vier Direktmandate: in zwei Wahlkreisen in Ostthüringen sowie in je einem in Mittel- und Südwestthüringen. In Sachsen-Anhalt holte die AfD zwei Wahlkreise, die übrigen in Sachsen.
Bundesweit kam die AfD auf 10,3 Prozent - 2017 waren es noch 12,6 Prozent. In Sachsen und Thüringen schaffte es die Partei indes mit rund einem Viertel der Zweitstimmen auf Platz eins, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei.
AfD: Die neue Partei für Ostdeutschland?
Fünf Prozent in Hamburg, knapp 25 Prozent in Sachsen: Bei der AfD zeigt sich die Republik geteilt. Insgesamt ging es bei der Bundestagswahl abwärts für die Rechtspartei um die Spitzenleute Alice Weidel und Tino Chrupalla. Bundesweit kommt sie nur noch auf 10,3 Prozent - 2017 waren es noch 12,6 Prozent. Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen Niedersachsen - überall ein Minus und einstellige Werte. In Sachsen und Thüringen schafft es die Partei indes mit rund einem Viertel der Stimmen auf Platz eins, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei. Wird die AfD eine „Lega Ost“?
Den Vergleich zur rechtspopulistischen italienischen Regionalpartei Lega Nord zog AfD-Chef Jörg Meuthen am Wahlabend selbst. „Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir im Westen genauso erfolgreich sein wie im Osten“, sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur. Er hoffe, dass dies jedem in der Partei bewusst sei. Die AfD dürfe eben nicht zur „Lega Ost“ werden. Schließlich wolle die AfD die Geschicke des ganzen Landes beeinflussen, so Meuthen.
Sein Co-Chef Chrupalla, der sein Direktmandat in Sachsen verteidigte, sieht die Sache anders herum: Angesichts der starken Werte fast überall im Osten ist er mit dem Ergebnis der Bundestagswahl insgesamt zufrieden. Von den erfolgreichen AfD-Landesverbänden gingen auch prompt Mahnungen Richtung Westen. Nötig sei mehr Programmtreue, sagte der thüringische Co-Parteichef Stefan Möller der dpa. Es wäre „gut, wenn man vom Osten lernt“.
Denn, so sieht es der AfD-Chef in Sachsen-Anhalt, Martin Reichardt: „Wir sind hier im Osten klar Volkspartei geblieben.“ Die AfD könne nicht als bloße Protestpartei abgetan werden, denn ihr würden auf vielen Feldern Kompetenzen zugeschrieben, sagte Reichardt der dpa.
Das sehen Experten ganz ähnlich. Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer hatte schon vor der Wahl vorausgesagt, die Stärke der AfD in Ostdeutschland werde von Dauer sein. „Die AfD hat sich auch organisatorisch in einzelnen Milieus und Gruppen festgesetzt, auch in Betrieben“, sagte der Professor der TU Dresden. Als Kümmerer vor Ort präsentiere sich die Partei. Und sei auch unter jungen Leuten gefragt. „Da wachsen neue Wähler nach“, sagte Vorländer.
Bei den U-18-Wahlen von Kindern und Jugendlichen vorige Woche lag die Partei in Sachsen und Thüringen tatsächlich vorn. Thüringens Landeschef Möller sagte, ein zentraler Grund für den Erfolg im Land sei, dass man „kompromisslos für die eigene Linie“ eintrete. „Wir sprechen Dinge an, für die wir von den anderen verdroschen werden.“ Die Beobachtung des Landesverbandes durch den Thüringer Verfassungsschutz sei eine direkte Folge davon. „Aber das wird von den Leuten honoriert“, meinte Möller.
Seine Partei profitiert von Staatsskepsis, Demokratie-Ernüchterung, wirtschaftlicher Ungleichheit in den östlichen Bundesländern. „Die AfD wird gewählt von Bürger/innen, die neben der Merkel-Regierung auch die Kanzlerkandidaten kritisch sehen, die zur Klimapolitik, zu Corona-Maßnahmen oder zu Ausländern sehr eigene Ansichten haben und für die die AfD eine Kommunikationsplattform ist“, analysierte die Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag.
In dem seit Jahren währenden Richtungsstreit der AfD dürfte sich der Rechtsaußen-Flügel um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke gestärkt fühlen. Denn der argumentiert seit langem, der Zuspruch im Osten sei ein Beleg dafür, dass die AfD mit noch größerer Abgrenzung zu anderen Parteien bessere Ergebnisse erzielen könne. Das gemäßigte Lager um Meuthen hält dagegen, im Westen sei damit nichts zu gewinnen. Ein Erfolgsrezept für die westlichen Bundesländer hat aber auch er offenbar nicht parat. Im parteiinternen Gerangel sitzt Meuthen nicht mehr fest im Sattel.
Höcke steckt sich dagegen bereits neue Ziele. Nach dem Wahlsieg bei der Bundestagswahl in Thüringen soll die AfD auch bei der nächsten Landtagswahl stärkste Kraft werden.
Bayerischer AfD-Vizechef Müller greift Landeschefin nach seinem Rücktritt an
In der bayerischen AfD ist der bisherige stellvertretende Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller zurückgetreten und hat dies mit Attacken auf Landeschefin Corinna Miazga verbunden. "Hinterzimmerabsprachen und persönliche Beleidigungen ziehen sich durch die Vorstandssitzungen", schrieb der nicht mehr für die Bundestagswahl nominierte Müller in seiner Rücktrittserklärung.
Der Führungsstil Miazgas und ihrer Unterstützer entspreche dem "Jogginghosenniveau", das die AfD-Bundesspitze vorgeblich nicht in der AfD haben wolle. Seine Anträge, das zum Besseren zu ändern, seien über Monate nicht auf die Tagesordnung genommen worden, schrieb Müller.
Er habe deshalb schon im Juli seine Mitarbeit im Landesvorstand beendet und habe zunächst vorerst intern seine Rücktrittserklärung formuliert. Müller erklärte die späte Veröffentlichung damit, das niemand behaupten können sollte, er habe der AfD durch seinen Rücktritt vor der Bundestagswahl geschadet.
Der als Anhänger des rechten Flügels geltende Müller hatte es nicht auf die AfD-Landesliste geschafft. Als Direktkandidat in Würzburg wurde er wegen eines Formfehlers nicht zugelassen, weshalb er dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören wird.
Prognosen in Ostdeutschland: Was sagten die Umfragen?
In den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen leben rund 12,5 Millionen Menschen – rund 15 Prozent weniger als 1990. Doch seit einigen Jahren wächst die Bevölkerungsdichte wieder. Dennoch leben im Westen rund fünfmal so viele Menschen wie im Osten.
Im Osten wird also keine Bundestagswahl entschieden – Ostdeutschland ist aber spannend, weil die Wählerinnen und Wähler schon immer anders gewählt haben als der Westen. Die Wahlbeteiligung fällt meistens schlechter aus, aber auch andere Parteien werden präferiert: Bei der letzten Bundestagswahl 2017 wurde in fast allen ostdeutschen Ländern die AfD stärkste oder zweitstärkste Kraft.
In Umfragen vor der Bundestagswahl sah die Stimmung generell gut für die SPD aus – aber auch weiterhin für die AfD. Zwischen 18 und 23 Prozent der Stimmen erwarteten die Meinungsforscher für die AfD aus dem Osten. Für die SPD schwankten die Zahlen zwischen 15 Prozent und bis zu 31 Prozent. Die CDU wurde in den meisten Umfragen in Ostdeutschland drittstärkste Kraft hinter SPD und AfD.
Bundestagswahl Ergebnisse: So wählte der Osten 2017
Bei der Bundestagswahl 2017 wurde in den ostdeutschen Bundesländern vor allem der starke Zuwachs der AfD festgestellt. Mit der Ausnahme Berlin wurde die AfD in allen Ländern im Osten zweitstärkste oder sogar stärkste Kraft.
Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 im Einzelnen:
- Berlin: CDU (22,7 Prozent), Die Linke (18,8 Prozent), SPD (17,9 Prozent), Grüne (12,6 Prozent), AfD (12,0 Prozent), FDP (8,9 Prozent)
- Brandenburg: CDU (26,7 Prozent), AfD (20,2 Prozent), SPD (17,6 Prozent), Die Linke (17,2 Prozent), FDP (7,1 Prozent), Grüne (5,0 Prozent)
- Mecklenburg-Vorpommern: CDU (33,1 Prozent), AfD (18,6 Prozent), Die Linke (17,8 Prozent), SPD (15,1 Prozent), FDP (6,2 Prozent), Grüne (4,3 Prozent)
- Sachsen: AfD (27,0 Prozent), CDU (26,9 Prozent), Die Linke (16,1 Prozent), SPD (10,5 Prozent), FDP (8,2 Prozent), Grüne (4,6 Prozent)
- Sachsen-Anhalt: CDU (30,3 Prozent), AfD (19,6 Prozent), Die Linke (17,7 Prozent), SPD (15,2 Prozent), FDP (7,8 Prozent), Grüne (3,7 Prozent)
- Thüringen: CDU (28,8 Prozent), AfD (22,7 Prozent), Die Linke (16,9 Prozent), SPD (13,2 Prozent), FDP (7,8 Prozent), Grüne (4,1 Prozent)
Bundestagswahl Ostdeutschland: Wahl in den neuen Bundesländern
Eine Übersicht über die Wahlergebnisse in den einzelnen ostdeutschen Bundesländern gibt es hier:
Wahl in Sachsen
Wahl in Thüringen